Wie funktioniert die Kautionsversicherung und warum wollen Vermieter keine Kautionsversicherung

Eine Wohnung zu finden, ist in vielen deutschen Städten schon schwer genug. Doch wenn auch noch drei Monatskaltmieten als Barkaution verlangt werden, stoßen viele Mieter an finanzielle Grenzen. Gerade junge Menschen, Studierende oder Familien mit knappem Budget haben oft nicht die Möglichkeit, mehrere Tausend Euro sofort bereitzustellen. Eine Kautionsversicherung verspricht eine Lösung: keine hohe Einmalzahlung mehr, dafür eine jährliche Versicherungsprämie. Klingt nach einer fairen Alternative – doch viele Vermieter lehnen diese Möglichkeit ab. Warum ist das so? Und wie genau funktioniert diese Versicherungsform?
Was ist eine Kautionsversicherung
Eine Kautionsversicherung, auch Mietkautionsbürgschaft genannt, ist eine moderne Variante zur klassischen Barkaution. Sie funktioniert wie eine Bürgschaft: Der Mieter hinterlegt keine tatsächliche Geldsumme, sondern beauftragt eine Versicherungsgesellschaft, die im Schadensfall gegenüber dem Vermieter einspringt. Die Versicherung garantiert die Zahlung der Kaution, falls es beispielsweise zu Mietrückständen oder Beschädigungen in der Wohnung kommt.
Im Gegenzug zahlt der Mieter eine jährliche Gebühr an die Versicherung, meist zwischen 4 und 6 Prozent der vereinbarten Kautionssumme. Bei einer typischen Kaution von 1.500 Euro bedeutet das etwa 60 bis 90 Euro pro Jahr.
Wie funktioniert die Kautionsversicherung Schritt für Schritt
- Antrag stellen: Der Mieter beantragt bei einer Versicherung (z. B. kautionsfrei.de, R+V, Deutsche Kautionskasse) die Kautionsbürgschaft. Es wird meist eine Bonitätsprüfung durchgeführt.
- Bürgschaftsurkunde erhalten: Nach erfolgreicher Prüfung erhält der Mieter eine Urkunde über die Bürgschaft.
- Urkunde an den Vermieter übergeben: Die Urkunde wird dem Vermieter bei Vertragsunterzeichnung oder Einzug überreicht. Sie ersetzt die klassische Barkaution.
- Zahlung der Versicherungsprämie: Der Mieter zahlt jährlich den Beitrag an die Versicherung. Es gibt auch Anbieter mit monatlicher Zahlungsweise.
- Im Schadensfall: Wenn der Vermieter Ansprüche geltend macht (z. B. Mietschulden, Reparaturen), wendet er sich an die Versicherung.
- Rückzahlungspflicht des Mieters: Die Versicherung zahlt an den Vermieter, fordert aber den ausgezahlten Betrag vom Mieter zurück. Der Mieter bleibt also haftbar.
Vorteile für Mieter
- Keine hohe Einmalzahlung notwendig
- Mehr Flexibilität beim Umzug
- Besseres Haushaltsbudget – das Geld kann für Möbel, Renovierung oder Notfälle genutzt werden
- Schnelle Beantragung online möglich
- Auch nach Einzug noch möglich (nachträglicher Ersatz der Barkaution)
Nachteile für Mieter
- Die gezahlten Beiträge werden nicht zurückerstattet
- Es entsteht eine jährliche oder monatliche Zusatzbelastung
- Im Schadensfall wird der Mieter von der Versicherung zur Rückzahlung verpflichtet
- Kann langfristig teurer werden als eine klassische Kaution
Warum lehnen viele Vermieter Kautionsversicherungen ab
Trotz der Vorteile für Mieter sind viele Vermieter skeptisch, wenn es um die Kautionsversicherung geht. Die Gründe dafür sind vielfältig:
Fehlendes Vertrauen in die Abwicklung
Viele Vermieter haben Zweifel, ob eine Versicherung im Schadensfall wirklich unkompliziert zahlt. Die Vorstellung, auf das Geld warten zu müssen, schreckt ab. Bei der Barkaution hingegen können Vermieter nach Auszug des Mieters direkt auf das Konto zugreifen – bei der Versicherung ist ein Antrag mit Dokumentation nötig.
Komplizierter Prozess im Ernstfall
Versicherungen verlangen oft ausführliche Nachweise, bevor sie leisten. Dazu zählen Fotos, Rechnungen und Gutachten. Der Verwaltungsaufwand schreckt insbesondere private Vermieter ab.
Geringe Bekanntheit und mangelnde Erfahrung
In Deutschland ist das Modell der Kautionsversicherung noch vergleichsweise jung. Viele Vermieter – besonders ältere – kennen die Option nicht oder misstrauen ihr. Oft haben sie noch nie einen Schadensfall über eine solche Versicherung abgewickelt.
Starre Richtlinien von Hausverwaltungen
Größere Wohnungsunternehmen und Hausverwaltungen haben oft feste Regelungen. In vielen Mietverträgen ist festgeschrieben, dass ausschließlich Barkautionen akzeptiert werden. Selbst wenn der Eigentümer offen wäre, lassen die internen Vorschriften keine Bürgschaften zu.
Gefühl von Unsicherheit
Ein Bankkonto mit Guthaben wirkt auf viele Vermieter greifbarer als eine abstrakte Bürgschaftsurkunde. Die emotionale Komponente spielt eine große Rolle – gerade, wenn es um Eigentum und Schadensabsicherung geht.
Was können Mieter tun, wenn der Vermieter ablehnt
- Bereits bei der Besichtigung aktiv nachfragen
- Mit Informationsmaterial der Versicherung argumentieren
- Alternative Bürgschaften (z. B. durch Eltern) anbieten
- Kompromisslösung vorschlagen: Teilkaution in bar, Rest als Versicherung
- Den Vermieter auf Service und Erreichbarkeit der Versicherung hinweisen
Anbieter von Kautionsversicherungen in Deutschland
Folgende Unternehmen bieten Kautionsversicherungen für Mieter an:
- kautionsfrei.de
- kautel.de
- Deutsche Kautionskasse (dkk.de)
- R+V Versicherung (rv.de)
Die Antragstellung erfolgt meist digital, oft mit Sofortzusage. Einige Anbieter bieten auch spezielle Konditionen für Studierende oder Azubis.
Für wen lohnt sich die Kautionsversicherung wirklich
Die Kautionsversicherung ist besonders sinnvoll für Mieter, die kurzfristig umziehen müssen, kein Erspartes zur Verfügung haben oder mehrere Mietverhältnisse parallel bedienen. Auch für junge Menschen ohne finanzielle Rücklagen kann sie eine gute Lösung sein.
Allerdings sollte jeder Mieter die Gesamtkosten abwägen: Wer langfristig in einer Wohnung bleibt, zahlt unter Umständen mehr als bei einer Barkaution. Zudem bleibt das Haftungsrisiko bestehen – die Versicherung ist keine Haftpflicht, sondern eine Bürgschaft.
Die Kautionsversicherung bietet Mietern kurzfristig finanzielle Entlastung und Flexibilität. Sie ersetzt die klassische Kaution durch eine bequeme, digitale Lösung – allerdings mit zusätzlichen jährlichen Kosten. Für viele Vermieter ist das Modell noch zu unbekannt oder zu bürokratisch. Wer sich für eine Kautionsversicherung entscheidet, sollte frühzeitig mit dem Vermieter kommunizieren und aufklären.
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