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LSD-Derivate in Deutschland: Legal verkauft trotz Nähe zu verbotenen Substanzen

LSD-Derivate in Deutschland: Legal verkauft trotz Nähe zu verbotenen Substanzen

April 13, 2025
Monika Schmidt
LSD-Derivate wie 1S-LSD sind legal, obwohl sie wie LSD wirken. Gesetzeslücken erlauben den Handel – Risiken und Forschung bleiben unklar.

In Berlin wird die Substanz 1S-LSD als sogenannte Forschungschemikalie verkauft – obwohl sie dem verbotenen LSD chemisch stark ähnelt. Der Stoff fällt nicht unter das Betäubungsmittelgesetz, da es sich um ein Derivat handelt, das in der bestehenden Gesetzgebung nicht explizit benannt ist. Das Geschäft „LSD-Legal“ in Friedrichshain vertreibt 1S-LSD seit vier Jahren online und vor Ort. Der Betreiber Daniel Becker spricht von einem gut laufenden Handel mit Kund:innen aus unterschiedlichen Altersgruppen und sozialen Schichten. Die Verpackungen tragen den Hinweis, dass die Produkte nicht für den Konsum bestimmt seien. Dennoch wird 1S-LSD nach Angaben von rbb24 in der Praxis als Rauschmittel genutzt. Die Nachfrage nach legalen Alternativen zu klassischen Drogen steigt, wobei sich diese Substanzen rechtlich in einer Grauzone befinden. Darüber berichtet RENEWZ unter Berufung auf rbb24.

Gesetzeslage ermöglicht temporär legale Derivate

LSD ist in Deutschland seit 1967 verboten und gilt als nicht verkehrsfähig. Davon ausgenommen sind chemisch modifizierte Varianten, sogenannte Derivate, wie 1S-LSD. Diese werden vom Gesetz nicht automatisch erfasst, solange sie nicht explizit benannt sind. Das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) erlaubt seit 2016 das Verbot ganzer Stoffgruppen, allerdings nur per konkreter Verordnung durch das Bundesgesundheitsministerium. Eine Beteiligung des Bundestags ist nicht nötig, doch die Verfahren dauern oft bis zu zwei Jahre. In dieser Zeit bleiben neue Substanzen wie 1S-LSD formal legal. Händler wie Daniel Becker nutzen dieses Zeitfenster und reagieren auf Verbote mit neuen chemischen Varianten. Dadurch entsteht ein anhaltendes Schlupfloch, das bisher nicht vollständig geschlossen wurde.

Forschung und Risiken: Derivate sind kaum geprüft

LSD gilt laut wissenschaftlichen Studien als substanzarm in Bezug auf körperliche Abhängigkeit und toxische Wirkung. Dennoch warnt die Suchthilfe Vista vor einer unkontrollierten Nutzung, besonders bei nicht geprüften Derivaten. Die genaue Wirkung, mögliche Langzeitfolgen und gesundheitliche Risiken von 1S-LSD sind bislang nicht ausreichend erforscht. An der Charité Berlin wird parallel die Wirkung von Psilocybin auf therapieresistente Depressionen untersucht. Erste Ergebnisse zeigen Potenzial, allerdings ist Psilocybin ebenfalls gesetzlich verboten und darf nur unter streng regulierten Studienbedingungen eingesetzt werden. In anderen Ländern wie Australien oder der Schweiz ist die Verschreibung unter bestimmten Bedingungen bereits erlaubt. In Deutschland fehlt bisher eine rechtliche Grundlage für den medizinischen Einsatz. Die Forschung steht unter dem Einfluss regulatorischer Hürden, während der freie Verkauf rechtlich geduldeter Derivate weiterläuft.

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