Islamische Opferfest 2025: Datum, Ursprung, Bedeutung und Rituale

Das islamische Opferfest, auch bekannt als Eid al-Adha, Eid ul-Adha oder Kurban Bayramı, nimmt unter den religiösen Feierlichkeiten im Islam eine herausragende Stellung ein. Es ist nicht nur ein Anlass für Gebet und Einkehr, sondern ein Fest, das tief in die spirituelle Struktur muslimischen Glaubens eingreift. Die zentrale Figur ist der Prophet Ibrahim (Abraham), dessen Bereitschaft, seinen Sohn auf göttliches Geheiß hin zu opfern, als ultimatives Zeichen von Gehorsam und Hingabe gilt. In einer Welt, die zunehmend von Individualismus und sozialen Spannungen geprägt ist, wirkt das Opferfest wie ein verbindendes Band zwischen Generationen, Kulturen und Konfessionen.

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Historischer Ursprung und theologische Bedeutung
Die Ursprünge des Opferfests reichen weit zurück – in die Frühzeit der abrahamitischen Religionen. Laut islamischer Überlieferung erhielt Ibrahim im Traum den Befehl Gottes, seinen Sohn Ismail zu opfern. Die dramatische Szene, in der der Vater das Messer ansetzt, wird durch göttliches Eingreifen gestoppt: Ein Widder ersetzt den Sohn. Diese Geschichte steht exemplarisch für die Idee des absoluten Gottvertrauens, das auch in der jüdischen und christlichen Überlieferung auftaucht – dort allerdings mit Isaak als Sohn. Die islamische Variante betont stärker den Akt der Unterwerfung unter den göttlichen Willen (Islam bedeutet wörtlich "Hingabe").
Der Akt des Opferns ist dabei nicht als archaischer Gewaltakt zu verstehen, sondern als innerer Prozess: Es geht darum, das eigene Ego zu überwinden, Besitz zu relativieren und sich auf das Wesentliche zu besinnen. In Moscheen weltweit wird diese Erzählung nicht nur als spirituelles Lehrstück betrachtet, sondern auch als Anleitung zu aktiver Mitmenschlichkeit.
Das Opferfest und die Pilgerfahrt Haddsch
Eid al-Adha fällt mit dem Ende der islamischen Pilgerfahrt, der Haddsch, zusammen. Diese Reise nach Mekka ist für jeden Muslim, der es sich leisten kann, Pflicht. Der Höhepunkt der Haddsch ist der "Tag von Arafat", an dem sich die Pilger auf dem gleichnamigen Berg in stiller Andacht versammeln. Am folgenden Tag beginnt das Opferfest – nicht nur in Saudi-Arabien, sondern weltweit. Diese zeitliche und spirituelle Verbindung verleiht dem Fest seine besondere Tiefe: Es ist ein globales Ereignis mit gemeinsamer spiritueller Ausrichtung.
Wann ist das Opferfest 2025
Im Jahr 2025 beginnt das Opferfest am Abend des Mittwoch, 4. Juni, und endet am Sonntag, 8. Juni. Es fällt auf den 10. bis 13. Dhū l-Hiddscha im islamischen Mondkalender. Da sich dieser Kalender am Mond orientiert und somit kürzer ist als der gregorianische Kalender, verschieben sich die Festtage jedes Jahr um etwa 10–11 Tage nach vorn. Muslime weltweit folgen dieser Berechnung, wodurch sich das Opferfest oft an leicht unterschiedlichen Tagen je nach Sichtung des Neumonds vollzieht.
Die zentralen Rituale: Praktiken mit tiefer Symbolik
- Festgebet (Salat al-Eid): Das gemeinsame Gebet am Morgen des ersten Festtages bildet den Auftakt. Es wird meist im Freien oder in großen Moscheen abgehalten. Familien kommen in festlicher Kleidung zusammen, Kinder tragen oft neue Gewänder. Die anschließende Predigt (Khutba) thematisiert die Bedeutung von Glauben, Solidarität und Opferbereitschaft. In Städten wie Köln, Hamburg oder Mannheim finden diese Gebete auf öffentlichen Plätzen mit Tausenden Teilnehmer:innen statt.
- Opferung eines Tieres (Qurbani): Nach dem Vorbild Ibrahims opfern viele Muslime ein Tier – traditionell ein Schaf, eine Ziege oder ein Rind. Dabei gelten klare Regeln:
- Das Tier muss gesund und fehlerfrei sein,
- es wird rituell in Richtung Mekka geschlachtet,
- dabei wird der Name Allahs ausgesprochen: "Bismillah, Allahu Akbar".
Das Fleisch wird in drei gleich große Teile geteilt:
- Ein Drittel für die eigene Familie,
- ein Drittel für Freunde, Nachbarn und Gäste,
- ein Drittel für Bedürftige – entweder direkt oder über Hilfsorganisationen.
- Friedhofsbesuche und Gebete für Verstorbene: Viele Familien besuchen die Gräber ihrer verstorbenen Angehörigen. Es werden Grabsteine gereinigt, Blumen niedergelegt und Gebete gesprochen. Der Besuch wird oft als spiritueller Akt der Kontinuität verstanden: ein Dialog zwischen den Generationen.
- Familienbesuche und Festessen: Das Fest wird über mehrere Tage hinweg mit ausgiebigen Mahlzeiten, Besuchen und gemeinsamen Aktivitäten begangen. Kinder erhalten kleine Geschenke, Frauen und Männer tauschen selbstgebackenes Gebäck aus. Die Atmosphäre gleicht in ihrer sozialen Wärme einem religiösen Pendant zum christlichen Weihnachten.

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Soziale Bedeutung: Teilen als religiöse Pflicht
Zentral im Opferfest ist das Teilen. Es geht nicht nur darum, Fleisch zu verteilen, sondern um ein ethisches Prinzip: Wer hat, teilt mit dem, der weniger hat. In vielen Ländern werden große Spendenaktionen organisiert. In Deutschland können Muslime über Organisationen wie HASENE oder Islamic Relief spenden – das Tier wird dann in ärmeren Regionen geschlachtet und an Bedürftige verteilt. Dieses Modell hat sich vor allem bei jüngeren Generationen etabliert, die global denken und lokal handeln wollen.
Rechtlicher Rahmen in Deutschland
In Deutschland ist das Opferfest kein gesetzlicher Feiertag. Allerdings ermöglichen viele Schulen eine Freistellung vom Unterricht – nach Antragstellung durch die Eltern. Arbeitgeber gewähren oft unbezahlten Urlaub oder bieten flexible Arbeitszeiten an.
Die rituelle Schlachtung (Schächten) ist in Deutschland nur mit behördlicher Ausnahmegenehmigung erlaubt. Das Tierschutzgesetz schreibt grundsätzlich eine Betäubung vor. Viele Muslime nutzen daher zugelassene Schlachtbetriebe oder verzichten auf das Schächten und entscheiden sich für symbolisches Opfern.
Tabelle: Struktur und Symbole des Opferfests
Aspekt | Beschreibung |
---|---|
Datum | 4. bis 8. Juni 2025 |
Islamischer Kalender | 10. bis 13. Dhū l-Hiddscha |
Dauer | 4 Tage |
Theologische Grundlage | Geschichte von Ibrahim und Ismail |
Rituelle Schlachtung | Nach islamischem Recht (halal), mit Genehmigung |
Sozialer Aspekt | Fleischverteilung, Armenhilfe, gemeinsames Gebet |
Globales Element | Einheit mit Pilgerfahrt Haddsch und globaler muslimischer Gemeinschaft |
Regionale Unterschiede: Ein globales Fest in vielfältigen Formen
In der Türkei ist das Opferfest ein gesetzlicher Feiertag, der mit vier arbeitsfreien Tagen gefeiert wird. Viele Familien reisen in ihre Heimatdörfer, organisieren gemeinschaftliche Schlachtungen und kochen große Festmahlzeiten.
In Marokko wird oft direkt im Innenhof oder Garten geschlachtet – unter Aufsicht des Familienoberhaupts. Der soziale Zusammenhalt wird durch offene Türen und Einladungen an Nachbarn gestärkt.
In Indonesien listen Moscheen öffentlich auf, wer Tiere gespendet hat. Die Verteilung erfolgt gemeinschaftlich. Kinder lernen dabei, was Solidarität praktisch bedeutet.
In Deutschland wiederum sind private oder organisierte Schlachtungen meist symbolisch. Viele Muslime spenden und feiern das Fest mit kulturellen und spirituellen Elementen.
Sprachliche Kultur: Glückwünsche
Sprache | Formel |
Arabisch | Eid Mubarak / Eid al-Adha Said |
Türkisch | Kurban Bayramınız mübarek olsun |
Deutsch | Ein gesegnetes Opferfest |
Diese Grüße werden in vielen Familien auf Karten geschrieben oder digital per WhatsApp, Instagram oder Facebook verschickt. Sie sind Zeichen der Verbundenheit – auch über Ländergrenzen hinweg.
Eid al-Adha ist ein Fest des Glaubens, der Verbundenheit und der gelebten Ethik. In einer zunehmend polarisierten Welt erinnert es an die Kraft des Teilens und die Notwendigkeit des Mitgefühls. Es ist ein Tag der Brücken – zwischen Mensch und Gott, zwischen Arm und Reich, zwischen Tradition und Moderne. Und vielleicht ist es gerade deshalb heute aktueller denn je.
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