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Russland baut in Kaliningrad riesige Abhöranlage – nur 25 Kilometer vor Nato-Grenze

Russland baut in Kaliningrad riesige Abhöranlage – nur 25 Kilometer vor Nato-Grenze

August 22, 2025
James Whitmore
Russland baut in Kaliningrad riesige Abhöranlage – nur 25 Kilometer vor Nato-Grenze

Russland treibt im Gebiet Kaliningrad den Bau einer großangelegten Abhöranlage massiv voran. Neue Satellitenaufnahmen zeigen eine kreisförmig angelegte Antennenstruktur, die nur 25 Kilometer von der Grenze zu Nato-Staaten entfernt entsteht. Nach Recherchen der Investigativplattform „Tochnyi“ wird die Anlage nahe Tschernjachowsk errichtet – unweit eines Marine-Stützpunktes. Die Bauarbeiten laufen bereits seit März 2023 und nähern sich nun der Fertigstellung. Darüber berichtet Renewz unter Berufung auf Bild.

Die Entwicklung vor Ort ist deutlich erkennbar: Zunächst erfolgten großflächige Erdarbeiten, Rodungen und der Bau von Absperrungen. Später kamen Straßen und befestigte Flächen hinzu, die für den Bau von Gebäuden vorgesehen sind. Das Gelände ist inzwischen von einer Mauer umgeben, der Zugang streng gesichert. In den äußeren Bereichen wurden Fundamentstrukturen sichtbar, offenbar für Antennenmasten. Besonders auffällig sind mindestens sechs konzentrische Ringe, die klar auf eine spezielle Bauweise hindeuten.

Nach Einschätzung von Fachleuten handelt es sich um ein CDAA-System (Circularly Disposed Antenna Array) – im Kalten Krieg auch als „Wullenweber“ bekannt. Dabei handelt es sich um kreisförmig angeordnete Antennenfelder, die zur Richtungsbestimmung von Hochfrequenzsignalen im Bereich von wenigen Megahertz bis 28 Megahertz genutzt werden. Solche Systeme dienen militärischer Funkaufklärung, elektronischer Überwachung sowie der Kommunikation mit U-Booten. Die geplante Dimension in Kaliningrad übertrifft mit mehreren hundert Metern bis hin zu 1600 Metern Durchmesser die Größe vieler bestehender Anlagen deutlich, die meist um die 400 Meter betragen.

Das CDAA-System gilt als bewährte Technologie zur passiven Informationsbeschaffung. Es ermöglicht, Funkquellen über große Distanzen zu orten und deren Kommunikation abzufangen. Reichweiten von bis zu 7400 Kilometern sind dokumentiert. Im Kontext Kaliningrads bedeutet dies, dass Russland potenziell die elektronische Kommunikation der Nato in Osteuropa und im Baltikum überwachen könnte. Zusätzlich eröffnet die Anlage die Möglichkeit, Signale mit getauchten U-Booten in der Ostsee und im Nordatlantik auszutauschen.

Auch Deutschland betreibt noch CDAA-Anlagen. Vier solcher Systeme sind in Betrieb: zwei unterstehen dem Bundesnachrichtendienst, eines der Funkbeobachtungsstelle II der Bundespolizei und eines dem Prüf- und Messdienst der Bundesnetzagentur. Die bekannteste ist die Wullenweber-Kreisanlage auf dem Gelände der BND-Außenstelle Gablingen. International setzen auch Staaten wie Kuba weiterhin auf diese Technologie, nachdem viele Anlagen nach dem Ende des Kalten Krieges ursprünglich abgebaut wurden.

Die strategische Bedeutung der Kaliningrader Anlage ist damit offenkundig: Sie stärkt Russlands Fähigkeit zur elektronischen Kriegsführung, erhöht den Druck auf die baltischen Nato-Staaten und schafft zusätzliche Spannungen in einer ohnehin fragilen Sicherheitslage. Vor dem Hintergrund von Putins jüngsten Gesprächsangeboten an den ukrainischen Präsidenten Selenskyj wirft das Projekt einmal mehr Fragen nach der tatsächlichen Friedensbereitschaft des Kremls auf.

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Foto von AP, Copernicus Data Space Ecosystem (EU)

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