Warum verursacht Spargel unangenehmen Uringeruch

Spargel gehört für viele zum Frühling wie der erste Sonnenschein. Ob klassisch mit Sauce Hollandaise oder modern im Salat – das Frühlingsgemüse ist beliebt, leicht und voller Nährstoffe. Doch es gibt eine bekannte Nebenwirkung: Kurz nach dem Verzehr berichten viele Menschen von einem ungewöhnlich starken Uringeruch.
Warum tritt dieser Effekt auf? Warum betrifft es nicht alle? Und ist das ein Zeichen für gesundheitliche Probleme? Die Antworten führen tief in die Biochemie, Genetik und individuelle Wahrnehmung. Darüber berichtet RENEWZ.
Schwefelverbindungen aus dem Stoffwechsel
Wird Spargel verdaut, produziert der Körper flüchtige Schwefelverbindungen. Diese entstehen beim Abbau der sogenannten Asparagusinsäure – einer schwefelhaltigen Aminosäure, die im Spargel natürlich vorkommt.
Welche Stoffe stecken dahinter
Die wichtigsten geruchsaktiven Stoffe sind:
- Methanthiol
- Dimethylsulfid
- Dimethyldisulfid
- Dimethylsulfon
Diese Verbindungen haben einen starken, stechenden Geruch. Sie verdampfen schnell und gelangen beim Wasserlassen über den Urin in die Luft – und damit direkt in unsere Nase.
Warum riecht nicht jeder Spargel-Urin
Eine oft gestellte Frage ist: Wenn alle Spargel essen – warum riechen nicht alle den gleichen Effekt? Tatsächlich spielen zwei genetische Faktoren eine entscheidende Rolle.
Unterschiedlicher Stoffwechsel
Ein Teil der Bevölkerung zersetzt die Asparagusinsäure beim Verdauen kaum oder gar nicht – der typische Uringeruch bleibt aus. Diese Menschen „produzieren“ den Geruch schlicht nicht.
Genetisch bedingte Riechfähigkeit
Andere Menschen wiederum produzieren den Geruch, können ihn aber nicht wahrnehmen. Ihnen fehlt ein bestimmter Geruchsrezeptor – eine Form der spezifischen Anosmie (Riechunfähigkeit für bestimmte Stoffe).
Was sagen Studien
- 40–50 % der Menschen riechen den Spargel-Urin deutlich.
- 20–30 % produzieren keine Geruchsstoffe.
- Einige können nur den Urin anderer riechen, nicht aber ihren eigenen.
Ist der Geruch gefährlich
Nein – im Gegenteil. Der intensive Geruch nach Spargel ist ein Zeichen dafür, dass der Körper wie erwartet arbeitet. Es handelt sich um ein völlig harmloses, temporäres Phänomen, das durch den Konsum dieses Gemüses ausgelöst wird.
Dauerhafte oder andere auffällige Gerüche – etwa nach Ammoniak, Fisch oder Süßlichem – könnten allerdings auf medizinische Probleme hinweisen und sollten ärztlich abgeklärt werden.
Kann man den Geruch verhindern
Wenn du zu den Menschen gehörst, die den Geruch produzieren und wahrnehmen, kannst du ihn nicht vollständig vermeiden – aber etwas abmildern.
Tipps zur Reduktion:
- Viel Wasser trinken – verdünnt den Urin und damit auch die Geruchsstoffe.
- Spargel gut kochen – roher Spargel verursacht oft intensiveren Geruch.
- Zitrone oder Essig verwenden – kann enzymatische Reaktionen verändern.
- Weißen Spargel bevorzugen – er enthält tendenziell weniger Asparagusinsäure.
Ein harmloses Phänomen mit Aha-Effekt
Dass Spargel eine solche Wirkung auf unseren Urin hat, überrascht viele. Früher war es ein Tabuthema, heute ist es ein beliebter Smalltalk-Gegenstand im Frühling. Und es zeigt: Selbst bei alltäglichen Lebensmitteln reagiert unser Körper sehr individuell.
Wen der Geruch stört, der kann beruhigt sein: Er ist weder ein Hinweis auf Krankheit noch ein Nachteil. Wer ihn nicht riecht, verpasst zwar einen kuriosen Nebeneffekt – hat aber auch einen angenehmeren Toilettengang.
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