Karol Nawrocki wird neuer Präsident Polens – Sieg mit minimalem Vorsprung

Warschau, 2. Juni 2025 – Der Kandidat der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Karol Nawrocki, hat die zweite Runde der Präsidentschaftswahl in Polen knapp für sich entschieden. Nach Angaben der Staatlichen Wahlkommission (PKW) erhielt Nawrocki nach Auszählung von 100 Prozent der Stimmen 50,89 %, was 10.606.628 Stimmen entspricht. Das berichtet RENEWZ.de unter Berufung auf Wyborcza.
Sein Herausforderer, der Vertreter der Bürgerplattform (PO) Rafał Trzaskowski, kam auf 49,11 % bzw. 10.237.177 Stimmen. Der Unterschied zwischen den beiden Kandidaten beträgt weniger als ein Prozentpunkt – rund 370.000 Stimmen.
Im ersten Wahlgang am 18. Mai hatte Trzaskowski 31,36 %, Nawrocki 29,54 % erhalten. Elf weitere Kandidaten schieden mit deutlich geringeren Ergebnissen aus und verpassten die Stichwahl.
Im Zentrum des Wahlkampfes standen die letzten Fernsehdebatten, in denen beide Kandidaten Themen wie Gesundheitswesen, Migration und Außenpolitik diskutierten. Während Trzaskowski auf seine Amtszeit als Bürgermeister von Warschau verwies, versuchte Nawrocki, sich als unabhängige Alternative zum politischen Establishment darzustellen. Für Aufsehen sorgte eine Szene während einer Debatte, als Nawrocki sich während der Live-Sendung etwas in den Mund steckte, die Nase rieb und Wasser trank – dies löste Spekulationen über möglichen Drogenkonsum aus. Später stellte sein Team klar, dass es sich um Snus, einen in Skandinavien verbreiteten Kautabak, gehandelt habe.
Kampf um die Stimmen der Rechten
Im Schlussspurt vor der Stichwahl konzentrierten sich beide Lager auf die Wählerschaft des rechtspopulistischen Kandidaten Sławomir Mentzen, der im ersten Wahlgang 14,8 % erreicht hatte. Mentzen legte beiden Finalisten ein Acht-Punkte-Papier vor, in dem er unter anderem die Ablehnung neuer Steuern, den Schutz weitreichender Meinungsfreiheit sowie eine klare Absage an einen NATO-Beitritt der Ukraine forderte. Karol Nawrocki unterzeichnete das Dokument umgehend. Rafał Trzaskowski hingegen verweigerte die Zustimmung – insbesondere wegen der außen- und sicherheitspolitischen Implikationen. Mentzen selbst gab bis zum Wahltag keine offizielle Wahlempfehlung ab, was sein Lager spaltete.
Geteilte Straßen, geteiltes Land
Die letzten Wahlveranstaltungen zeigten deutlich die gesellschaftliche Polarisierung. In Warschau führte Trzaskowski einen proeuropäischen Marsch an, dem sich laut Behördenangaben über 140.000 Menschen anschlossen, darunter Premierminister Donald Tusk, Minister der Regierungskoalition sowie internationale Gäste wie Nicușor Dan, der neu gewählte Präsident Rumäniens. Zeitgleich versammelten sich etwa 50.000 Unterstützer von Nawrocki bei einer Demonstration der PiS unter der Führung von Parteichef Jarosław Kaczyński.
Uneinigkeit in der Ukraine-Politik
In den Debatten bekannten sich beide Kandidaten zur militärischen Unterstützung der Ukraine, setzten jedoch unterschiedliche Schwerpunkte. Nawrocki nannte die Hilfe ein „strategisches Mittel zur Eindämmung russischer Aggression“. Trzaskowski hingegen betonte die wirtschaftliche Verantwortung und sprach sich für eine koordinierte Zusammenarbeit mit der EU und den USA aus.
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