Ryanair verschärft ab November 2025 Regeln für Gepäck, Check-in und Verspätung

Ryanair führt ab dem 3. November 2025 eine umfassende Reform ihrer Passagierprozesse ein. Die irische Billigfluggesellschaft stellt vollständig auf digitale Bordkarten um, verschärft die Regeln für Hand- und Aufgabegepäck und führt eine neue Strafgebühr in Höhe von 120 Euro für verspätetes Erscheinen am Gate ein. Die Maßnahmen betreffen Millionen von Reisenden in ganz Europa und markieren einen der weitreichendsten Umstrukturierungsschritte in der Geschichte der Airline.
Kern des Umbaus ist die vollständige Verlagerung operativer Verantwortung auf die Passagiere: Check-in, Ticketabruf und Boarding sollen künftig ausschließlich digital erfolgen – Fehler oder Versäumnisse führen zu sofortigen Zusatzkosten. Damit verfolgt Ryanair nach eigenen Angaben das Ziel, die eigenen Kosten deutlich zu senken, die Pünktlichkeit zu verbessern und Personal an Flughäfen drastisch zu reduzieren. Darüber berichtet RENEWZ.de unter Berufung auf Visit World.
Handgepäck Ryanair: Kostenlos nur noch eine kleine Tasche unter dem Sitz
Die bisherige Praxis mit teils großzügiger Auslegung der Handgepäckregeln endet. Künftig ist ausschließlich ein kleines Gepäckstück (bis maximal 40 × 20 × 25 cm) kostenlos erlaubt – es muss vollständig unter den Vordersitz passen. Ein zweites, größeres Stück Handgepäck ist nur mit Zusatzbuchung gestattet.
Preisübersicht laut Ryanair:
- Priority-Tarif online: 7–42 Euro
- Priority am Check-in-Schalter: 23–44 Euro
- 10-kg-Aufgabegepäck online: 14–35 Euro
- 10-kg-Aufgabegepäck am Flughafen: 28–42 Euro
Wird ein größeres Gepäckstück nicht angemeldet und erst beim Boarding entdeckt, erhebt Ryanair eine Strafgebühr von 53 Euro – oder verweigert im Extremfall den Einstieg.
Digitale Bordkarte wird zur Pflicht
Ab dem 3. November 2025 schafft Ryanair Papier-Bordkarten vollständig ab. Alle Passagiere müssen ihren Check-in über die App „myRyanair“ durchführen und dort ihre digitale Bordkarte abrufen. Gedruckte Tickets oder PDF-Ausdrucke werden künftig nicht mehr akzeptiert.
Wer es versäumt, die App zu nutzen und digital einzuchecken, zahlt bis zu 64 Euro für das manuelle Ausstellen am Schalter.
Ryanair-Chef Michael O’Leary begründete den Schritt mit der steigenden Nutzung digitaler Dienste: Bereits 60 % der Fluggäste nutzten laut Unternehmensangaben ausschließlich mobile Bordkarten.
Ausnahmen: für Abflüge aus Ländern mit restriktiven Behördenvorgaben – etwa Marokko oder Albanien – bleiben Papierkarten vorerst erlaubt. Ryanair will jedoch auch dort mittelfristig vollständig digitalisieren.
120-Euro-Strafe bei verspätetem Gate-Erscheinen
Ebenfalls neu ist eine empfindliche Verspätungsgebühr: Passagiere, die weniger als 40 Minuten vor Abflug am Gate erscheinen oder sich nicht rechtzeitig online eingecheckt haben, müssen mit einer Strafe von 120 Euro rechnen – unabhängig davon, ob sie den Flug noch erreichen.
Diese Gebühr gilt auch bei verpasstem Flug mit Umbuchung auf den nächsten verfügbaren. Ziel sei laut Ryanair eine verbesserte Pünktlichkeit im gesamten Flugplan.
Was müssen Passagiere künftig beachten
Die neuen Regeln bedeuten für Reisende mehr Eigenverantwortung – und weniger Kulanz. Wer sich nicht an die Vorgaben hält, riskiert spürbare Zusatzkosten.
Checkliste:
- Online-Check-in spätestens 2 Stunden vor Abflug
- Digitale Bordkarte in der App speichern (myRyanair)
- Nur ein kleines Handgepäckstück ohne Zusatzkosten
- Frühzeitige Anreise zum Flughafen (mind. 90–120 Min. vor Abflug)
- Gepäckmaße im Voraus kontrollieren
Bewertung: Discounter-Modell mit hohen Kosten bei Nachlässigkeit
Ryanair setzt seinen Fokus zunehmend auf digitale Eigenverantwortung. Das bedeutet: Wer alle Vorgaben kennt, sie einhält, rechtzeitig online eincheckt und die App nutzt, kann weiterhin zu sehr günstigen Tarifen fliegen. Doch die Grenze zwischen Sparpreis und Strafgebühr ist schmal geworden.
Die Verlagerung der operativen Verantwortung – etwa für pünktliches Erscheinen am Gate oder die korrekte Nutzung digitaler Bordkarten – liegt nun vollständig beim Fluggast. Wer diese Aufgaben nicht übernimmt, zahlt empfindlich drauf.
Ryanair kalkuliert bewusst damit, dass eine gewisse Zahl von Reisenden diese Regeln nicht im Detail kennt oder technische Mittel (App, mobiles Internet, Smartphone) nicht in vollem Umfang nutzen kann. Genau diese Gruppe wird durch zusätzliche Gebühren belastet – etwa beim Nachdruck der Bordkarte oder bei verspätetem Boarding.
Das Geschäftsmodell ist also zweigeteilt:
- Sehr günstig für digital affine, perfekt organisierte Reisende
- Teuer für spontane, unerfahrene oder uninformierte Passagiere
In der Praxis bedeutet das: wer sich nicht rechtzeitig informiert, läuft Gefahr, für Fehler – selbst bei nur minimalem Zeitverzug – mit hohen Zusatzkosten von 53 bis 120 Euro belangt zu werden. Damit verschiebt sich die Balance von „Billigflug“ zu einem System hoher Strafen bei geringer Fehlertoleranz.
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