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Von Amazon zu Temu: Wie schaffen es neue Plattformen, den E-Commerce-Markt zu erobern

Von Amazon zu Temu: Wie schaffen es neue Plattformen, den E-Commerce-Markt zu erobern

August 23, 2025
James Whitmore
Von Amazon zu Temu: Wie schaffen es neue Plattformen, den E-Commerce-Markt zu erobern

Temu verändert den globalen E-Commerce mit einer Geschwindigkeit, die selbst Giganten wie Amazon nicht ignorieren können. Innerhalb weniger Jahre hat sich die chinesische Plattform von einem unbekannten Anbieter zu einem dominanten Player mit Millionen von Nutzer*innen in Europa entwickelt. Besonders in Deutschland zeigt sich die Dynamik deutlich: Temu zählt inzwischen zu den meistgeladenen Shopping-Apps und überholt in bestimmten Kategorien etablierte Anbieter. Amazon bleibt zwar führend, aber der Preisdruck steigt massiv. Gleichzeitig geraten deutsche Händlerinnen und Händler unter Druck, da sie mit den aggressiven Rabattstrategien kaum mithalten können. Der Wandel betrifft nicht nur den Onlinehandel, sondern auch die Konsumkultur insgesamt. Darüber berichtet Renewz.

Marktveränderung in Zahlen und Fakten

Der E-Commerce-Markt in Deutschland ist einer der größten in Europa und erzielte 2024 ein Volumen von über 100 Milliarden Euro. Temu schaffte es in nur zwei Jahren, einen signifikanten Marktanteil zu gewinnen, indem es mit extrem niedrigen Preisen und einer breiten Produktpalette punktete. Besonders auffällig ist der mobile Charakter des Wachstums: Über 55 % der Online-Käufe werden inzwischen über Smartphones getätigt – ein Umstand, den Temu mit seiner App-Strategie gezielt bedient. Amazon behält zwar seine führende Rolle, doch die Wachstumsrate von Temu ist deutlich höher. Für deutsche Händler bedeutet das eine neue Form des Wettbewerbs, die nicht mehr nur von Qualität und Service bestimmt wird, sondern vor allem vom Preis.

Übersicht in Tabellenform

KennzahlWert 2024/2025Bemerkung
E-Commerce-Umsatz Deutschland> 100 Mrd. €Einer der größten Märkte Europas
Anteil Mobile Shoppingca. 55 %Tendenz weiter steigend
Marktanteil Temu (Schätzung)3–5 %Schnelles Wachstum
Position AmazonMarktführerStark, aber unter Druck
Preisstrategie TemuUltra-Low-Cost, RabattschlachtenDirekter Preisdruck auf Händler

Ursachen des Temu-Erfolgs

Der Aufstieg von Temu basiert auf einer konsequenten Strategie, die auf Niedrigpreise, datengetriebene Werbung und psychologische Kundenbindung setzt. Durch den direkten Versand aus asiatischen Produktionsstätten werden Zwischenhändler ausgeschaltet und die Preise drastisch gesenkt. Gleichzeitig setzt die Plattform auf massive Werbung, die in Europa Milliarden verschlingt, um Sichtbarkeit aufzubauen. Hinzu kommt ein gamifiziertes Nutzererlebnis: Kundinnen sammeln Punkte, spielen kleine Spiele und erhalten tägliche Coupons. Diese Mechanismen führen zu einer längeren Verweildauer in der App und steigern die Kaufrate. Der Preis bleibt jedoch das zentrale Argument, das Millionen von Konsumentinnen anzieht.

Foto von LinkedIn

Preisdruck und Lieferketten

Temu verzichtet auf teure Lagerhaltung und setzt auf Direktversand. Dadurch entstehen Preise, die bis zu 40 % unter den Angeboten deutscher Händler liegen. Der Nachteil: längere Lieferzeiten und geringere Qualitätskontrollen. Viele Kundinnen berichten zudem von unvollständigen oder beschädigten Lieferungen, was das Vertrauen langfristig schwächt. Gleichzeitig erschwert die komplizierte Rücksendepraxis nach Asien den Verbraucherinnen die Durchsetzung ihrer Rechte.

Marketing und Gamification

Die Plattform investiert aggressiv in Sichtbarkeit. Von Super-Bowl-Spots bis hin zu Rabattschlachten in sozialen Medien setzt Temu auf eine dauerhafte Präsenz. Für Kundinnen bedeutet das eine ständige Konfrontation mit „Schnäppchen“. Hinzu kommen Empfehlungsprogramme und Gutscheinaktionen, die gezielt auf virale Effekte in Messenger-Diensten und Netzwerken setzen. So entsteht ein Kreislauf, in dem Nutzerinnen durch ständige Anreize immer wieder zu spontanen Käufen bewegt werden.

Risiken und Kritikpunkte

Verbraucherschützer warnen regelmäßig vor Qualitätsmängeln, fehlender Produktsicherheit und problematischen Rücksendebedingungen. Trotzdem lassen sich viele Kund*innen von den günstigen Preisen überzeugen. Besonders kritisch sehen Experten, dass bei zahlreichen Artikeln wichtige CE-Kennzeichnungen fehlen oder gefälscht sind. Auch Umweltorganisationen weisen darauf hin, dass die kurze Nutzungsdauer vieler Produkte zu wachsendem Elektroschrott und zusätzlicher Belastung der Entsorgungsstrukturen führt.

Amazon kontert den Druck

Amazon reagiert auf die Herausforderung mit neuen Strategien. Das Programm „Amazon Haul“ richtet sich gezielt an preissensible Kundinnen, indem Produkte unter 20 Euro gebündelt und beworben werden. Zudem bietet Amazon Händlerinnen Werbevorteile, wenn sie exklusiv auf Amazon bleiben. In Deutschland verstärkt Amazon seine Logistik-Infrastruktur, um die Lieferzeiten weiter zu verkürzen. Dennoch zeigt sich, dass der Druck von Temu steigt, da Kund*innen immer häufiger den direkten Preisvergleich suchen. Für Amazon bedeutet das, sich stärker im Niedrigpreissegment zu positionieren, ohne das eigene Premiumimage zu verlieren.

Foto von Nordkurier

Vergleich – Amazon vs. Temu

FaktorAmazonTemu
MarktpositionMarktführerHerausforderer, stark wachsend
PreisstrategieBreites Sortiment, neu: Low-CostUltra-Low-Cost, aggressive Rabatte
Lieferzeit1–2 Tage (Prime)7–15 Tage (Standard)
MarketingPrime, TV-Werbung, InfluencerApp-Gamification, Social Media Push
RisikenHöhere PreiseQualitätsmängel, Retouren schwierig

Praxistipps für deutsche Händler

Lokale Händlerinnen und Händler haben kaum Chancen, Temu im Preis zu schlagen. Umso wichtiger ist es, die eigenen Stärken klar zu kommunizieren. Dazu gehören kurze Lieferzeiten, geprüfte Qualität und verlässlicher Kundenservice. Zudem können Händler mit regionaler Transparenz punkten, indem sie Herkunft und Produktionsbedingungen klar darstellen. Investitionen in digitale Sichtbarkeit – etwa durch Suchmaschinenoptimierung und Social-Media-Marketing – sind entscheidend, um gegen die Reichweite von Temu und Amazon zu bestehen. Händler sollten außerdem Nischenmärkte besetzen, in denen Preis nicht der einzige Faktor ist.

Handlungsempfehlungen

  • Lokale Logistik ausbauen: Schnelle Lieferungen sind ein klarer Wettbewerbsvorteil.
  • Qualität betonen: Zertifikate und Prüfstandards hervorheben.
  • Markenimage stärken: Statt Preiskampf auf Premium setzen.
  • Kundenbindung fördern: Treueprogramme und personalisierte Services.
  • Digitale Kanäle ausbauen: SEO, Social Media, eigene Shops.

Häufige Fehler im Umgang mit Plattformen

Viele Händler versuchen reflexartig, Temu mit Preisnachlässen zu begegnen. Dieser Ansatz führt jedoch zu sinkenden Margen und langfristig zu Vertrauensverlust bei der Kundschaft. Ein weiterer Fehler ist die Vernachlässigung des Kundenservices, der in Deutschland zunehmend ein Entscheidungskriterium darstellt. Auch die Abhängigkeit von Drittplattformen wie Amazon kann gefährlich sein, wenn keine eigene Infrastruktur vorhanden ist. Händler müssen strategisch handeln und ihre Stärken gezielt ausspielen. Nur so lässt sich die Abwanderung der Kund*innen verhindern.

Typische Fehler im Überblick

  1. Reiner Preiswettbewerb ohne Differenzierung.
  2. Fehlende Transparenz bei Lieferketten.
  3. Schwacher Kundenservice.
  4. Vernachlässigung digitaler Sichtbarkeit.
  5. Abhängigkeit von großen Plattformen.

Regulatorische Rahmenbedingungen in Deutschland

Der deutsche Markt ist durch strenge Regeln geprägt, die internationalen Plattformen zusätzliche Hürden setzen. Zollabgaben, Produktsicherheitsrichtlinien und das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb stellen klare Anforderungen an Anbieter. Dennoch gelingt es Temu, durch niedrige Preise und hohe Reichweite Marktanteile zu gewinnen. Für deutsche Händlerinnen und Händler bedeutet dies, dass sie mit Compliance punkten und rechtliche Sicherheit als Verkaufsargument nutzen sollten. Wer Produktsicherheit und Datenschutz klar hervorhebt, kann das Vertrauen der Konsument*innen stärken und sich gegen Billigangebote behaupten.

Tabelle – Regulatorische Aspekte

BereichDeutschlandHerausforderung Temu
ZollStrenge EinfuhrregelnVerzögerungen bei Lieferungen
ProduktsicherheitGS-Siegel, EU-NormenHäufige Mängelberichte
DatenschutzDSGVOKritik an Datensammlung
WerbungTransparenz- und KennzeichnungspflichtIntransparente Rabattmodelle

Was Konsument*innen beachten sollten

Für deutsche Konsument*innen bieten Plattformen wie Temu Chancen und Risiken zugleich. Einerseits locken niedrige Preise und eine riesige Auswahl, andererseits bestehen Unsicherheiten bei Qualität und Retouren. Rücksendungen ins Ausland sind oft teuer und kompliziert, während deutsche Händler einfache Lösungen anbieten. Auch der Schutz vor gefährlichen oder gefälschten Produkten ist bei lokalen Händlern deutlich höher. Verbraucher sollten sich daher nicht allein vom Preis leiten lassen, sondern auch Service, Garantie und Sicherheit in ihre Entscheidung einbeziehen. So lässt sich vermeiden, dass ein vermeintliches Schnäppchen später teure Folgen hat.

Konsumententipps

  • Lieferzeiten realistisch einplanen.
  • Auf Zertifikate und Prüfzeichen achten.
  • Lockangebote kritisch hinterfragen.
  • Rücksende-Regeln genau prüfen.
  • Service und Garantie vergleichen.

Ausblick – Zukunft des deutschen E-Commerce

Der deutsche E-Commerce steht vor einer Phase des Umbruchs. Während Amazon seine führende Stellung verteidigen will, drängen Plattformen wie Temu oder Shein massiv auf den Markt. Für Händlerinnen bedeutet dies, dass Differenzierung, Qualität und Service wichtiger werden als je zuvor. Für Konsumentinnen eröffnen sich mehr Möglichkeiten, doch die Verantwortung, bewusst einzukaufen, wächst ebenfalls. Klar ist: Der Wettbewerb wird sich verschärfen, und die Karten im Onlinehandel werden neu gemischt.

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