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Was ist das nächste große soziale Netzwerk nach Facebook und X

Was ist das nächste große soziale Netzwerk nach Facebook und X

März 29, 2025
Monika Schmidt
Soziale Netzwerke im Wandel: X verliert Nutzer, Facebook stagniert. Neue Apps wie Bluesky, Butterflies AI und Mozi bringen frischen Wind ins digitale Miteinander.

Soziale Netzwerke stehen 2025 vor einem Umbruch: Facebook verliert an Relevanz, X (ehemals Twitter) an Vertrauen. Millionen Nutzerinnen und Nutzer weltweit suchen nach neuen digitalen Räumen für Austausch, Identität und Gemeinschaft. Während die alten Netzwerke stagnieren, entstehen spannende Alternativen wie Bluesky, Butterflies AIoder Mozi – mit offenen Protokollen, dezentralen Strukturen und frischen Konzepten.
RENEWZ berichtet darüber, unter Berufung auf BBC Business.

KI-Avatare, die Seifenopern spielen: Butterflies AI

Eine Plattform, die viele überrascht hat, heißt Butterflies AI. Dort interagieren echte Menschen mit KI-gestützten Avataren – und das in einer erstaunlich lebendigen, fast spielerischen Weise. Der britische Technikstratege Jay Springetttestete die Plattform aus Neugier – und blieb über ein halbes Jahr aktiv.

Sein digitaler Avatar entwickelte mit der Zeit ein Eigenleben: Er tauschte sich mit anderen KIs aus, sammelte virtuelle Beanie Babies und schrieb quasi seine eigene digitale Geschichte. „Es fühlte sich mehr wie Beobachten als Teilnehmen an“, sagte Springett der BBC. „Ich hätte nie dafür gezahlt, aber es war faszinierend genug, um dran zu bleiben.“

Junge Nutzer kehren Facebook & Co. den Rücken

Laut der Analysefirma Similarweb hat X seit Januar 2024 allein im Vereinigten Königreich rund 25 % seiner täglichen Nutzer verloren. Auch Facebook wird zunehmend gemieden: Eine Studie des Pew Research Center ergab, dass nur noch ein Drittel der US-Teenager Facebook oder X nutzen – vor zehn Jahren waren es noch drei Viertel. Dieser Rückzug eröffnet Chancen für neue Plattformen mit modernen Konzepten – und die Nachfrage wächst.

Bluesky: Ein offenes Netzwerk mit Kontrolle für Nutzer

Besonders viel Aufmerksamkeit erhält aktuell Bluesky. Die Plattform wurde ursprünglich mit Unterstützung von Twitter-Mitgründer Jack Dorsey gestartet und basiert auf dem AT-Protokoll – einer offenen Architektur, die Nutzern deutlich mehr Kontrolle gibt.

Was Bluesky besonders macht: Die Nutzer können selbst entscheiden, wie ihr Feed aussieht, welche Inhalte sie sehen wollen und wie moderiert wird. Es gibt Hunderte Filter-Optionen, entwickelt von der Community. Wer die lauten Debatten auf der Hauptseite vermeiden will, kann einfach auf den Feed „Popular with Friends“ wechseln.

Die Hürden: Technik, Vertrauen und Reichweite

Doch der Weg nach oben ist für neue Netzwerke schwierig. Andy Tattersall, Informationswissenschaftler an der Universität Sheffield, erklärt: „Der Spagat zwischen Einnahmen, Sicherheit und effektiver Moderation ist extrem schwer.“ Dazu kommt das bekannte Problem des Netzwerkeffekts – nach dem Metcalfe’s Law steigt der Wert eines Netzwerks exponentiell mit der Zahl seiner Nutzer. Große Plattformen haben dadurch einen systemischen Vorteil.

Promis wollen das Netz zurückerobern

Um dieser Konzentration entgegenzuwirken, wurde die Initiative Free Our Feeds gegründet – mit prominenter Unterstützung von Musiker Brian Eno und Schauspieler Mark Ruffalo. Ziel: In den nächsten drei Jahren sollen 30 Millionen Dollar gesammelt werden, um dezentrale, gemeinwohlorientierte soziale Netzwerke zu fördern – auf Basis des AT-Protokolls.

Robin Berjon, einer der neun Treuhänder der Initiative, warnt jedoch: „Solange Bluesky die Infrastruktur selbst betreibt, bleibt das Risiko, dass sie nicht im öffentlichen Interesse handelt.“

Interoperabilität: Der Schlüssel zur Zukunft?

Auch andere Projekte arbeiten an einem offenen Social Web. Die Social Web Foundation rund um Evan Prodromou, Mitentwickler des ActivityPub-Protokolls, will Inhalte verschiedener Plattformen in einem gemeinsamen Netzwerk vereinen – etwa Beiträge von Threads, Mastodon, PeerTube oder Funkwhale.

„Wir müssen weg von der Idee, dass eine einzige Plattform alles abdecken kann“, sagt Prodromou. Threads (Meta) unterstützt bereits ActivityPub, Bluesky hingegen setzt auf AT. Noch sind die Systeme nicht kompatibel – aber es entstehen Brücken.

Apps wie Mozi und Surf denken radikal neu

Am anderen Ende des Spektrums stehen kleine, kreative Plattformen mit klarer Nischenidee: Die App Mozi, mitentwickelt vom Twitter-Co-Gründer Ev Williams, will Menschen wieder im echten Leben zusammenbringen. Sie zeigt dir, wenn Freunde zur selben Zeit in deiner Stadt sind – und ermutigt zur realen Begegnung.
„Bis Mozi wusste ich nie, wer aus meinem Netzwerk gerade wo ist“, sagt Mitgründerin Molly DeWolf Swenson.

Flipboard-CEO Mike McCue verfolgt mit der App Surf einen anderen Ansatz: Sie aggregiert Inhalte aus verschiedenen Netzwerken – inklusive YouTube, Bluesky und Threads – in einem einheitlichen Feed. „Ich glaube nicht, dass es wieder eine Plattform wie Facebook geben wird“, sagt McCue. „Aber viele kleine werden unsere Zeit beanspruchen – und unser Verhalten wird sich ändern.“

Der digitale Wandel ist dezentral – und vielfältig

Ob durch KI-Avatare, offene Protokolle oder reale Begegnungen – die Social-Media-Landschaft wird 2025 bunter, verteilter und persönlicher. Was bleibt, ist der Wunsch nach Austausch. Aber wie dieser künftig aussieht, bestimmen immer weniger die alten Giganten – und immer mehr die Nutzer selbst.

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