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Wie sicher sind die autonomen Robotaxis von Uber und Momenta in München – und was ändert sich für Fahrgäste

Wie sicher sind die autonomen Robotaxis von Uber und Momenta in München – und was ändert sich für Fahrgäste

September 13, 2025
Monika Schmidt
Uber und Momenta starten Robotaxi-Tests in München. Autonome Fahrzeuge ohne Fahrer sollen bald Realität werden. Start in ODD-Zonen ab 2026 geplant.

München wird zum ersten europäischen Testfeld für fahrerlose Taxis auf Level-4-Niveau: Uber und das chinesische Technologieunternehmen Momenta starten ab 2026 den gemeinsamen Betrieb autonomer Robotaxis in klar definierten Stadtzonen. Die Fahrzeuge sollen mithilfe künstlicher Intelligenz völlig eigenständig fahren – zunächst mit Sicherheitsbegleitung, später ohne menschlichen Eingriff. Die Integration erfolgt direkt in die Uber-App. Die bayerische Landeshauptstadt wurde aufgrund ihrer industriellen Infrastruktur, regulatorischen Offenheit und Nähe zu Automobilkonzernen gezielt als Pilotstandort gewählt.

Für Fahrgäste bedeutet das Projekt nicht nur einen technologischen Umbruch, sondern auch potenziell spürbare Veränderungen im Alltag: mehr Verfügbarkeit in Randzeiten, vereinfachter Zugang zu Mobilität für ältere und mobilitätseingeschränkte Personen, sowie perspektivisch geringere Preise durch den Wegfall von Fahrpersonal. Preise, genaue Einsatzgebiete und ein möglicher Zeitplan für die Ausweitung in weitere Städte sind bislang nicht bekannt. Laut Momenta ist jedoch eine europaweite Skalierung vorgesehen. Renewz berichtet unter Berufung auf die offizielle Pressemitteilung von Momenta.

Technische Struktur und Systemarchitektur

Die geplanten Robotaxis basieren auf einer hochkomplexen Sensorfusion, bestehend aus Lidar-, Radar- und Multikamera-Systemen, die ein kontinuierlich aktualisiertes 360-Grad-Modell der Umgebung erzeugen. Diese Echtzeitdaten werden durch eine KI-gestützte Entscheidungsplattform verarbeitet, die sowohl auf lokal gespeicherte Daten als auch auf cloudbasierte Lernmodelle zugreift. Ziel ist ein stabiles, reaktionsschnelles Verhalten auch unter urbanen Stressbedingungen wie Baustellenverkehr, plötzlichen Richtungswechseln anderer Verkehrsteilnehmer oder unklarer Fahrbahnmarkierung.

Die Fahrzeuge sind vollständig auf autonome Steuerung ausgelegt und verfügen über keine mechanischen Bedienelemente wie Lenkrad oder Pedale. Stattdessen übernehmen präzise vorprogrammierte Manöver, kontinuierlich überprüfte Entscheidungsbäume und Sicherheitsroutinen sämtliche Aspekte der Fortbewegung – vom Anfahren bis zum automatischen Stopp bei Gefahrensituationen.

Über ein zentrales Leitstellen-Backend wird jedes Fahrzeug in Echtzeit überwacht. Diese sogenannte technische Aufsicht ist nach deutschem Recht verpflichtend und greift ausschließlich im Ausnahmefall in das Fahrgeschehen ein. Zudem dokumentiert sie jeden Einsatz revisionssicher und überträgt sicherheitsrelevante Metriken an die zuständigen Behörden. Die Kommunikation zwischen Fahrzeug, Leitstelle und Umgebung erfolgt über V2X-Protokolle und Mobilfunk in Industriequalität (5G oder höher).

Gründe für die Standortwahl München

Die Wahl fiel laut Unternehmen bewusst auf München. Die Stadt bietet nicht nur ein dichtes Netzwerk führender Automobilhersteller, Zulieferer und Forschungseinrichtungen, sondern auch eine hohe regulatorische Offenheit für Pilotprojekte im Bereich neuer Mobilitätsformen.

Momenta verweist zudem auf bestehende Kooperationen mit deutschen Industriepartnern wie Mercedes-Benz und BMWim Bereich fortschrittlicher Fahrerassistenzsysteme (ADAS). Diese Beziehungen machen München aus Sicht des Unternehmens zu einem geeigneten Startpunkt für die erste europäische Robotaxi-Integration.

Strategische Bedeutung und Aussagen der Unternehmensführung

Momenta-CEO Xudong Cao betonte in der Mitteilung, dass der Einsatz in München dazu dienen soll, die Alltagstauglichkeit KI-gesteuerter Robotaxi-Systeme unter Beweis zu stellen. Ziel sei es, die urbane Mobilität sicherer, effizienter und zugänglicher zu gestalten.

Uber-CEO Dara Khosrowshahi erklärte, dass Deutschland über ein Jahrhundert lang das Automobil geprägt habe und nun – mit München als Speerspitze – die Zukunft der Mobilität mitgestalten könne.

Beide Führungskräfte unterstreichen, dass das Projekt nicht nur technologischen Fortschritt darstellt, sondern als Modell für die Skalierung autonomer Mobilität in anderen europäischen Städten fungieren soll.

Technologische Plattform und strategischer Doppelansatz von Momenta

Das in Peking ansässige Unternehmen Momenta verfolgt eine bewusst zweigleisige Produkt- und Marktstrategie, die unter dem Begriff „Two-Leg-Strategie“ branchenweit Beachtung findet. Sie basiert auf der gleichzeitigen Entwicklung zweier komplementärer Technologien, die sich gegenseitig in Datenqualität, Sicherheit und Skalierbarkeit unterstützen.

Die erste Säule umfasst die Serienintegration fortschrittlicher Fahrerassistenzsysteme (ADAS) in Zusammenarbeit mit internationalen OEMs wie Mercedes-Benz und BMW. Diese Systeme – bekannt unter dem Markennamen Mpilot – ermöglichen teilautonomes Fahren auf Level-2- und Level-3-Niveau und sind laut Momenta bereits in über 400.000 Serienfahrzeugen weltweit im Einsatz. Diese Datenbasis fließt kontinuierlich in die Verbesserung der Algorithmen ein und dient als Trainingsgrundlage für höhere Autonomiestufen.

Die zweite Säule bildet die Entwicklung vollständig autonomer Fahrsysteme, die unter dem Namen MSD (Momenta Self-Driving) zur Marktreife geführt werden. Im chinesischen Markt wird seit mehreren Jahren ein Robotaxi-Dienst in Shanghai betrieben. Noch vor Ende 2025 ist dort laut Unternehmensangaben der Start eines kommerziellen Betriebs ohne Sicherheitsfahrer an Bord geplant – ein Meilenstein im globalen Wettbewerb um skalierbare Level-4-Lösungen.

Der nun angekündigte Münchner Pilot ist nicht isoliert zu betrachten, sondern Teil einer global koordinierten Rollout-Strategie, mit der Momenta und Uber den Eintritt in den europäischen Markt vorbereiten. Die Erkenntnisse aus dem Betrieb in China sollen direkt in die Konfiguration der europäischen Flotten einfließen – angepasst an die spezifischen Anforderungen westlicher Infrastruktur, Regulierung und Verkehrsdynamik.

Regulatorischer Rahmen in Deutschland

Deutschland verfügt über ein im internationalen Vergleich weit entwickeltes Regelwerk für automatisiertes Fahren. Die Autonome-Fahrgenehmigungs- und Betriebsverordnung (AFGBV) schafft die rechtliche Grundlage für den Einsatz von Level-4-Fahrzeugen unter bestimmten Voraussetzungen:

  • Zulassung des Fahrzeugs durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA)
  • Definition und Genehmigung eines festgelegten Betriebsgebiets (ODD)
  • Einsatz einer technischen Aufsicht außerhalb des Fahrzeugs zur Fernüberwachung und Risikosteuerung
  • Verpflichtende Sicherheitsnachweise, insbesondere zur Systemstabilität und Ausfallsicherheit
  • Haftungsklarheit sowie Datenschutzregelungen

München muss demnach für jede Betriebszone eine individuelle Freigabe erteilen. Erst danach dürfen die Fahrzeuge im öffentlichen Raum eingesetzt werden.

Mögliche Vorteile für die Stadtgesellschaft

Neben dem technologischen Innovationswert betonen die Unternehmen auch die gesellschaftliche Relevanz des Projekts. Aus Sicht von Renewz.de ergeben sich folgende potenzielle Vorteile:

  • Erhöhte Mobilitätsgerechtigkeit: Zugang zu verlässlicher Beförderung für Menschen ohne Führerschein, Senioren oder Personen mit Mobilitätseinschränkungen.
  • Reduzierung von Unfällen: Laut WHO gehen über 90 % aller Verkehrsunfälle weltweit auf menschliches Versagen zurück. Autonome Systeme könnten diese Quote senken.
  • Geringere Emissionen: Autonome Flotten arbeiten effizienter, mit optimierten Routenplanung, weniger Leerlauf und potenziell vollelektrischer Antriebstechnik.
  • Optimierte Auslastung: Fahrzeuge könnten rund um die Uhr verfügbar sein, insbesondere zu Tagesrandzeiten, in Gewerbegebieten oder schlecht angebundenen Wohnvierteln.
  • Neue Berufsfelder: Instandhaltung, Softwarepflege, Flottenüberwachung, ethisches KI-Design – durch den Betrieb entstehen zusätzliche Beschäftigungsbereiche im urbanen Raum.

Zeitlicher Rahmen und Ausblick

  • Mai 2025: Strategische Partnerschaft zwischen Uber und Momenta zur Integration autonomer Fahrzeuge in Märkte außerhalb der USA und Chinas.
  • September 2025: Offizielle Benennung Münchens als Pilotstadt für Europa.
  • Ab 2026: Beginn der Erprobungsphase mit Sicherheitsmonitoren. Der fahrerlose Regelbetrieb ist abhängig von Genehmigungen und Leistungsdaten.
  • Langfristige Vision: Skalierung in andere deutsche und europäische Städte – auf Basis belastbarer Ergebnisse des Münchner Pilotprojekts.

Das Pilotprojekt zwischen Uber und Momenta ist mehr als ein technologischer Testlauf. Es ist Teil eines größeren Strukturwandels der urbanen Mobilität in Europa. Der Ausgang des Münchner Versuchs wird maßgeblich beeinflussen, wie schnell und unter welchen Bedingungen autonome Fahrzeuge auf europäischen Straßen in den Regelbetrieb überführt werden können.

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