RENEWZ.de
Finde, was zählt. Immer informiert
Lkw-Parkplätze: Deutschland hat 25.000 zu wenig – ACE dokumentiert Engpässe an Raststätten

Lkw-Parkplätze: Deutschland hat 25.000 zu wenig – ACE dokumentiert Engpässe an Raststätten

Mai 1, 2025
Monika Schmidt
Bis zu 25.000 Lkw-Parkplätze fehlen an deutschen Autobahnen. DKV, ACE & Co. warnen: Überfüllte Raststätten gefährden Fahrer, Ruhezeiten & Verkehr.

Lkw-Parkplätze sind auf deutschen Autobahnen Mangelware – und das Problem wird dramatischer. Laut einer aktuellen Erhebung des Automobilclubs Europa (ACE) fehlen bundesweit bis zu 25.000 Stellplätze für Lastwagen. Seit Anfang dieser Woche dokumentiert der ACE erstmals bundesweit die tatsächliche Auslastung der Rastanlagen – und vergleicht sie mit den offiziellen Angaben der Autobahn GmbH. Ziel ist es, das Ausmaß der Überbelegung offenzulegen und politischen Druck für den Ausbau aufzubauen. Darüber berichtet Renewz.de unter Berufung auf rbb24.

Bereits jetzt zeigt sich: An vielen Rastplätzen ist die Überbelegung massiv – laut ACE 20 bis 30 Prozent über dem Limit. In Brandenburg beispielsweise, am Parkplatz Am Fichtenplan in Dahme-Spreewald, wurden 117 Lkw gezählt – erlaubt sind dort nur 75. Auch in Michendorf (Potsdam-Mittelmark) stehen Lkw quer und teilweise in verbotenen Zonen, weil die Fläche schlicht nicht ausreicht.

Der Hintergrund ist ernst: Berufskraftfahrer müssen gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeiten einhalten. Finden sie keinen legalen Stellplatz, dokumentiert der Fahrtenschreiber jede Minute Verzögerung – was bei Kontrollen zu Bußgeldern führen kann. Besonders prekär wird die Lage an Sonn- und Feiertagen, wenn für Lkw über 7,5 Tonnen zwischen 0 und 22 Uhr Fahrverbot herrscht.

Immer häufiger stellen Fahrer ihre Fahrzeuge in Einfahrten, auf Standstreifen oder sogar auf Pkw-Parkplätzen ab – oft mit gefährlichen Folgen. So kam es am Dienstagabend zu einem tödlichen Unfall auf dem Rastplatz Schwielowsee an der A10, bei dem ein Pkw unter einen dort geparkten Lkw fuhr. Zwei Menschen starben.

Der ACE betont, dass nicht die Fahrer das Problem seien, sondern die fehlende Infrastruktur. Man wolle sie nicht bloßstellen, sondern auf Missstände hinweisen. Seit 2018 ist die Zahl der Lkw-Stellplätze laut Bundesverkehrsministerium zwar um 16,5 Prozent gestiegen – auf rund 82.500 Plätze im Jahr 2023 – doch das reicht bei Weitem nicht.

Der Lkw-Verkehr in Deutschland nimmt zu: durch die zentrale Lage als Transitland, durch den boomenden Online-Handel und die wachsende Erwartung an sofortige Warenverfügbarkeit. Die Folge: selbst neue Stellplätze reichen nicht aus.

Der ACE fordert, dass der Ausbau der Infrastruktur politisch zur Priorität wird – idealerweise über das Sondervermögen für Infrastruktur. Der ADAC schlägt zusätzlich vor, private Firmengelände zeitweise zu öffnen. Eine kleine Verbesserung: Per App können Fahrer heute bereits prüfen, wo noch freie Plätze verfügbar sind – doch das ersetzt keinen Ausbau.

Die Zählung des ACE läuft noch bis Anfang Juni. Die Ergebnisse sollen öffentlich gemacht und an politische Entscheidungsträger übergeben werden. Ziel: Druck aufbauen – und eine Lösung erzwingen. Denn jede Nacht, in der Lkw-Fahrer keinen sicheren Parkplatz finden, ist nicht nur ein logistisches Problem, sondern ein Risiko für alle Verkehrsteilnehmer.

Bleiben Sie informiert! Lesen Sie auch: A14 Bekommt Anschluss An Die Zukunft: Neue Elbbrücke Bei Wittenberge Fast An Ort Und Stelle

Bild: dpa/Jochen Tack

crossmenu