Martinstag in Deutschland: Laternen, Gänse und die Frage nach dem Feiertag

Der Martinstag am 11. November, auch bekannt als Sankt-Martins-Tag oder Martinsfest, markiert in Deutschland und weiten Teilen Europas seit Jahrhunderten einen wichtigen Höhepunkt im Jahreslauf. Das Fest zu Ehren des heiligen Martin von Tours, dessen Grablegung der Überlieferung nach auf diesen Tag im Jahr 397 datiert ist, verbindet tief verwurzelte christliche Traditionen der Nächstenliebe mit volkstümlichen Bräuchen wie den leuchtenden Laternenumzügen und dem traditionellen Gänseessen. Gerade in der heutigen, oft schnelllebigen Zeit gewinnen die Werte des Teilens und der Hilfsbereitschaft, die Martin von Tours vorlebte, an neuer Bedeutung und das Fest dient als wichtiger kultureller Ankerpunkt. Statistiken belegen, dass in vielen Regionen, besonders im Rheinland und Westfalen, die Zahl der organisierten Martinsumzüge auch im Jahr 2024 oder 2025 stabil hoch bleibt, was die anhaltende Relevanz dieses Datums für Familien und Gemeinden unterstreicht. Ob dieser Tag in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag ist, welche Bräuche ihn prägen und woher diese stammen, sind Fragen, die viele Bürger bewegen. Darüber berichtet Renewz.de.
Der Martinstag im Kalender: Ist der 11. November ein gesetzlicher Feiertag in Deutschland
Trotz seiner tiefen historischen und kulturellen Bedeutung ist der Martinstag in keinem der 16 deutschen Bundesländer ein gesetzlicher Feiertag, was bedeutet, dass der 11. November ein regulärer Arbeitstag bleibt. Diese Tatsache überrascht viele, da das Martinsfest mit zahlreichen Veranstaltungen, insbesondere den abendlichen Laternenumzügen, das öffentliche Leben in vielen Städten und Dörfern stark prägt. Das Datum fällt historisch auf den Endpunkt des bäuerlichen Wirtschaftsjahres im Mittelalter, an dem Pachtzahlungen fällig wurden, was unter anderem zum Brauch des Gänseessens führte. Obwohl der Tag kirchlich von großer Bedeutung ist und sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche gefeiert wird – die Protestanten gedenken oft zusätzlich am 10. November des Geburtstages von Reformator Martin Luther –, führt dies nicht zur Arbeitsfreiheit. Schulen und Kindergärten organisieren jedoch die Feierlichkeiten in der Regel so, dass sie am späten Nachmittag oder Abend stattfinden, um allen Familien die Teilnahme zu ermöglichen. Die Geschäfte bleiben an diesem Tag regulär geöffnet.
- Der 11. November ist in Deutschland kein gesetzlicher Feiertag.
- Arbeitnehmer haben an diesem Tag keinen Anspruch auf Arbeitsfreistellung.
- Schulen und Kindergärten passen die Martinsfeiern meist an den Feierabend an.
- Geschäfte und Büros sind regulär geöffnet.
- Die Feierlichkeiten ehren den heiligen Martin von Tours, dessen Grablegung auf diesen Tag im Jahr 397 datiert wird.
- In protestantischen Regionen wird teils am 10. November auch Martin Luther gedacht.
- Der historische Hintergrund liegt im Ende des bäuerlichen Pachtjahres.
- Das Fehlen eines gesetzlichen Feiertages unterstreicht den volkstümlichen und kirchlichen Charakter des Festes.
Die Laternenumzüge: Ein Lichtermeer als Zeichen der Nächstenliebe
Die Martinszüge, auch bekannt als Laternenumzüge, sind das Herzstück der Martinstagstraditionen in Deutschland und prägen vor allem den Abend des 11. November. Tausende Kinder ziehen mit ihren oft selbstgebastelten Laternen singend durch die Straßen, begleitet von Musikkapellen und oft angeführt von einem Darsteller des heiligen Martin hoch zu Ross in der Uniform eines römischen Soldaten. Diese Umzüge erinnern an die berühmteste Legende Martins: die Mantelteilung. Als junger Soldat soll Martin an einem kalten Wintertag vor dem Stadttor von Amiens die Hälfte seines Mantels mit seinem Schwert abgetrennt und einem frierenden Bettler gegeben haben. Diese Geste der Mitmenschlichkeit und des Teilens steht im Zentrum des Brauchtums. Die Lichter der Laternen symbolisieren dabei nicht nur die Lichterprozession, die Martins Leichnam nach Tours begleitete, sondern auch das Licht des Glaubens und der Nächstenliebe, das in die dunkle Jahreszeit getragen wird. Viele Umzüge enden an einem großen Martinsfeuer, das Wärme und Gemeinschaft symbolisiert.

- Der heilige Martin von Tours: Geboren um 316 im heutigen Ungarn, diente als römischer Soldat und wurde später Bischof von Tours.
- Die Mantelteilung: Die Kernlegende, die Martin als Vorbild für Hilfsbereitschaft und Teilen etabliert.
- Der Umzug: Kinder ziehen mit Laternen und Gesang durch die Straßen, angeführt vom verkleideten Martin auf dem Pferd.
- Das Laternenlicht: Symbolisiert das Licht der guten Tat und des Glaubens in der Dunkelheit.
- Die Lieder: Traditionelle Martinslieder wie „Laterne, Laterne“ oder „Ich geh mit meiner Laterne“ werden gesungen.
- Das Martinsfeuer: Krönender Abschluss vieler Umzüge als Symbol der Freude und Wärme.
- Die Zielsetzung: Das Brauchtum soll Kinder spielerisch an die Werte der Nächstenliebe heranführen.
- Regionale Verbreitung: Besonders stark ausgeprägt ist der Brauch im Rheinland und in Westfalen.
Kulinarische Traditionen: Warum die Martinsgans auf den Tisch kommt
Kein Martinstag ohne die traditionelle Martinsgans, deren Verzehr eine lange und vielschichtige Geschichte in Deutschland hat, die über die religiöse Feier hinausgeht. Die kulinarische Tradition der Martinsgans ist eng mit zwei historischen Umständen verbunden. Einerseits fiel der Martinstag früher auf den Beginn der vorweihnachtlichen Fastenzeit, die ursprünglich am 12. November begann. Am letzten Tag vor dem Fasten war es üblich, noch einmal ein Festessen mit Fleisch zu veranstalten. Andererseits war der 11. November der Stichtag, an dem im bäuerlichen Kalender Pachtverträge endeten und die Pächter oft ihre Abgaben, darunter auch Gänse, an die Grundherren leisteten. Eine weitere populäre Erklärung liefert eine Legende: Als Martin zum Bischof von Tours gewählt werden sollte, versteckte er sich aus Bescheidenheit in einem Gänsestall, da er sich des Amtes unwürdig hielt. Das laute Geschnatter der Gänse verriet ihn jedoch, woraufhin er gefunden und zum Bischof geweiht wurde.

| Speise | Hintergrund und Bedeutung | Regionale Bezeichnungen |
| Martinsgans | Ursprünglich Fastnachtsschmaus vor der vorweihnachtlichen Fastenzeit und Pachtabgabe der Bauern. | Martinsvogel |
| Weckmann | Gebäck aus Hefeteig in Form eines Männchens, oft mit Tonpfeife. Symbolisiert den Heiligen Martin oder einen Bischof. | Stutenkerl, Püppchen, Kiepenkerl (regional unterschiedlich) |
| Martinsbrezel | Gebäck in Brezel- oder Hufeisenform, das an das Teilen des Mantels erinnern soll. | Martinshörnchen |
| Martinssingen-Süßigkeiten | Kinder erhalten nach dem Singen von Martinsliedern von Haus zu Haus süße Gaben. | Heischegaben |
Neben der Gans spielen auch verschiedene Backwaren eine wichtige Rolle. Der sogenannte Weckmann, auch als Stutenkerl oder Püppchen bekannt, ist ein aus Hefeteig gebackenes Männchen, das in vielen Regionen an die Kinder verteilt wird. Ebenso werden oft Martinsbrezeln oder Hörnchen gereicht, die an die Form des geteilten Mantels erinnern können.
Brauchtum und Mitmenschlichkeit: Das Martinssingen und die pädagogische Botschaft
Das Martinsfest ist in seiner modernen Ausprägung stark von seiner pädagogischen und ethischen Botschaft geprägt, wobei die Vermittlung von Werten wie Teilen, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe im Mittelpunkt steht. Neben den Laternenumzügen existiert in vielen Regionen, insbesondere im Rheinland, der Brauch des Martinssingens oder „Heischen“. Hier ziehen Kindergruppen am Abend des 10. oder 11. November von Haus zu Haus, singen Martinslieder und bitten um kleine Gaben wie Süßigkeiten, Gebäck oder Früchte. Dieses sogenannte Heischebrauchtum hat historische Wurzeln in den Entlassungsbräuchen der Landarbeiter am Ende des bäuerlichen Jahres. Forschungen zeigen, dass moderne Martinsfeste zunehmend den Fokus auf wohltätige Aspekte legen. Viele Kirchengemeinden und Schulen organisieren begleitend zum Martinsfest Spendenaktionen, die unter dem Motto der Mantelteilung stehen. Kinder werden ermutigt, Spielzeug oder haltbare Lebensmittel für bedürftige Familien zu spenden, um die Botschaft des Teilens nicht nur symbolisch, sondern ganz konkret in die Tat umzusetzen. Dadurch bleibt der Martinstag ein lebendiges Fest, das die christliche Tradition mit einem aktuellen sozialen Engagement verbindet.
- Martinssingen (Heischen): Kinder ziehen von Tür zu Tür, singen Lieder und erhalten Süßigkeiten oder Gebäck.
- Pädagogischer Fokus: Schulen und Kindergärten nutzen das Fest, um über Nächstenliebe und Teilen zu sprechen.
- Spendenaktionen: Viele Gemeinden führen begleitend zum Fest Spendenaktionen für Bedürftige durch.
- Brauchtumsvariationen: Im Rheinland wird dieser Brauch als "Schnörzen" oder "Matten" bezeichnet.
- Der Mantel als Symbol: Das Teilen des Mantels dient als zentrale Metapher für barmherziges Handeln.
- Soziale Relevanz: Das Fest erinnert daran, dass jeder einen Beitrag zur Gemeinschaft leisten kann.
- Historischer Ursprung: Das Heischen hat Wurzeln in den Abgaben und Entlassungen am Ende des bäuerlichen Arbeitsjahres.
- Moderne Interpretation: Die Tradition wird oft durch konkrete Hilfsprojekte für die Region erweitert.
Martin Luther und der Martinstag: Die protestantische Perspektive
Obwohl der 11. November unbestritten dem heiligen Martin von Tours gewidmet ist, spielt in protestantisch geprägten Regionen, insbesondere in Ostdeutschland, auch Martin Luther eine Rolle. Luther, der Begründer der Reformation, wurde am 10. November 1483 geboren und am Martinstag, dem 11. November, getauft. Diese Namensgleichheit führte dazu, dass in evangelischen Gebieten, wie Teilen Niedersachsens oder Sachsen-Anhalts, das sogenannte Martinisingen oder Martinilaufen am Abend des 10. oder 11. November begangen wird. Dabei stehen jedoch nicht nur die Taten des römischen Soldaten im Vordergrund, sondern auch die Person Martin Luthers. In diesen Regionen kann es vorkommen, dass die Lieder und Bräuche einen stärkeren Bezug zum Reformator aufweisen. Ungeachtet dieser regionalen Unterschiede in der Betonung bleibt die zentrale Botschaft der Feste identisch: Sie bringen Licht in die Dunkelheit und fördern ein Gefühl der Gemeinschaft und des Miteinanders. Die Doppelung der Feieranlässe durch die beiden großen Martin-Figuren unterstreicht die tiefe Verankerung dieses Datums in der deutschen Kulturgeschichte.

- Martin Luther: Geboren am 10. November 1483 und getauft am 11. November, dem Martinstag.
- Martinisingen/Martinilaufen: Protestantische Bezeichnung für die Lichterumzüge.
- Evangelische Tradition: Gedenken oft auch an den Reformator Martin Luther.
- Regionen: Verbreitet in protestantisch geprägten Gebieten in Nord- und Ostdeutschland.
- Namensgleichheit: Die Taufe Luthers am Martinstag führte zur Verknüpfung der Traditionen.
- Gemeinsame Botschaft: Trotz unterschiedlicher historischer Figuren wird die gleiche Botschaft des Lichts und der Gemeinschaft vermittelt.
- Bräuche: Oftmals sind die Laternenumzüge und das Gabensammeln in ihren äußeren Formen ähnlich.
- Historische Fakten: Die Traditionen überschneiden sich und sind im Laufe der Jahrhunderte teilweise verschmolzen.
Der Martinstag am 11. November ist in Deutschland kein gesetzlicher Feiertag, stellt aber ein tief verwurzeltes kulturelles und ethisches Fest dar. Die Laternenumzüge, das Martinsgansessen und die Botschaft der Nächstenliebe, die auf den heiligen Martin von Tours zurückgeht, bieten einen wichtigen Anlass zur Besinnung und zum gemeinschaftlichen Handeln. Diese lebendigen Bräuche, die in vielen deutschen Regionen von der rheinischen Mantelteiling bis zum norddeutschen Martinisingen reichen, vermitteln Kindern und Erwachsenen gleichermaßen die zeitlose Bedeutung des Teilens in einer modernen Gesellschaft.
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