Warum feiert Deutschland den Reformationstag – und welche Rolle spielte Martin Luther wirklich

Am 31. Oktober begeht Deutschland den Reformationstag – einen der wichtigsten Gedenktage der evangelischen Christenheit. Der Tag erinnert an Martin Luther, den Reformator aus Sachsen, der im Jahr 1517 die Reformation auslöste und damit nicht nur die Kirche, sondern auch Sprache, Kultur und Bildung in Deutschland nachhaltig prägte. Darüber berichtet Renewz.de.
Wer war Martin Luther

Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben (Grafschaft Mansfeld, heute Sachsen-Anhalt) geboren. Er studierte zunächst Jura an der Universität Erfurt, bevor er sich 1505 nach einem Gewittergelübde für ein Leben als Mönch entschied. Er trat in das Augustinerkloster in Erfurt ein und wurde später Theologieprofessor in Wittenberg.
Im Zentrum seiner Lehre stand die Überzeugung, dass allein der Glaube (sola fide) den Menschen rechtfertigt – nicht gute Werke oder der Kauf von Ablassbriefen. Luther kritisierte offen die kirchliche Praxis des Ablasshandels, mit dem die Gläubigen gegen Geld vermeintlich Sündenvergebung erhielten.
Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte er seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel, die er – so die Überlieferung – an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg schlug. Dieser Akt gilt als der Beginn der Reformation, einer Bewegung, die zur Spaltung der Kirche führte und den Protestantismus begründete.
Der Weg der Reformation
Luthers Ideen verbreiteten sich durch den damals neuen Buchdruck rasch in ganz Europa. 1521 wurde er vom Papst exkommuniziert und auf dem Reichstag zu Worms vom Kaiser Karl V. zum Ketzer erklärt. Dank der Unterstützung des sächsischen Kurfürsten Friedrichs des Weisen fand Luther Zuflucht auf der Wartburg bei Eisenach, wo er in nur elf Wochen das Neue Testament ins Deutsche übersetzte.
Diese Übersetzung machte die Bibel erstmals einer breiten Bevölkerung zugänglich und gilt als Grundlage der modernen deutschen Schriftsprache. Nach seiner Rückkehr nach Wittenberg heiratete Luther 1525 die ehemalige Nonne Katharina von Bora, mit der er sechs Kinder hatte. Er starb 1546 in seiner Heimatstadt Eisleben.
Wo ist der Reformationstag Feiertag
Der Reformationstag ist nicht überall in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. Seine Bedeutung und Anerkennung variiert je nach Bundesland.
In diesen Bundesländern ist der 31. Oktober ein gesetzlicher Feiertag:
| Bundesland | Status | Bemerkung | 
|---|---|---|
| Sachsen-Anhalt | gesetzlicher Feiertag | Heimat von Wittenberg, Zentrum der Reformation | 
| Brandenburg | gesetzlicher Feiertag | seit 1990 nach der Wiedervereinigung | 
| Mecklenburg-Vorpommern | gesetzlicher Feiertag | seit 1990 | 
| Sachsen | gesetzlicher Feiertag | stark protestantische Tradition | 
| Thüringen | gesetzlicher Feiertag | Luther wirkte in Erfurt und Eisenach | 
| Schleswig-Holstein | gesetzlicher Feiertag | seit 2018 | 
| Hamburg | gesetzlicher Feiertag | seit 2018 | 
| Bremen | gesetzlicher Feiertag | seit 2018 | 
| Niedersachsen | gesetzlicher Feiertag | seit 2018 | 
In Bayern, Baden-Württemberg und dem Saarland wird stattdessen am 1. November der katholische Allerheiligentaggefeiert. In Berlin ist der 31. Oktober derzeit kein gesetzlicher Feiertag, wird aber in vielen Gemeinden mit Gottesdiensten und kulturellen Veranstaltungen begangen.
Wie wird der Reformationstag gefeiert
In evangelischen Kirchen finden am 31. Oktober Gottesdienste, Lesungen und Orgelkonzerte statt. Besonders in Wittenberg, Eisleben, Erfurt und Eisenach erinnern Ausstellungen und Stadtführungen an das Leben und Wirken Luthers.
Typisch sind auch „Reformationsbrötchen“, ein süßes Gebäck aus Mitteldeutschland, das traditionell zu diesem Feiertag angeboten wird. Schulen und öffentliche Einrichtungen sind in den Feiertagsländern geschlossen.
Viele Gläubige nutzen den Tag, um sich auf die Werte der Reformation zu besinnen: Bildung, Eigenverantwortung, Freiheit des Glaubens und Gewissens.
Warum der Reformationstag wichtig bleibt
Der Reformationstag ist mehr als ein kirchlicher Feiertag – er ist ein Symbol für Mut, Erneuerung und geistige Freiheit. Luther stellte sich gegen ein übermächtiges System und löste damit eine Bewegung aus, die den Grundstein für Aufklärung und moderne Demokratie legte.
Im Jahr 2017, zum 500. Jubiläum der Reformation, wurde der Reformationstag einmalig bundesweit als Feiertag begangen. Seither wird immer wieder diskutiert, ob er dauerhaft in ganz Deutschland gelten sollte.
Orte des Reformationsgedenkens
Wer auf den Spuren Luthers reisen möchte, kann die „Lutherstätten“ besuchen, die seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören:
- Wittenberg – Schlosskirche, Lutherhaus und Melanchthonhaus
- Eisleben – Geburts- und Sterbehaus Luthers
- Eisenach – Wartburg, Übersetzungsort des Neuen Testaments
- Erfurt – Augustinerkloster, wo Luther Mönch wurde
- Torgau – Ort der ersten evangelischen Kirche
Diese Orte ziehen jedes Jahr Tausende Touristen und Pilger an, insbesondere rund um den 31. Oktober.
Der Reformationstag am 31. Oktober erinnert an einen Wendepunkt in der Geschichte Deutschlands. Martin Luther war nicht nur Theologe, sondern ein Wegbereiter für Sprache, Bildung und Gewissensfreiheit. Seine Reformation führte zur Entstehung der Evangelischen Kirche und veränderte Europa für immer.
Auch heute – über 500 Jahre später – bleibt der Reformationstag ein Zeichen für Mut zur Wahrheit und die Freiheit des Denkens, Werte, die in einer modernen, vielfältigen Gesellschaft aktueller sind denn je.
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