ISW: Russland verzögert Friedensgespräche bewusst – Hinweise auf Strategie des Kreml

Die Russische Föderation verzögert nach Einschätzung des US-amerikanischen Institute for the Study of War (ISW)gezielt den Friedensprozess mit der Ukraine. Eine neue Verhandlungsrunde in Istanbul am 2. Juni werde voraussichtlich keine konkreten Ergebnisse bringen. Das geht aus einem aktuellen Bericht hervor, über den unter anderem RENEWZ.de unter Berufung auf ISW berichtet.
Hinweise auf strategische Verzögerung
Die Analysten des Instituts verweisen auf anhaltend harte Aussagen aus Moskau im Vorfeld der Gespräche. Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte demnach, Russland sei bereit, „so lange gegen die Ukraine zu kämpfen, wie es erforderlich ist“, um entweder einen Frieden zu eigenen Bedingungen zu erreichen oder eine Niederlage auf dem Schlachtfeld hinzunehmen.
Auch Kirill Dmitrijew, Leiter des Russischen Direktinvestitionsfonds und Sondergesandter für internationale Kooperation, forderte am 30. Mai auf der Plattform X, die „wahren Ursachen“ des Konflikts in der Ukraine zu beseitigen.
ISW erinnert außerdem an frühere Äußerungen des russischen Außenministers Sergej Lawrow, der die NATO-Osterweiterung seit 1991 sowie eine angebliche Diskriminierung russischsprachiger Bevölkerung durch die ukrainische Regierung als zentrale Gründe für den Krieg bezeichnet hatte.
Zusammensetzung der Delegation als Signal
Ein weiteres Indiz sei laut ISW die Zusammensetzung der russischen Delegation, die nahezu identisch mit früheren Verhandlungsrunden sei. Dies werte man als Hinweis darauf, dass Moskau kein großes Interesse an substantiellen Fortschritten habe. „Russland versucht offenbar, die Gespräche in die Länge zu ziehen, um militärische Operationen fortzusetzen und zusätzliche Zugeständnisse von der Ukraine und dem Westen zu erzielen“,
heißt es in der Analyse.
Verhandlungsrunde am 2. Juni in Istanbul
Russland hatte kürzlich vorgeschlagen, am 2. Juni in Istanbul eine weitere Gesprächsrunde abzuhalten. Die Ukraine habe ein Memorandum mit Vorschlägen zu einem langfristigen Waffenstillstand übermittelt. Die russische Seite habe bislang jedoch keinen eigenen Vorschlag vorgelegt. Kiew erwäge laut Berichten, der Konferenz fernzubleiben, sollte Moskau nicht rechtzeitig reagieren. Bereits zuvor hatte Russland eine einmonatige Feuerpause abgelehnt, sofern nicht gleichzeitig westliche Waffenlieferungen sowie die Mobilmachung in der Ukraine gestoppt würden.
Reaktion aus Washington
US-Präsident Donald Trump kritisierte die russische Haltung scharf. Er warf dem Kreml vor, die Gespräche bewusst zu verzögern, und kündigte mögliche neue Sanktionen an. Auch ein Rückzug der USA aus dem Verhandlungsprozess sei nicht ausgeschlossen, sollte Moskau weiterhin keine Bereitschaft zu konkreten Schritten zeigen.
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