WeTransfer streicht umstrittene Lizenzklausel nach öffentlicher Empörung

WeTransfer streicht umstrittene Lizenzklausel nach öffentlicher Kritik – und reagiert damit auf massiven Protest von Nutzern, Datenschutzexperten und Juristen. Die geplante Änderung in den Nutzungsbedingungen hätte dem Dienst weitreichende Rechte an allen hochgeladenen Inhalten eingeräumt – inklusive der Möglichkeit, diese weltweit, dauerhaft, kostenlos und sogar für das Training von Künstlicher Intelligenz zu verwenden. Das berichtet Rеnewz.de unter Berufung auf heise online.
Die ursprüngliche Klausel sah vor, dass WeTransfer sämtliche Immaterialgüterrechte an übermittelten Dateien für eigene Zwecke nutzen darf – darunter auch zur Entwicklung neuer Technologien, zur Weiterlizenzierung an Dritte oder zur öffentlichen Wiedergabe. Besonders brisant: Der Dienst hätte laut Bedingungen nicht nur Inhalte verwenden dürfen, sondern auch in abgewandelter Form weiterverkaufen, verbreiten oder öffentlich aufführen können – selbst ohne Zustimmung oder Vergütung der ursprünglichen Urheber. Dabei wäre jeder Nutzer, der eine Datei über WeTransfer verschickt, automatisch zum Lizenzgeber geworden – selbst wenn er nicht die Rechte an der Datei besaß. Diese Person hätte dann gegenüber dem eigentlichen Rechteinhaber gehaftet – ein rechtliches Risiko mit potenziell existenzbedrohenden Folgen.
Für Empörung sorgte zudem der explizite Passus, dass WeTransfer Inhalte zur Verbesserung von Machine-Learning-Modellen verwenden darf. In Zeiten, in denen Urheberrechte, Datenschutz und KI-Ethik zunehmend debattiert werden, wirkte diese Formulierung wie eine Provokation. Für neue Nutzer galt die Klausel bereits seit Anfang Juli 2025, für bestehende Nutzer sollte sie ab dem 8. August greifen.
Nach scharfer öffentlicher Kritik lenkte das Unternehmen nun ein. In einer offiziellen Erklärung heißt es:
„Wir verwenden kein Machine Learning oder jegliche Form von KI, um über WeTransfer geteilte Inhalte zu verarbeiten. Inhalte werden weder verkauft noch an Dritte weitergegeben.“
Die neue Version der Nutzungsbedingungen ist deutlich kürzer und verzichtet vollständig auf Begriffe wie „KI“, „sub-licensable“ oder „kommerzielle Nutzung“. Stattdessen beschränkt sich die Formulierung auf eine gebührenfreie Lizenz zur „Bereitstellung, Entwicklung und Verbesserung des Dienstes“ – eine gängige, wenngleich rechtlich dehnbare Wendung in Tech-Verträgen.
Juristisch bleibt dennoch ein Beigeschmack: Auch die reduzierte Formulierung lässt offen, wie weitreichend „Verbesserung des Dienstes“ ausgelegt werden kann. Zwar ist der öffentlichkeitswirksame Rückzieher ein Schritt in Richtung Transparenz, doch zeigt der Fall exemplarisch, wie weit Unternehmen bereit sind zu gehen, wenn sie Nutzerrechte unauffällig ausweiten wollen. Ohne massiven öffentlichen Druck hätte WeTransfer die Klausel wohl kaum zurückgezogen.
Die Debatte verweist auf ein Grundproblem in der digitalen Wirtschaft: Viele Plattformen sehen in Nutzerdaten ein verwertbares Kapital – oft ohne ausreichende Kontrolle, Zustimmung oder Gegenleistung für die Betroffenen.Dass WeTransfer nun zurückrudert, ist weniger ein Zeichen von Einsicht als eine Reaktion auf die Kraft einer aufmerksamen Netzöffentlichkeit.
Bleiben Sie informiert! Lesen Sie auch - „Chwoot“-Lücke In Sudo: Wie Ein Unsichtbarer Fehler Millionen Linux-Systeme Bedroht