Der Durchbruch der Krypto-Assets: Wie Deutschlands Grossbanken den Markt legalisieren

Die Integration traditioneller Finanzen (TradFi) und der Kryptowelt in Deutschland beschleunigt sich in einem Tempo, das die globale Finanzlandschaft nachhaltig verändert. Deutschland hat sich in den letzten Jahren als Vorreiter in der Schaffung eines regulierten Rahmens für digitale Assets etabliert, insbesondere durch die Einführung der Kryptoverwahrlizenz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Jahr 2020. Dieser regulatorische Fortschritt ist die direkte Ursache dafür, dass etablierte Grossbanken nun aktiv in den Kryptomarkt eintreten und Dienstleistungen anbieten, die bisher FinTechs und spezialisierten Krypto-Brokern vorbehalten waren. Institutionelle Investoren und vermögende Privatkunden suchen schon lange nach sicheren, regulierten Wegen, um Bitcoin, Ethereum und andere Kryptowährungen direkt über ihre Hausbank zu kaufen und zu verwahren. Der aktuelle Trend, bei dem Akteure wie die Commerzbank, die Deutsche Bank und die DZ Bank ihre eigenen Krypto-Angebote launchen oder die entsprechenden Lizenzen beantragen, stellt einen entscheidenden Wendepunkt dar. Nach dem BaFin-Report von Anfang 2025 streben mehr als 40 Finanzinstitute in Deutschland eine entsprechende Lizenz an, was die massiven Marktinteressen unterstreicht. Wie die Redaktion von Renewz.de berichtet.
BaFin-Lizenzen: Der Schlüssel zur Krypto-Verwahrung durch Banken
Krypto-Verwahrung ist die zentrale Dienstleistung, die es traditionellen Banken ermöglicht, digitale Assets sicher und gesetzeskonform für ihre Kunden zu halten, was einen entscheidenden Schritt zur Legitimierung dieser Anlageklasse darstellt. In Deutschland wurde das Kryptoverwahrgeschäft Anfang 2020 als eigene Finanzdienstleistung in das Kreditwesengesetz (KWG) aufgenommen und erfordert seither eine spezielle Lizenz der BaFin, wodurch strenge Anforderungen an IT-Sicherheit, Kapital und Geschäftsführung gewährleistet werden. Dieses Vorgehen verschafft Deutschland einen regulatorischen Vorsprung und schafft Vertrauen bei Anlegern, da die verwahrten Kryptowerte denselben Schutzmechanismen unterliegen wie traditionelle Wertpapiere. Die Commerzbank, als erste deutsche Universalbank, hat diesen Prozess erfolgreich abgeschlossen und bereits im November 2023 die Kryptoverwahrlizenz erhalten, was ihren Status als Pionier im Bereich digitaler Vermögenswerte untermauert. Auch die Deutsche Bank und die DZ Bank sind mit ihren Anträgen und Partnerschaften zur digitalen Verwahrung auf der Zielgeraden oder bereits aktiv, was die Marktreife des regulierten Krypto-Angebots bestätigt.

Die Kernanforderungen der BaFin-Lizenz und deren Bedeutung:
- Rechtliche Grundlage: § 1 Abs. 1 a Satz 1 Nr. 6 des Kreditwesengesetzes (KWG).
 - Anforderung an Antragsteller: Nachweis eines detaillierten Geschäftsplans, eines Mindestanfangskapitals von 150.000 Euro sowie strenger IT- und Sicherheitssysteme.
 - Zweck der Regulierung: Schutz der Kundenvermögen, Bekämpfung von Geldwäsche und Gewährleistung der Marktintegrität.
 - Vorteil für Kunden: Regulierte Verwahrung bietet deutlich höhere Sicherheit als die Selbstverwahrung (Self-Custody) oder der Handel über nicht-lizenzierte ausländische Plattformen.
 - Pionierrolle der Banken: Die Integration von Krypto-Dienstleistungen in das bestehende Online-Banking-Umfeld vereinfacht den Zugang für Millionen von Kunden.
 
Die Strategie der Grossbanken: DZ Bank, Deutsche Bank und Commerzbank
Die etablierten Grossbanken Deutschlands verfolgen unterschiedliche, aber strategisch koordinierte Ansätze, um den schnell wachsenden Kryptomarkt zu erschliessen und ihren institutionellen und privaten Kunden einen regulierten Zugang zu bieten. Die Commerzbank fokussierte sich nach dem Erhalt ihrer Lizenz zunächst auf institutionelle Kunden, um diesen eine sichere und konforme Plattform für die Verwahrung von Kryptowerten wie Bitcoin und Ether bereitzustellen, bevor eine Ausweitung auf das Privatkundengeschäft erfolgt. Die Deutsche Bank hat ebenfalls frühzeitig eine Lizenz zur Verwahrung von Kryptowährungen beantragt und investiert massiv in den Ausbau ihrer digitalen Infrastruktur, mit dem Ziel, bis Ende 2025 ein neues Frontend zu etablieren, das sowohl klassische als auch digitale Assets effizient verwalten kann. Die DZ Bank, das Spitzeninstitut des genossenschaftlichen Sektors, startete Ende 2024 eine Pilotphase mit mehreren Volksbanken und Raiffeisenbanken, um eine technische Plattform für Krypto-Angebote zu testen, wobei das Institut mit einem starken Interesse bei den bundesweit gut 670 angeschlossenen Banken rechnet.
Strategische Unterschiede und aktuelle Entwicklungen (Stand Oktober 2025):
| Bank | BaFin-Lizenzstatus | Fokus & Strategie | Zielgruppe (aktueller Start) | 
| Commerzbank | Erhalten (Nov. 2023) | Aufbau einer sicheren Verwahrplattform (Partnerschaft mit Crypto Finance). | Institutionelle Kunden | 
| Deutsche Bank | Lizenzantrag gestellt (2023) | Massive Investition in die Infrastruktur; Integration von Kryptowerten in ein neues digitales Bank-Frontend. | Institutionelle & vermögende Privatkunden | 
| DZ Bank | Antrag gestellt (2024) | Rollout der Krypto-Plattform für Volks- und Raiffeisenbanken nach Pilotphase (Partnerschaft mit Ripple/Metaco). | Kunden des Genossenschaftssektors | 
Die Zusammenarbeit mit spezialisierten FinTechs und Technologieanbietern wie Ripple (Metaco) und Bitpanda spielt in den Strategien der Banken eine entscheidende Rolle, um die notwendige technische Expertise schnell zu integrieren.
Die Nachfrage der Kunden: Warum TradFi-Integration so wichtig ist
Institutionelle Investoren und Privatkunden fragen zunehmend nach Krypto-Dienstleistungen, weil sie die digitalen Assets als eine ernstzunehmende, neue Anlageklasse betrachten, die Diversifizierung und potenziell hohe Renditen verspricht. Die direkte Integration in das traditionelle Bankenumfeld bietet dabei einen doppelten Vorteil: Zum einen entfällt die Notwendigkeit, separate Konten bei Krypto-Börsen zu eröffnen, was den Prozess für den Endnutzer drastisch vereinfacht und die Benutzerfreundlichkeit erhöht. Zum anderen profitieren Anleger von der hohen Reputation und den strengen Compliance-Standards, die etablierte Banken durch die BaFin-Lizenzierung einhalten müssen. Laut einer aktuellen Studie des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) von 2024 interessieren sich bereits 42 Prozent der deutschen Anleger für Investitionen in Kryptowährungen, was den enormen latenten Marktbedarf belegt. Die Möglichkeit, Kryptowerte auf dem gewohnten Wertpapierdepot der Hausbank zu halten, beseitigt die grössten Hürden, nämlich die Sorge vor Hacking, Verlust der privaten Schlüssel und regulatorischer Unsicherheit. Forschungen zeigen, dass die direkte Integration von Bitcoin und Ethereum in Bank-Apps die Akzeptanz von Kryptowährungen in der breiten Bevölkerung weiter vorantreiben wird.

Die entscheidenden Vorteile der Krypto-Integration durch Banken:
- Sicherheit: Regulierte Verwahrung nach höchsten deutschen Sicherheitsstandards.
 - Komfort: Kauf, Verkauf und Verwahrung über das vertraute Online-Banking.
 - Vertrauen: Die Banken haften für die sichere Verwahrung der digitalen Schlüssel und Assets.
 - Compliance: Vereinfachte steuerliche Dokumentation, da die Bank alle relevanten Daten bereitstellt.
 - Legitimität: Die Aufnahme von Krypto-Assets in das Angebot von Grossbanken bestätigt die Legitimität der Anlageklasse.
 - Ziel des Kunden: Zugang zu Bitcoin, Ethereum und anderen Kryptowerten ohne den Umweg über weniger regulierte Plattformen.
 
Ausblick und MiCAR-Einfluss: Der Weg zur europäischen Harmonisierung
Die deutschen Banken agieren nicht nur im nationalen, sondern auch im europäischen Kontext, da die MiCAR-Regulierung (Markets in Crypto Assets Regulation) der EU ab 2025 die Harmonisierung der Krypto-Dienstleistungen in allen Mitgliedstaaten vorantreiben wird. Deutschland nimmt mit seiner nationalen BaFin-Kryptoverwahrlizenz eine Vorreiterrolle ein, da es bereits strenge regulatorische Massstäbe etabliert hat, die den künftigen MiCAR-Anforderungen ähneln oder diese sogar übertreffen. Ab 2025 können Institute mit einer BaFin-Lizenz in Deutschland voraussichtlich leichter eine Notifizierung für die EU-weite MiCAR-Zulassung erlangen, was ihren Wettbewerbsvorteil gegenüber weniger regulierten Ländern sichert. Die Integration von Krypto-Assets durch Banken führt zudem zu einer Neubewertung der Risikomodelle. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat bereits neue Eigenkapitalanforderungen für Banken mit Krypto-Exposure festgelegt, was die finanzielle Stabilität der Institute gewährleisten soll. Die Strategien von Commerzbank, Deutsche Bank und DZ Bank dienen als Blaupause für andere europäische Bankhäuser und zeigen, dass die Integration digitaler Vermögenswerte nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit für das moderne Finanzwesen ist.
Die Krypto-Dienste der Grossbanken sind der letzte, entscheidende Schritt zur vollständigen Etablierung digitaler Assets als reguläre Anlageklasse in Deutschland und Europa. Investoren erhalten damit erstmals den lang ersehnten, sicheren und vertrauenswürdigen Zugang zu Bitcoin und Co. über ihre gewohnte Hausbank.
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