Fahrrad registrieren bei der Polizei: So schützen Sie sich vor Diebstahl

Fahrräder zählen weiterhin zu den am häufigsten gestohlenen Gegenständen in Deutschland. Statistisch gesehen verschwindet alle zehn Minuten irgendwo im Land ein Rad – oft spurlos. Betroffen sind nicht nur Großstädte, sondern zunehmend auch kleinere Orte mit hohem Pendleraufkommen und E-Bike-Dichte.
Wie die Redaktion von RENEWZ.de berichtet, sind viele dieser Diebstähle vermeidbar – durch konsequente Sicherung, vorausschauendes Verhalten und eine rechtzeitige Registrierung. In diesem Beitrag zeigen wir, wie Diebe vorgehen, welche Schwachstellen Fahrradbesitzer oft übersehen, und welche Schutzmaßnahmen nachweislich wirken.
Fahrraddiebstahl 2025: Rückgang in der Statistik – aber keine Entwarnung
Die Zahl der Fahrraddiebstähle in Deutschland ist laut Polizeilicher Kriminalstatistik im Jahr 2024 leicht gesunken – doch der Schein trügt. Insgesamt wurden 245.868 Fahrräder als gestohlen gemeldet, was einem Rückgang von 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dennoch bleibt das Risiko hoch – insbesondere in Großstädten mit dichter Fahrradnutzung und starkem Pendlerverkehr.
Besonders betroffen bleiben Ballungsräume wie Berlin, Leipzig, Frankfurt am Main und Hamburg. Zwar ist in Berlin die absolute Zahl der registrierten Diebstähle leicht zurückgegangen, doch mit einer Diebstahlrate von über 14.000 Fällen pro 100.000 Einwohnern zählt die Hauptstadt weiterhin zu den Spitzenreitern im Negativ-Ranking. Auch in Leipzig und Frankfurt bleibt die Lage angespannt, insbesondere bei hochpreisigen E-Bikes, Rennrädern und Lastenrädern.
Die Aufklärungsquote ist weiterhin niedrig – unter zehn Prozent. Das bedeutet: Die allermeisten gestohlenen Fahrräder tauchen nie wieder auf. Viele Betroffene melden Diebstähle nicht einmal mehr, was zu einer hohen Dunkelziffer führt. Fahrraddiebe agieren zunehmend organisiert und professionell. Moderne Tätergruppen scannen gezielt Fahrradabstellanlagen in Bahnhöfen, Wohngebieten oder vor Büros – meist nachts oder am frühen Morgen. Besonders beliebt sind dabei schlecht gesicherte E-Bikes mit hohem Wiederverkaufswert.
Wer stiehlt Fahrräder – und warum
Fahrraddiebstahl ist kein einheitliches Delikt. Hinter den Taten stehen unterschiedliche Tätergruppen mit klar unterscheidbaren Motiven, Methoden und Zielobjekten. Die Polizei und Kriminalanalytiker unterscheiden im Wesentlichen drei Typen
1. Gelegenheitsdiebe: Der schnelle Griff im Vorbeigehen
Diese Täter handeln impulsiv. Sie greifen zu, wenn sich eine Gelegenheit bietet – etwa ein ungesichertes Fahrrad vor dem Supermarkt oder ein angelehntes Hoftor. Häufig sind es jüngere Männer, oft ohne kriminellen Hintergrund. Sie verkaufen das Rad spontan weiter oder nutzen es selbst für kurze Zeit.
Typisches Ziel: schlecht gesicherte, einfache Fahrräder im Wohnumfeld.
Tatorte: Hauseingänge, unbewachte Fahrradständer, Nebenstraßen.
2. Organisierte Banden: Systematisch, schnell, effizient
Diese Gruppen agieren arbeitsteilig und nutzen professionelle Ausrüstung. Ein Fahrzeug mit falschen Kennzeichen, eine Liste mit hochwertigen Modellen, eine präzise Route durch Pendlerparkplätze und Bahnhöfe – innerhalb weniger Minuten sind mehrere E-Bikes verladen und verschwunden.
Typisches Ziel: teure E-Bikes, Pedelecs, Markenräder.
Tatorte: Bahnhöfe, Tiefgaragen, Büroviertel, Pendlerhubs.
3. Professionelle Hehlernetzwerke: Logistik statt Diebstahl
Diese Gruppen sind selten selbst am Tatort. Sie organisieren den Weiterverkauf gestohlener Räder – über osteuropäische Absatzmärkte, digitale Marktplätze oder gefälschte Verkaufsbelege. Oft werden die Seriennummern entfernt, Räder umlackiert oder in Einzelteilen exportiert.
Typisches Ziel: Alles, was sich in Serie vermarkten lässt – E-Bikes, Lastenräder, Mountainbikes.
Tatorte: Online-Plattformen, internationale Warenrouten.

Die größten Fehler von Fahrradbesitzern
Ein Großteil der Fahrraddiebstähle wäre vermeidbar – doch viele Besitzer machen es Tätern erschreckend leicht.Die Kombination aus mangelnder Sicherung, schlechter Gewohnheit und Fehleinschätzung führt dazu, dass Fahrräder oft in weniger als 30 Sekunden gestohlen werden können.
Typische und häufige Fehler sind
- Dünne Kabel- oder Zahlenschlösser, die mit einem Seitenschneider oder Bolzenschneider problemlos durchtrennt werden können – oft sogar lautlos.
- Falsch gesichert: Das Rad wird nur am Rahmen oder Vorder-/Hinterrad abgeschlossen – jedoch nicht an einem festen Objekt wie einer Laterne oder einem Fahrradständer.
- „Nur kurz…“: Viele stellen ihr Fahrrad „nur für einen Moment“ ungesichert vor dem Bäcker, dem Supermarkt oder der Haustür ab – ein klassischer Moment für Gelegenheitsdiebe.
- Dunkle Hinterhöfe oder unbeaufsichtigte Treppenhäuser: Hier sind Fahrräder zwar aus dem Blickfeld, aber auch unbeobachtet – ein ideales Ziel für Täter, insbesondere nachts.
- Keine Dokumentation: Rahmennummern, Rechnungen oder Fotos sind oft nicht vorhanden oder unauffindbar – was eine Anzeige im Diebstahlsfall erheblich erschwert.
- Gleicher Abstellort, gleiche Uhrzeit: Wer sein Fahrrad täglich zur gleichen Zeit am gleichen Ort abstellt, macht es planbaren Tätern leicht – z. B. vor dem Büro, Bahnhof oder Sportstudio.
- E-Bikes ohne Akkusicherung oder GPS-Deaktivierung: Hochwertige Räder mit Motorunterstützung werden oft gezielt gestohlen – besonders dann, wenn der Akku nicht entfernt oder das GPS nicht aktiv ist.
Viele dieser Fehler entstehen nicht aus Unwissenheit, sondern aus Routine – und genau das nutzen Täter gezielt aus.
Warum eine Registrierung entscheidend ist
Aus Sicht von Polizei und Rechtsexperten ist die Fahrradregistrierung eines der wirksamsten Mittel zur Eigentumssicherung – und kann im Streitfall rechtlich entscheidend sein.
Ein registriertes Fahrrad ist klar einer Person zuzuordnen. Im Falle einer Kontrolle, eines Diebstahls oder einer Sicherstellung durch die Polizei lässt sich sofort überprüfen, ob das Rad als gestohlen gemeldet wurde – und wem es rechtlich gehört.
Juristisch betrachtet gilt: Wer sein Eigentum dokumentiert, ist im Vorteil. Die Rahmennummer allein genügt im Ernstfall oft nicht – viele Räder haben ähnliche oder schwer lesbare Nummern. Durch eine offizielle Registrierung mit vollständigen Daten (inkl. Fotos, Kaufbeleg, Eigentümernachweis) kann im Zweifel zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass das Rad dem Geschädigten gehört.
Auch für Versicherungen ist die Registrierung relevant. Viele Hausratversicherungen oder Fahrradversicherer verlangen bei einer Schadensmeldung nachvollziehbare Eigentumsnachweise. Fehlt eine Registrierung, kann dies die Regulierung erschweren oder verzögern – insbesondere bei hochwertigen Rädern oder E-Bikes.
Im Strafverfahren kann die Registrierung sogar Beweisfunktion haben. Wird ein gestohlenes Fahrrad später bei einer Durchsuchung oder auf einem Online-Marktplatz gefunden, kann die Polizei bei registrierten Rädern den rechtmäßigen Eigentümer umgehend ermitteln – ohne auf Vermutungen oder Gutachten angewiesen zu sein.
So funktioniert die Fahrradregistrierung bei der Polizei
Die Registrierung ist freiwillig, aber sinnvoll – und in vielen Städten kostenlos möglich.
Registriert werden:
- Rahmennummer
- Marke, Modell, Farbe
- Fotos und individuelle Merkmale
- Kaufbeleg
- Eigentümerdaten
Die Daten werden entweder bei der Polizei gespeichert oder in eine städtische Datenbank eingetragen. Manche Städte bieten auch Fahrradpässe oder Codierungen mit Gravur oder UV-Markierung an.
So funktioniert die Fahrradregistrierung bei der Polizei
Die Registrierung eines Fahrrads ist in Deutschland freiwillig – aber aus sicherheitstechnischer und rechtlicher Sicht dringend zu empfehlen. Sie ist in vielen Städten kostenlos oder gegen geringe Gebühr möglich, erfolgt entweder direkt bei der Polizei oder über Partner wie den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).
Was genau wird registriert
Folgende Daten werden standardmäßig erfasst:
- Rahmennummer (einzigartige Seriennummer des Herstellers)
- Marke, Modell, Farbe und Bauart des Fahrrads
- Fotos und individuelle Merkmale, z. B. Aufkleber, Schäden, Umbauten
- Kaufbeleg oder Quittung als Eigentumsnachweis
- Name und Kontaktdaten des Eigentümers
Je nach Stadt und Anbieter werden diese Daten in eine lokale Datenbank eingepflegt oder in einem digitalen Fahrradpass gesichert. Einige Kommunen bieten zusätzlich eine Codierung an – z. B. als Gravur am Rahmen oder durch UV-Markierung. Diese Maßnahmen erschweren den Weiterverkauf und wirken abschreckend.
Offizielle Fahrradpass-App: Ihre digitale Absicherung
Für Bürgerinnen und Bürger, die ihre Fahrraddaten selbst verwalten wollen, bietet die Polizei die kostenlose App „Fahrradpass“ an.
Name der App | Fahrradpass |
---|---|
Herausgeber | Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes |
Betriebssysteme | Android & iOS |
Funktionen | Speicherung mehrerer Fahrräder, Rahmennummern, Fotos, PDF-Export für Anzeige |
Sicherheitsniveau | Keine Cloud-Anbindung, Daten bleiben lokal auf dem Gerät |
Download | www.polizei-beratung.de |
Die App eignet sich insbesondere für alle, die keine Codierung wünschen, aber ihre Fahrraddaten schnell griffbereit haben wollen – etwa im Fall eines Diebstahls oder einer Polizeikontrolle.
Registrierungsmöglichkeiten in den wichtigsten Städten
Nahezu jede Großstadt bietet heute eigene Programme zur Fahrradregistrierung an – häufig in Zusammenarbeit mit dem ADFC.
Stadt | Angebot | Webseite |
---|---|---|
Berlin | Polizei & ADFC, regelmäßige Vor-Ort-Termine | berlin.de/polizei |
Hamburg | Polizeiaktionen + App-Unterstützung | polizei.hamburg.de |
München | Polizeidienststellen & ADFC Bayern | adfc-bayern.de |
Köln | Polizei Köln + ADFC-Events | polizei.nrw |
Frankfurt a. M. | ADFC Frankfurt + Polizeiaktionen | adfc-frankfurt.de |
Leipzig | Mobile Codieraktionen über ADFC Leipzig | adfc-leipzig.de |
Dresden | ADFC Sachsen mit Voranmeldung | adfc-sachsen.de |
Stuttgart | Polizeiaktionen mit Terminvereinbarung | polizei-bw.de |
Düsseldorf | ADFC Düsseldorf + lokale Präventionstage | adfc-nrw.de/kreisverbaende/duesseldorf |
Hannover | Polizei & ADFC Niedersachsen | adfc-niedersachsen.de |
Was kostet das Ganze
In den meisten Fällen ist die polizeiliche Registrierung kostenlos.
- Polizei: kostenlos (außerhalb von Sonderaktionen teils mit Anmeldung)
- ADFC: ca. 10–15 Euro für Codierung (kostenlos oder günstiger für Mitglieder)
- Fahrradpass-App: dauerhaft kostenfrei
Schutzmaßnahmen, die wirklich helfen
Eine Registrierung macht ein Fahrrad auffindbar – doch wirklichen Diebstahlschutz bietet nur die Kombination aus Dokumentation und robuster Sicherung. Viele Täter lassen sich nicht von Kameras oder Passanten abschrecken – wohl aber von stabiler Mechanik, Unberechenbarkeit und Zeitverlust.
Effektive Sicherheitsregeln:
- Hochwertiges Bügel- oder Faltschloss verwenden: Spiralschlösser gelten als weitgehend wirkungslos – selbst dicke Modelle sind oft in Sekunden zu knacken.
- Immer an einem festen Objekt sichern: Das Fahrrad sollte nicht nur abgeschlossen, sondern auch unverrückbar verbunden sein – z. B. an einem Laternenpfahl, stabilen Bügel oder Geländer.
- Rahmen und Vorder-/Hinterrad gleichzeitig sichern: Gerade Vorderräder werden oft ausgebaut und zurückgelassen. Doppelte Sicherung erhöht den Aufwand erheblich.
- E-Bikes niemals über Nacht im Freien lassen: Selbst in ruhigen Wohngebieten werden hochwertige Räder gezielt ausgespäht – nachts ist das Risiko am höchsten.
- Wechselnde Abstellorte nutzen: Wer täglich am gleichen Platz parkt, wird berechenbar. Besser: bewusst variieren und auffällige Standorte bevorzugen.
- Akkus und Displays entfernen: Bei E-Bikes sind leicht abnehmbare Komponenten das erste Ziel – wer diese mitnimmt, reduziert den Anreiz.
Viele Fahrraddiebe entscheiden innerhalb weniger Sekunden, ob sich der Aufwand lohnt. Je mehr Zeit und Aufwand ein Diebstahl erfordert, desto eher wird das Fahrrad stehen gelassen.
Wenn der Diebstahl passiert: Was ist zu tun
Trotz aller Vorsicht kann es passieren – wichtig ist dann: schnell und systematisch reagieren.
Schritt-für-Schritt
Versicherung informieren – falls eine Fahrrad- oder Hausratversicherung besteht, sollte der Schaden unverzüglich gemeldet werden.
Anzeige erstatten – sofort bei der Polizei oder über das Onlineportal Ihres Bundeslandes.
Alle Registrierungsdaten bereithalten – Rahmennummer, Fotos, Kaufbeleg und Einträge aus der App oder Fahrradpass bereitstellen.
Onlineplattformen regelmäßig durchsuchen – z. B. eBay Kleinanzeigen, Quoka, Facebook Marketplace. Viele gestohlene Räder tauchen dort nach wenigen Tagen auf.
Polizei mit konkreten Hinweisen versorgen – bei Verdacht auf Inserat oder Sichtung. Besonders hilfreich: Seriennummer oder besondere Merkmale.
Fahrräder gehören längst nicht mehr zur Kategorie "geringwertiges Diebesgut" – besonders in Zeiten teurer E-Bikes und urbaner Mobilität. Wer in ein Fahrrad investiert, sollte ebenso in dessen Schutz investieren. Polizei, Versicherer und Fahrradverbände sind sich einig: Die Kombination aus Registrierung, technischer Sicherung und Verhaltensbewusstsein wirkt nachweislich abschreckend – und kann im Ernstfall den entscheidenden Unterschied machen.
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