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1999: Die Ukraine übergab strategische Bomber an Russland – eine Entscheidung mit Folgen

1999: Die Ukraine übergab strategische Bomber an Russland – eine Entscheidung mit Folgen

November 26, 2024
Monika Schmidt
Russland nutzt ukrainische Bomber:

1999 übergab die Ukraine strategische Bomber vom Typ Tu-160 und Tu-95MS sowie hunderte Marschflugkörper an Russland. Der Grund? Eine Vereinbarung zur Tilgung von Energieschulden in Höhe von 275 Millionen US-Dollar. Heute werden diese Flugzeuge von Russland genutzt, um die Ukraine anzugreifen – eine tragische Ironie, deren volle Tragweite erst Jahrzehnte später sichtbar wurde.

Wie RENEWZ unter Berufung auf Radio Svoboda berichtet, deckte das ukrainische Investigativteam „Schemes“ auf, dass mindestens sechs dieser Bomber aktiv von der russischen Luftwaffe eingesetzt werden. Diese Maschinen, die ursprünglich der Verteidigung der Ukraine dienen sollten, tragen heute russische Namen und fliegen Raketenangriffe auf ukrainische Städte.

Ein umstrittener Deal

Die Übergabe der Flugzeuge fand 1999 im Rahmen eines Abkommens zwischen der ukrainischen und der russischen Regierung statt. Übergeben wurden:

  • 8 strategische Bomber vom Typ Tu-160,
  • 3 strategische Bomber vom Typ Tu-95MS,
  • 575 Marschflugkörper vom Typ X-55.

Im Gegenzug erließ Russland der Ukraine Schulden für Gaslieferungen. Doch der Deal stieß auf heftige Kritik:

  • Keine Zustimmung des Parlaments: Der Vertrag wurde ohne Genehmigung des ukrainischen Parlaments abgeschlossen.
  • Wert massiv unterschätzt: Der tatsächliche Wert der Technik wurde später auf mindestens das Zehnfache geschätzt.

Der damalige Präsident der Ukraine, Leonid Kutschma, erklärte: „Wir hatten keine Ressourcen, um diese Flugzeuge effektiv zu nutzen.“ Doch die langfristigen Folgen dieser Entscheidung stärken heute Russland und schwächen die Ukraine.

Recherchen von „Schemes“: Die Verbindungen aufgedeckt

Das Investigativteam von Radio Svoboda führte eine umfassende Recherche durch, um die Verbindung zwischen den übergebenen Flugzeugen und ihrem heutigen Einsatz zu belegen. Ihre Methode umfasste:

  1. Analyse der Seriennummern: Archivdokumente wurden mit internationalen Flugzeugregistern abgeglichen.
  2. Geheimdienstberichte: Informationen der ukrainischen Militärbehörde bestätigten die Nutzung durch Russland.
  3. Öffentliche Quellen: Russische Medien und Propagandavideos lieferten weitere Beweise.

Die Ergebnisse sind eindeutig: Mindestens sechs der Tu-160-Bomber werden unter neuen russischen Namen wie „Nikolai Kusnezow“ und „Wassili Senko“ aktiv genutzt. Auch drei Tu-95MS, darunter „Krasnojarsk“ und „Sewastopol“, wurden identifiziert.

Wie Russland die Flugzeuge heute nutzt

Die übergebenen Flugzeuge spielen eine zentrale Rolle in Russlands Angriffen auf die Ukraine. Ein Beispiel:

  • April 2022: Ein solcher Bomber führte einen Raketenangriff auf Kiew aus, bei dem die Journalistin Vera Hyrych(Radio Svoboda) ums Leben kam.

Zusätzlich identifizierten die Journalisten russische Piloten, die diese Maschinen steuern. Einer von ihnen, Oleg Skitski, wird mit zahlreichen Angriffen auf zivile Ziele in Verbindung gebracht.

Diese Geschichte ist mehr als nur ein tragisches Kapitel der ukrainisch-russischen Beziehungen. Sie zeigt, wie kurzfristige politische Entscheidungen langfristige Konsequenzen haben können. Was damals wie eine pragmatische Lösung erschien, hat die militärische Stärke Russlands erhöht und die Ukraine verwundbar gemacht.

Für Deutschland und Europa ist dies eine klare Warnung: Abhängigkeiten von autoritären Regimen und unüberlegte politische Entscheidungen können die Sicherheit eines Landes gefährden. Strategische Unabhängigkeit und langfristige Planung sind unverzichtbar, um ähnliche Fehler in Zukunft zu vermeiden.

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