Russlands Botschafter unerwünscht: Kein Rederecht bei Elbe-Gedenken in Torgau

Der russische Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, erschien ohne Einladung bei einer Gedenkveranstaltung in Torgau anlässlich des 80. Jahrestags des historischen Elbe-Handschlags zwischen amerikanischen und sowjetischen Soldaten am 25. April 1945. Ihm wurde kein Rederecht eingeräumt, berichtet Rеnewz.de.
Wie Tagesschau und Süddeutsche Zeitung melden, hatte der ukrainische Botschafter Oleksij Makejew im Vorfeld gefordert, Netschajews Teilnahme zu verhindern. „Die Friedenstaube wurde von einer russischen Marschflugkörper getötet. Russland verdient Handschellen, nicht einen Handschlag“, betonte der Diplomat.
Die örtlichen Behörden machten jedoch deutlich, dass sie seine Anwesenheit nicht blockieren würden. Gleichzeitig wurde er nicht offiziell eingeladen und durfte nicht sprechen.
Vor Ort unterhielt sich Netschajew mit Journalisten und Einheimischen. Er trug das Sankt-Georgs-Band, das als Symbol russischer Kriegspropaganda gilt.
Auf die Frage, ob er sich unerwünscht fühle, sagte er: „Das empfinde ich nicht so. Ich fühle mich wohl.“ Zum verweigerten Rederecht erklärte er: „Wir haben Möglichkeiten, unsere Position zu vermitteln.“
Der Ministerpräsident Sachsens, Michael Kretschmer, ging in seiner Rede direkt auf den russischen Botschafter ein: „Russland hat den Krieg gegen die Ukraine begonnen – nicht erst 2022, sondern bereits 2014. Russland, und nur Russland, muss diesen Krieg beenden.“
Er erinnerte zudem an die Millionen gefallenen sowjetischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg – darunter nicht nur Russen, sondern auch Ukrainer, Belarussen und Georgier. „Es wäre angemessener gewesen, wenn auch Vertreter aus der Ukraine, Georgien oder Belarus anwesend gewesen wären. Dass sie nicht erschienen sind, hängt wohl mit der Anwesenheit des russischen Kollegen zusammen“, fügte Kretschmer hinzu.
Bundesregierung empfiehlt Ausschluss Russlands von Gedenkveranstaltungen
Das Auswärtige Amt empfahl den regionalen Behörden und nationalen Gedenkstätten, Russland von offiziellen Zeremonien auszuschließen. Als Grund wurden Sorgen genannt, Moskau könne solche Veranstaltungen instrumentalisieren und sie mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine verknüpfen.
So schloss der Bundestag russische und belarussische Botschafter von der zentralen Gedenkfeier am 8. Mai im Parlament aus.
Dennoch nahm Netschajew in der Vorwoche an einer Gedenkveranstaltung auf den Seelower Höhen östlich von Berlin teil – Schauplatz der größten Schlacht des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Boden.
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Quellen: Tagesschau, Süddeutsche Zeitung