Warum Polen beim Washington-Gipfel fehlte – und welche Folgen das hat

US-Präsident Donald Trump traf sich in Washington mit führenden europäischen Staats- und Regierungschefs, um über den Krieg in der Ukraine und die künftige europäische Sicherheitsarchitektur zu beraten. Am Tisch saßen unter anderem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Bundeskanzler Olaf Scholz, die italienische Premierministerin Giorgia Meloni, der britische Premier Rishi Sunak, Finnlands Präsident Alexander Stubb, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie NATO-Generalsekretär Mark Rutte. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war eingeladen. Polen jedoch fehlte – ein diplomatischer Affront für Präsident Karol Nawrocki. Darüber berichtet Renewz.de unter Berufung auf Polskie Radio.
Regierung versucht zu beschwichtigen
Außenamtssprecher Paweł Wroński erklärte kurz nach dem Treffen: „Ich habe keine Informationen, dass jemand aus Polen nach Washington reisen wird.“ Er betonte zugleich, Polen sei bei ähnlichen Formaten zuvor durch Präsident Nawrocki vertreten gewesen. Regierungssprecher Adam Szłapka versuchte die Abwesenheit herunterzuspielen. Man habe intern festgelegt, dass der Präsident die Führungsrolle in den USA-Kontakten übernehme.
Auch Vizeaußenminister Władysław Teofil Bartoszewski bestätigte im polnischen Sender Polsat News, dass „niemand aus Polen“ in Washington anwesend gewesen sei.
Präsidialamt verweist auf eigene Agenda
Der Sprecher des Präsidenten, Rafał Leśkiewicz, erklärte, Nawrocki bereite seine eigene USA-Reise Anfang September vor. „Themen werden Sicherheitsfragen und die Lage in der Ukraine sein“, so Leśkiewicz. Zudem habe Nawrocki in den Tagen vor dem Gipfel bereits zweimal telefonisch mit Trump gesprochen, jeweils im Beisein europäischer Staatschefs und NATO-Generalsekretär Rutte.
Opposition spricht von diplomatischem Versagen
Vertreter der Bürgerkoalition sprachen von einer „schwachen Koordination“ in der Präsidialverwaltung. Katarzyna Kerszek-Koperska sagte: „Wenn Polen bei sicherheitspolitischen Gesprächen nicht vertreten ist, verliert unsere Diplomatie an Gewicht.“
Die rechtsradikale Partei „Konföderacja“ ging noch weiter und nutzte die Abwesenheit, um grundsätzliche Kritik an der Ukraine-Unterstützung zu üben. Polen verschwende Milliarden an militärischer Hilfe und Sozialleistungen „ohne Gegenleistung“, hieß es aus der Parteiführung.
Was bedeutet das für Warschau
Der Ausschluss aus Washington wirft Fragen zur Rolle Polens im transatlantischen Bündnis auf. Einerseits verweist das Präsidialamt auf enge Kontakte zum Weißen Haus und auf die bevorstehende Reise Nawrockis. Andererseits zeigt die diplomatische Lücke, wie fragil Polens Stellung zwischen Washington, Brüssel und Kiew ist.
Innenpolitisch verschärft die Episode die Spannungen zwischen Regierung, Opposition und rechten Nationalisten. Außenpolitisch bleibt die Frage, ob Warschau in der Lage ist, seine sicherheitspolitische Bedeutung in Europa langfristig abzusichern – oder ob es Gefahr läuft, am Rande wichtiger Gespräche über die Zukunft des Kontinents zu stehen.
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