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200 Jahre Museumsinsel Berlin: Inselfest mit freiem Eintritt, Bühnen, Führungen und Debatten

200 Jahre Museumsinsel Berlin: Inselfest mit freiem Eintritt, Bühnen, Führungen und Debatten

Mai 30, 2025
Monika Schmidt

Die Museumsinsel ist kein Ort des Konsums, sondern ein verdichtetes Archiv deutscher Geschichte. 200 Jahre nach der Grundsteinlegung des Alten Museums durch Karl Friedrich Schinkel feiert Berlin sein kulturelles Herz mit einem dreitägigen Inselfest. Was einst als preußisches Reformprojekt begann, gilt heute als Weltkulturerbe, Streitpunkt, Projektionsfläche – und symbolträchtiger Ort kollektiver Erinnerung.

Vom 30. Mai bis zum 1. Juni öffnen Museen, Höfe und Bühnen auf der Museumsinsel ihre Türen – begleitet von Theateraufführungen, Konzerten, Sonderausstellungen, politischen Gesprächen und einem kritischen Blick auf das Verhältnis zwischen Macht, Kunst und Identität. Auf dem Programm stehen Beiträge führender Berliner Bühnen, kuratierte Führungen, Familienangebote und Debatten zur Zukunft des kulturellen Erbes. Darüber berichtet RENEWZ.de unter Berufung auf rbb24. Das Jubiläum versteht sich nicht nur als Festakt, sondern als Einladung zur Auseinandersetzung mit 200 Jahren Sammlungsgeschichte – und deren Relevanz im gesellschaftlichen Diskurs der Gegenwart.

Die Insel als Spiegel deutscher Systeme

Die Museumsinsel ist weit mehr als ein Ensemble von Bauten. Sie ist Ausdruck politischer Ordnungsvorstellungen und kultureller Selbstauslegung – in Preußen, im Kaiserreich, im Nationalsozialismus, in der DDR und in der Bundesrepublik. Sie stand für das Ideal eines Bildungsbürgertums, wurde Ort nationaler Repräsentation und später Zentrum musealer Rekonstruktion nach den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs.

Der Wiederaufbau begann spät, war teuer, nicht unumstritten – aber letztlich ein gesamtdeutsches Projekt. Die James-Simon-Galerie von David Chipperfield, eröffnet 2019, ist nicht nur Eingang, sondern architektonisches Statement: zurückhaltend, rational, europäisch.

Doch das Jubiläum markiert nicht nur das Erreichte. Es stellt auch die Frage nach dem Verhältnis zwischen Vergangenheit und Verantwortung neu.

Raubkunst, Rekonstruktionen und Rückgaben

Im Mittelpunkt der Kritik stehen weiterhin die Sammlungsbestände kolonialer Herkunft – darunter die Benin-Bronzen, Objekte aus China, Kolumbien und Ägypten. Auch die berühmte Büste der Nofretete wird erneut zur Projektionsfläche, zum Prüfstein für eine ehrliche Dekolonisierung musealer Praxis.

Zwar wurden Rückgaben eingeleitet, etwa an Nigeria und Kolumbien, doch bleibt der Umgang mit Provenienzfragen und Machtasymmetrien ein zentraler Prüfstein für das Selbstverständnis deutscher Museen.

Auch geopolitisch ist die Museumsinsel nicht unberührt: Große Teile der Berliner Sammlungen befinden sich noch immer in Russland. Ihre Rückgabe gilt als unwahrscheinlich.

Inselfest 2025 – das Programm in Übersicht

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Staatlichen Museen zu Berlin und weitere Partnerinstitutionen gestalten ein ambitioniertes Programm für alle Generationen:

Freitag, 30. Mai

  • Festakt und Eröffnung im Kolonnadenhof mit Musik der Staatskapelle
  • Illuminationen historischer Fassaden
  • Sonderführungen durch Restaurierungswerkstätten

Samstag, 31. Mai

  • Beiträge des Deutschen Theaters, Gorki-Theaters und Berliner Ensembles
  • Kinderprogramme zur Archäologie im Neuen Museum
  • Gesprächsreihe „200 Jahre Macht und Sammlung“
  • Dokumentarfilm-Premiere (ZDF/ARTE): „Inseln der Erinnerung“

Sonntag, 1. Juni – UNESCO-Welterbetag

  • Freier Eintritt in die Alte Nationalgalerie, das Neue Museum, das Bode-Museum sowie „Pergamon. Das Panorama“
  • Kurator:innen-Führungen durch aktuelle Ausstellungen
  • Debatten zur Zukunft des Humboldt Forums mit Beteiligung zivilgesellschaftlicher Gruppen

Tickets und Zugang: Wer darf was

  • Tagesticket (für alle Häuser): 14 €, ermäßigt 7 €
  • Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren: Eintritt frei
  • Jahreskarteninhaber:innen: dürfen eine Begleitperson kostenlos mitnehmen
  • Sonntag (1. Juni): freier Eintritt für alle im Rahmen des Welterbetags
  • Open-Air-Veranstaltungen: kostenfrei
  • Reservierungen für Sonderführungen unter: www.smb.museum

Kulturelles Gedächtnis und politischer Anspruch

Die Museumsinsel ist kein abgeschlossenes Projekt. Sie lebt – als Raum ästhetischer Erfahrung, als Ort von Bildungsversprechen und als Labor politischer Verantwortung. Die Debatten um das Humboldt Forum, die Rückgabe von Sammlungsobjekten und der Umgang mit historischen Rekonstruktionen machen deutlich: Das Museum der Zukunft muss mehr sein als ein schöner Raum.

Das Jubiläum ist daher nicht nur Festakt, sondern Aufforderung: zur Reflexion, zur Öffnung – und zur Neuverhandlung dessen, was kulturelles Erbe im 21. Jahrhundert bedeuten kann.

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