Sudan Konflikt: Abu Lulu warnt vor humanitärer Katastrophe in Darfur

Im eskalierenden Sudan Konflikt spielt sich in der Stadt El Fasher im Westen des Landes eine humanitäre Tragödie ab. Nach 18 Monaten Belagerung durch die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) ist die Stadt gefallen – und was folgte, ist laut internationalen Beobachtern ein Massaker von historischem Ausmaß.
Darüber berichtet Renewz.de unter Berufung auf The Guardian, der Satellitenbilder veröffentlicht hat, auf denen blutgetränkter Boden und brennende Gebäude zu sehen sind – sichtbar sogar aus dem All.
In der vergangenen Woche sollen in El Fasher Tausende Zivilisten getötet worden sein. Nach Angaben von Überlebenden wurden in einer einzigen Geburtsklinik über 500 Menschen, darunter Frauen und Kinder, ermordet. Die RSF, die aus den berüchtigten Dschandschawid-Milizen hervorgegangen ist, führt laut Menschenrechtsorganisationen eine gezielte ethnische Säuberung an der nicht-arabischen Bevölkerung durch. Die Angreifer seien mit gepanzerten Geländewagen und Drohnen unterwegs, berichtete der lokale Zeuge Abu Lulu, der aus der Region stammt.
„Sie lassen niemanden am Leben – Männer, Frauen, selbst Kinder werden erschossen. Die Menschen haben keine Fluchtwege mehr“, sagte Abu Lulu in einer Sprachnachricht, die internationalen Medien zugespielt wurde.
Ein Bürgerkrieg mit internationalen Verflechtungen
Der Krieg im Sudan dauert mittlerweile über zweieinhalb Jahre. Ursprünglich kämpften die regulären Sudanesischen Streitkräfte (SAF) gegen die RSF, nachdem beide Seiten, einst Verbündete nach dem Sturz des Diktators Omar al-Bashir 2019, gegeneinander gewandt hatten. Das Ergebnis ist ein blutiger Machtkampf, der laut UN mehr als 150.000 Tote, über zehn Millionen Vertriebene und 30 Millionen Menschen in Not hinterlassen hat.
Mit der Eroberung von El Fasher kontrolliert die RSF nun fast den gesamten Westen des Landes. Nach Angaben von The Guardian und NBC News setzten die Angreifer während der Belagerung Hunger als Waffe ein: Nahrungsmitteltransporte wurden blockiert, Wasserquellen zerstört, ganze Stadtteile bombardiert. Wer zu fliehen versuchte, wurde laut Augenzeugen erschossen oder vergewaltigt.
Rolle der Vereinigten Arabischen Emirate
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) stehen wegen mutmaßlicher Unterstützung der RSF in der Kritik. Laut Recherchen internationaler Medien liefert Abu Dhabi Geld, Waffen und Ausrüstung an die Miliz – im Gegenzug für den Zugang zu sudanesischem Gold. Die UAE bestreiten diese Vorwürfe offiziell, doch Experten sprechen von „überwältigenden Beweisen“.
Ein hochrangiger UN-Vertreter erklärte:
„Ohne die externe Finanzierung wäre die Intensität dieses Krieges nicht möglich. El Fasher ist das Symbol einer global geduldeten Tragödie.“
Die humanitäre Lage verschlechtert sich stündlich
Nach Schätzungen von DW News sind mindestens 62.000 Menschen auf der Flucht, viele von ihnen in Richtung Tawila, etwa 70 Kilometer westlich von El Fasher. Satellitenaufnahmen vom 31. Oktober zeigen dichte Rauchwolken über dem Flughafen und den umliegenden Stadtvierteln.
Ein Überlebender, Mutaz Mohamed Musa, schilderte die Gewalt gegenüber DW:
„Sie befahlen Männern zu laufen – wer loslief, wurde erschossen. Ich habe mit angesehen, wie Menschen überfahren wurden.“
Hilfsorganisationen sprechen vom größten Massenmord in Afrika seit Jahrzehnten. Das Welternährungsprogramm (WFP) warnte, dass Millionen Sudanesen akut vom Hungertod bedroht seien. Die Vereinten Nationen fordern eine sofortige internationale Untersuchung der Kriegsverbrechen und den Zugang humanitärer Helfer zu Darfur.
„Verbrechen sichtbar aus dem All“
Experten vergleichen die Lage in Darfur mit den ersten Tagen des Völkermords in Ruanda. Die Satellitenbilder, auf denen das Blut der Opfer buchstäblich sichtbar ist, gelten als schockierendes Symbol einer Welt, die wegsieht.
„Das ist kein vergessener Krieg“, kommentiert The Guardian. „Es ist ein Krieg, den die Welt toleriert – trotz der Beweise, die im Licht der Sonne liegen.“
Die internationale Gemeinschaft steht nun unter Druck. Abu Lulu appelliert in seiner Botschaft:
„Jede Stunde zählt. Wenn niemand eingreift, wird Darfur erneut zum Friedhof Afrikas.“
Hintergrund: Wie der Sudan Konflikt begann und warum Darfur brennt
Der aktuelle Sudan Konflikt ist das Ergebnis jahrelanger Machtkämpfe zwischen Armeechef Abdel Fattah al-Burhanund dem RSF-Kommandeur Mohamed Hamdan Dagalo, genannt Hemedti. Beide kämpften einst Seite an Seite, nachdem der Diktator Omar al-Baschir im Jahr 2019 gestürzt wurde. Doch als es um die Integration der paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) in die reguläre Armee ging, zerbrach das fragile Bündnis. Aus politischen Spannungen wurde ein offener Krieg. Seit April 2023 liefern sich beide Seiten erbitterte Gefechte um Kontrolle, Macht und Ressourcen. Besonders die Region Darfur leidet erneut, zwanzig Jahre nach den ersten ethnischen Säuberungen. Die RSF, ursprünglich aus den Dschandschawid-Milizen hervorgegangen, führt dort laut UN erneut gezielte Angriffe gegen nicht-arabische Bevölkerungsgruppen – unterstützt durch Waffenlieferungen und Geld aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Bleiben Sie informiert! Lesen Sie auch: Trump Fordert Ende Des Filibusters, Um US-Regierungsstillstand Sofort Zu Beenden