Warum kündigt Vučić nach massiven Protesten in Serbien ein Anti-Krisen-Paket an

Serbien erlebt seit Monaten die größten Demonstrationen seit Jahrzehnten. Auslöser waren steigende Lebenshaltungskosten, Inflation und tiefes Misstrauen gegenüber der politischen Führung. Am 25. August 2025 reagierte Präsident Aleksandar Vučić auf den wachsenden Druck der Straße und kündigte ein umfassendes Anti-Krisen-Paket an. Dieses soll die Kaufkraft stabilisieren, Kredite erschwinglicher machen und sozial schwache Haushalte entlasten. Über die Maßnahmen berichtete unter anderem Novinite, darauf verweist auch Renewz.de.
Was das Paket umfasst
Vučić stellte konkrete Schritte vor, die bereits zum 1. September 2025 greifen sollen:
- Preisdeckel: Für fast 3.000 Grundnahrungsmittel wird ein Aufschlag von maximal 20 Prozent festgelegt.
- Kredite: Banken dürfen Konsumkredite künftig nur zu Zinsen von höchstens 7,5 Prozent vergeben. Bei Hypotheken sinken die Zinsen um 0,5 Prozentpunkte.
- Energiehilfen: Sozial benachteiligte Haushalte erhalten vergünstigte Tarife für Strom und Heizung.
- Preissenkungen: In 23 Warenkategorien sollen die Preise um rund 15 Prozent reduziert werden.
- Wohnungsschutz: Wohnungen bis zu 60 Quadratmetern dürfen nicht konfisziert oder zwangsversteigert werden.
Ein zweites Maßnahmenpaket, das sich stärker auf die Reduzierung der Staatsausgaben konzentriert, will die Regierung Mitte September vorstellen.
Politischer Kontext
Die Proteste in Serbien begannen im Herbst 2024 nach dem Einsturz einer Bahnstation in Novi Sad, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen. Sie entwickelten sich schnell zu einer landesweiten Bewegung gegen Korruption, Vetternwirtschaft und steigende Preise.
Im August 2025 erreichte die Eskalation einen neuen Höhepunkt: In Belgrad und anderen Städten kam es zu massiven Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und Polizei. Büros der Regierungspartei wurden angegriffen, die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein, Hunderte Menschen wurden festgenommen. Vučić sprach von „Terrorismus“ und drohte mit hartem Vorgehen, verzichtete jedoch auf einen Ausnahmezustand.
Am 22. August bot er überraschend einen „Dialog“ mit der Opposition an, doch viele Protestierende wiesen dies als taktisches Manöver zurück und forderten weiterhin Neuwahlen (Reuters).
Reaktionen und Zweifel
Die Regierung präsentiert das Paket als „historischen Schritt“ zur Stabilisierung der Wirtschaft. Doch die Opposition bleibt skeptisch: Sie sieht darin eine kurzfristige Reaktion, die nur den Druck der Straße mindern solle.
Ökonom:innen warnen ebenfalls: Preisdeckel könnten zwar kurzfristig helfen, führten jedoch oft zu Lieferengpässen. Auch die Subventionierung von Krediten belaste Banken und werfe die Frage nach einer nachhaltigen Finanzierung auf.
Für viele Bürgerinnen und Bürger könnte das Paket eine spürbare Erleichterung bringen – vor allem für jene, die mit geringen Einkommen und hohen Energiekosten kämpfen oder dringend Kredite benötigen. Ob es Vučić gelingt, damit die soziale Ruhe wiederherzustellen, bleibt jedoch offen. Entscheidend wird sein, ob die Maßnahmen konsequent umgesetzt werden und ob die Inflation tatsächlich gebremst werden kann.
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Photo Presidency: Dimitrije Goll Aleksandar Vučić