Warum die Oscars ab 2029 exklusiv auf YouTube laufen und ABC nach Jahrzehnten verlassen
Ein Schritt, der das US-Fernsehen nachhaltig verändert: Ab 2029 werden die Oscars exklusiv auf YouTube übertragen– ein historischer Bruch im amerikanischen Medienmarkt. Die Academy Awards, eine der traditionsreichsten Live-Übertragungen der Unterhaltungsindustrie, verabschieden sich damit endgültig vom linearen Fernsehen. Nach dem Auslaufen des aktuellen Vertrags mit dem US-Sender ABC im Jahr 2028 – zugleich das Jahr der 100. Oscarverleihung – wechselt Hollywoods prestigeträchtigste Preisgala vollständig auf die Google-Plattform. Damit endet eine jahrzehntelange Partnerschaft zwischen der Academy of Motion Picture Arts and Sciences und dem Disney-Konzern. Über diese Entscheidung berichtet Renewz unter Berufung auf France 24.
Der neue Vertrag hat eine Laufzeit von fünf Jahren und sieht vor, dass die Oscars weltweit ausschließlich per Streaming verfügbar sind. Finanzielle Details wurden nicht veröffentlicht. Laut dem Branchenportal Deadline sei das Angebot von YouTube für Disney wirtschaftlich nicht attraktiv gewesen; die Summe habe „keinen Sinn“ für den Konzern ergeben, wie anonyme Insider zitiert werden.
Academy setzt auf globale Reichweite und digitales Publikum
Academy-CEO Bill Kramer und Präsidentin Lynette Howell Taylor erklärten in einer gemeinsamen Stellungnahme, der Schritt ermögliche es, „das größtmögliche weltweite Publikum zu erreichen – zum Vorteil unserer Mitglieder und der gesamten Filmbranche“. Die Oscars zählen traditionell zu den meistgesehenen Live-Events der Unterhaltungsindustrie. In den USA verfolgen die Show im Schnitt rund 20 Millionen Zuschauer, weltweit kommen mehrere Millionen hinzu.
Gleichzeitig haben sich die Sehgewohnheiten in den vergangenen Jahren deutlich verschoben. Laut Marktdaten entfällt inzwischen der größte Anteil der gesamten TV-Sehzeit in den USA auf YouTube – mehr als auf jede andere Streaming-Plattform, einschließlich Netflix. Für die Academy ist der Schritt daher auch eine strategische Anpassung an veränderte Mediennutzung.
Streaming-Plattformen gewinnen weiter an Bedeutung
Der Wechsel der Oscars reiht sich in eine breitere Entwicklung ein. Streaming-Anbieter aus dem Silicon Valley haben in den vergangenen Jahren massiv in Inhalte und Talente investiert. Trotz anhaltender Kritik von Filmschaffenden – insbesondere mit Blick auf Kinoauswertungen – sind Streamer zunehmend bei den großen Filmpreisen akzeptiert. So gewann Apple 2022 mit CODA den Oscar für den besten Film.
Auch andere Preisverleihungen sind bereits abgewandert: Die SAG Awards, inzwischen als The Actors Awards bekannt, werden seit Kurzem exklusiv bei Netflix ausgestrahlt. Die Entscheidung der Academy markiert jedoch den bislang deutlichsten Schritt eines traditionellen Hollywood-Formats in Richtung reines Streaming.
Einschaltquoten zwischen Einbruch und Erholung
Die Oscars hatten in den vergangenen Jahren mit sinkenden Zuschauerzahlen zu kämpfen. Während der Covid-19-Pandemie fielen die US-Quoten zeitweise auf 10,4 Millionen Zuschauer. Zum Vergleich: Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt erreichte die Preisverleihung regelmäßig über 40 Millionen.
Bei der jüngsten Ausgabe wurden wieder 19,69 Millionen Zuschauer gezählt – der höchste Wert seit fünf Jahren. Die Show lief dabei parallel auf ABC und Disneys Streaming-Dienst Hulu. Allerdings kam es beim Hulu-Stream zu technischen Problemen, sodass einige Zuschauer die Vergabe der letzten Preise nicht sehen konnten.
ABC verabschiedet sich nach mehr als 50 Jahren
Ein Sprecher von ABC Entertainment erklärte gegenüber AFP, der Sender sei „seit mehr als einem halben Jahrhundert stolz darauf gewesen, die Heimat der Oscars zu sein“. Man freue sich auf die verbleibenden drei Übertragungen bis einschließlich der Jubiläumsausgabe 2028 und wünsche der Academy weiterhin Erfolg. Mit dem Wechsel zu YouTube beginnt für die Oscars eine neue Ära – und für das US-Fernsehen endet eines seiner traditionsreichsten Live-Events.
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