Rumänien wählt erneut – und diesmal unter besonderer Beobachtung

Am 4. Mai 2025 findet in Rumänien eine Wiederholung der Präsidentschaftswahl statt. Der erste Wahlgang vom 24. November 2024 wurde vom Verfassungsgericht annulliert – wegen massiver Manipulationsvorwürfe im Zusammenhang mit dem rechtsextremen Kandidaten Călin Georgescu. Seine Kampagne profitierte auffällig von algorithmischer Bevorzugung auf TikTok, fehlender Kennzeichnung und möglichem Einfluss aus dem Ausland, berichtet RENEWZ.
Verfassungsgericht erklärt Wahl für ungültig
Georgescus plötzlicher Erfolg hatte viele überrascht. Ermittlungen zeigten, dass seine Onlinekampagne von russischen Netzwerken beeinflusst worden sein könnte. Inhalte wurden über TikTok und Telegram verbreitet, ohne als politische Werbung gekennzeichnet zu sein – ein klarer Verstoß gegen das Wahlgesetz.
Ein Bericht des rumänischen Verteidigungsrats bestätigte den Verdacht ausländischer Einflussnahme. Als Reaktion schloss das Verfassungsgericht Georgescu vom neuen Wahlgang aus. Gegen ihn laufen aktuell Ermittlungen.
Präsidentschaft ohne Präsident
Am 10. Februar 2025 trat der bisherige Präsident Klaus Iohannis zurück, um einem drohenden Amtsenthebungsverfahren zuvorzukommen. Seine Kritiker sahen in ihm einen „passiven Beobachter der Krise“. Seitdem führt Senatspräsident Ilie Bolojan das Amt kommissarisch weiter.

Die vier Favoriten
Von elf offiziell registrierten Kandidaten stechen vier heraus:
Crin Antonescu – der erfahrene Liberale
Ehemaliger Parteichef und Interimspräsident. Gilt als proeuropäisch, staatstragend, kompromissfähig. Laut Umfragen etwa 25 % im ersten Wahlgang.
Nicușor Dan – der technokratische Saubermann
Bürgermeister von Bukarest, kämpft gegen Korruption. Unterstützt von der urbanen Mittelschicht, vor allem in Großstädten. Prognosen: 22 %.
George Simion – der rechte Favorit
Chef der rechtsextremen AUR. Nationalistisch, EU-skeptisch, antiwestlich. Erbt viele Stimmen von Georgescu. Führt mit etwa 34 %, verliert aber laut Umfragen fast in jeder Stichwahl.
Victor Ponta – das Comeback mit Altlasten
Ex-Premier, von Korruptionsaffären überschattet. Kritisierte die Ukraine-Politik. Aktuell bei 13 %, zuletzt unter Druck durch unglückliche Aussagen.
Richtungswahl für Rumänien und Europa
Diese Wahl wird weit über Bukarest hinaus beachtet. Simions mögliche Präsidentschaft könnte Rumäniens Rolle in der EU und NATO destabilisieren. Seine Nähe zu autoritären Akteuren, Kritik an der Ukraine-Hilfe und populistische Rhetorik sorgen international für Nervosität.
Antonescu und Dan hingegen stehen für Kontinuität, Rechtsstaatlichkeit und Westbindung. Eine Stichwahl zwischen ihnen gilt als das wahrscheinlichste Szenario – und als Prüfstein für die politische Reife Rumäniens.
Europas Blick richtet sich auf den 4. Mai
Der zweite Wahlversuch ist für viele Bürger auch ein Test, ob ihr Land immun bleibt gegen Desinformation und Extremismus. Rumänien steht am Scheideweg – und mit ihm ein Teil Europas.
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