RENEWZ.de
Finde, was zählt. Immer informiert
Wie ein chinesischer Staudamm die Tageslänge verändert – NASA bestätigt geophysikalischen Effekt

Wie ein chinesischer Staudamm die Tageslänge verändert – NASA bestätigt geophysikalischen Effekt

Mai 2, 2025
Monika Schmidt
Der Drei-Schluchten-Damm in China hat laut NASA die Erdrotation minimal verlangsamt – die Tageslänge verlängert sich messbar um 0,06 Mikrosekunden.

Dass ein von Menschenhand errichtetes Bauwerk die physikalischen Eigenschaften eines ganzen Planeten messbar beeinflussen kann, galt lange als theoretisches Gedankenspiel. Doch genau das legt eine Analyse der US-Raumfahrtbehörde NASA nahe. Demnach hat der Drei-Schluchten-Damm in China – eines der massivsten Infrastrukturprojekte der Welt – einen messbaren Einfluss auf die Erdrotation. Die gigantische Wassermasse, die durch den Damm aufgestaut wird, verändert das Trägheitsmoment der Erde und verlangsamt ihre Rotation um einen winzigen Bruchteil. Darüber berichtet Renewz.de  unter Berufung auf NASA-Daten und internationale Fachquellen wie Yahoo News.

Ein Bauwerk von planetarer Bedeutung

Der Drei-Schluchten-Damm (Three Gorges Dam), der sich über den Jangtse-Fluss bei Sandouping in der Provinz Hubei erstreckt, ist das größte Wasserkraftwerk der Welt. Der Bau wurde 2006 abgeschlossen, vollständig in Betrieb ist die Anlage seit 2012. Der Damm ist 2.335 Meter lang, 185 Meter hoch und kann bis zu 40 Kubikkilometer Wasser speichern – das entspricht etwa 40 Billionen Litern oder rund 16 Millionen olympischen Schwimmbecken.

Die Konstruktion dient in erster Linie der Energiegewinnung und dem Hochwasserschutz. Doch durch ihre schiere Masse hat sie offenbar einen unerwarteten Nebeneffekt auf den Planeten.

YICHANG, CHINA - APRIL 27, 2025 - Aerial view of the Three Gorges Dam in Yichang City, Hubei Province, China on April 27, 2025. (Photo credit should read CFOTO/Future Publishing via Getty Images)

Wissenschaftlicher Nachweis durch die NASA

Der Geophysiker Dr. Benjamin Fong Chao vom Goddard Space Flight Center der NASA veröffentlichte eine Studie, in der er die Auswirkungen großer Staudämme auf die Erdrotation untersuchte. Die zentrale These: Wenn eine gewaltige Masse Wasser aufgestaut und damit bewegt wird, verändert sich das Trägheitsmoment der Erde – ähnlich wie ein Eiskunstläufer, der durch das Ausstrecken der Arme seine Drehgeschwindigkeit reduziert.

Konkret verlängert der Drei-Schluchten-Damm die Tageslänge laut Berechnungen um etwa 0,06 Mikrosekunden. Das entspricht 0,00000006 Sekunden – eine Veränderung, die für den Menschen absolut nicht spürbar ist, aber mit präzisen Messinstrumenten nachweisbar.

Eine winzige Verschiebung mit großer Bedeutung

Zwar handelt es sich bei der Veränderung um eine extrem kleine, doch ihre Existenz bestätigt, dass menschliche Eingriffe in das Massengleichgewicht der Erde reale physikalische Folgen haben können. Die NASA berechnete außerdem eine minimale Verschiebung der Erdachse um rund zwei Zentimeter in Richtung 119° Ost – ebenfalls ein direktes Resultat des Umverteilens von Wassermassen.

Vergleichbar sind solche Veränderungen mit natürlichen Ereignissen wie starken Erdbeben. Das Beben im Indischen Ozean 2004 beispielsweise verkürzte den Tag um etwa 2,68 Mikrosekunden. Der Einfluss des chinesischen Damms ist geringer, aber in seiner Ursache – rein anthropogen – besonders bemerkenswert.

Globale Dynamik und weitere Folgen

Physikalisch betrachtet basiert der Effekt auf dem Prinzip der Erhaltung des Drehimpulses. Wird Masse weiter vom Zentrum entfernt bewegt, sinkt die Rotationsgeschwindigkeit. Diese Veränderungen tragen langfristig auch zu subtilen Anpassungen der globalen Form der Erde bei: Sie wird an den Polen etwas abgeflacht und am Äquator minimal breiter.

Weitere menschliche Einflüsse auf die Erdrotation werden durch den Klimawandel begünstigt. Das Abschmelzen der Gletscher etwa führt zu einer Umverteilung von Wassermassen in niedrigere Breitengrade und damit zu ähnlichen Effekten auf die Drehbewegung des Planeten.

Reaktionen und Relevanz

In sozialen Netzwerken sorgte die Nachricht erwartungsgemäß für lebhafte Diskussionen – von ironischen Kommentaren bis hin zu wissenschaftlicher Neugier. Ein Nutzer fragte sarkastisch, ob sich die dadurch gewonnenen drei Tage in Form eines zusätzlichen Urlaubs auszahlen lassen. Andere sahen in der Erkenntnis einen erneuten Beweis gegen pseudowissenschaftliche Modelle wie die flache Erde.

Trotz des mikroskopischen Ausmaßes der Veränderung liefert die Studie ein faszinierendes Beispiel für die Art und Weise, wie moderne Ingenieurskunst mit den fundamentalen Kräften unseres Planeten interagiert. Für die breite Bevölkerung mögen 0,06 Mikrosekunden keine spürbare Auswirkung haben – doch für die Wissenschaft ist der Beweis einer solchen Wirkung ein Meilenstein.

Bleiben Sie informiert! Lesen Sie auch: Starlink Bekommt Konkurrenz: Amazon Bringt Kuiper-Satelliten Ins All

Bild von Getty Images

crossmenu