Kreml dementiert erneut Gerüchte um Lawrow: Außenminister fehle nicht in Ungnade

Die Gerüchte über eine vermeintliche Ungnade oder gar eine drohende Entlassung des russischen Außenministers Sergej Lawrow, der sein Amt seit 21 Jahren bekleidet, halten sich so hartnäckig, dass Kremlsprecher Dmitri Peskow sie heute erneut energisch dementieren musste. Peskow wiederholte damit seine Aussage vom Freitag, wonach "all diese Nachrichten absolute Lügen" seien und keine Beachtung verdienten. Der Sprecher versicherte, dass alles in Ordnung sei, und kündigte an, der Minister werde bei den nächsten öffentlichen Veranstaltungen des Kremls zu sehen sein. Das mediale Aufsehen entstand, weil Lawrow am vergangenen Mittwoch als einziges ständiges Mitglied bei einer entscheidenden Sitzung des russischen Sicherheitsrates unter der Führung von Wladimir Putin fehlte, als Russlands Antwort auf mögliche Atomwaffentests der USA verkündet wurde, berichtet Renewz.de mit Verweis auf die tagesschau.
Obwohl offiziell erklärt wurde, dass die Abwesenheit des langjährigen Putin-Vertrauten vorher abgesprochen war, führte sein Fehlen umgehend zu einer Gerüchte-Lawine in den sozialen Medien über eine Abstrafung oder einen baldigen Rauswurf. Ein möglicher Hintergrund für die Spekulationen könnte ein vereiteltes Treffen zwischen Putin und US-Präsident Donald Trump in Budapest sein, das für den russischen Staatschef als äußerst prestigeträchtig galt und den Kurs der Annäherung an die USA fortsetzen sollte, ohne dabei im Krieg gegen die Ukraine substantielle Kompromisse einzugehen. Kurz vor dem geplanten Gipfeltermin soll Lawrow in einem Telefonat mit seinem US-Amtskollegen eine extrem harte russische Linie ohne Zugeständnisse für ein schnelles Schweigen der Waffen vertreten haben. Diese Unnachgiebigkeit soll zur Folge gehabt haben, dass Trump den Gipfel in Budapest aufgrund der absehbaren Erfolglosigkeit absagte. Diese Absage könnte Wladimir Putin seinem Chefdiplomaten nun zur Last legen.
Allerdings betonen Beobachter, dass der unversöhnliche, aggressive Ton – nicht nur gegenüber der ukrainischen Regierung, sondern auch gegenüber deren europäischen Unterstützern – und das Festhalten am Kriegskurs charakteristisch für Putins eigene Politik sind. Experten halten es für unwahrscheinlich, dass Lawrow eine eigenständige, von Putin abweichende Haltung eingenommen hat. Alexej Wenediktow, ehemaliger Chefredakteur von Echo Moskwuj, erklärte im unabhängigen YouTube-Kanal "shiwoj gwosd", Lawrow treibe "natürlich die Linie von Putin voran" und könne sich abgesehen von seinem eigenen Stil nichts Individuelles erlauben. Wenediktow bekräftigte, dass "alles, was Lawrow Rubio sagte, mit Putin abgestimmt" wurde. Auch der Politikwissenschaftler Michail Winogradow betonte auf demselben Kanal, es sei schwer zu glauben, dass sich der Außenminister ungehorsam verhalten habe, da das Außenministerium in den letzten 30 bis 35 Jahren nur extrem selten eine eigenständige politische Haltung gezeigt habe. Die Spekulationen um Lawrow reihen sich zudem in frühere, stets dementierte Gerüchte ein, wonach der 75-Jährige amtsmüde sein oder einem Generationswechsel weichen könnte. Der letzte tatsächliche Abgang aus dem engen Vertrautenkreis Putins war Mitte September der Vizechef der Präsidialverwaltung, Dmitri Kosak, der offiziell auf eigenen Wunsch ging. Kosak galt als letzter Verbliebener im Umfeld Putins, der sich gegen den Krieg und für Verhandlungen mit Kiew aussprach – eine Position, die Außenminister Lawrow völlig fremd ist.
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