Indien und Pakistan werfen sich nach Waffenruhe gegenseitig Verstöße vor – Lage bleibt fragil

Indien und Pakistan haben sich gegenseitig beschuldigt, gegen eine neue Waffenruhe verstoßen zu haben – nur wenige Stunden nach deren Inkrafttreten. Die beiden Länder hatten sich am 10. Mai 2025 auf ein vollständiges und sofortiges Ende der Kampfhandlungen verständigt. Die Feuerpause trat um 14:30 Uhr (Kiewer Zeit) in Kraft. Laut US-Präsident Donald Trump wurde die Einigung nach einer „langen Nacht der Verhandlungen“ unter Vermittlung der Vereinigten Staaten erzielt.
„Ich bin stolz darauf, dass die USA euch geholfen haben, diese historische und heldenhafte Entscheidung zu treffen. Ich werde den Handel mit beiden Ländern deutlich ausbauen. Außerdem werde ich mit euch beiden zusammenarbeiten, um zu sehen, ob wir nicht doch in ‚tausend Jahren‘ eine Lösung für Kaschmir finden können“, erklärte Trump über soziale Netzwerke.
Nur wenige Stunden später warf Indien Pakistan einen Bruch der Waffenruhe vor. Pakistan reagierte seinerseits mit dem gleichen Vorwurf gegen Indien. Darüber berichten Reuters und Al Jazeera, wie Renewz.de meldet.
Trotz dieser gegenseitigen Beschuldigungen berichteten Korrespondenten am Morgen des 11. Mai über eine Beruhigung der Lage. In der pakistanischen Stadt Karatschi und im indisch kontrollierten Teil von Kaschmir kehrte erstmals seit zwei Wochen Grenzgefechte Ruhe ein.
Auch die Stromversorgung wurde in mehreren indischen Grenzregionen nach nächtlichen Ausfällen wiederhergestellt. Der Luftraum über Pakistan wurde wieder vollständig geöffnet. Geschäfte in Kaschmir nahmen ihren Betrieb wieder auf.
Doch trotz des Waffenstillstands bleiben zentrale Streitpunkte ungelöst. Wie Reuters unter Berufung auf vier Regierungsquellen berichtet, bleibt das Abkommen zur gemeinsamen Nutzung des Wassersystems des Flusses Indus weiter ausgesetzt. Indien hatte sich aus dem Vertrag zurückgezogen und Pakistan für einen tödlichen Angriff auf Touristen in Pahalgam verantwortlich gemacht.
Der Handel zwischen beiden Staaten ist weiterhin eingestellt, ebenso wie das Verfahren zur Vergabe von Visa.
Hintergrund: Eskalation nach Terroranschlag in Kaschmir
Die jüngste Eskalation begann am 22. April 2025 mit einem Angriff bewaffneter Kämpfer auf eine Touristengruppe im indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir. Bei dem Anschlag kamen 26 Menschen ums Leben – ein nepalesischer Staatsbürger sowie 25 indische Staatsangehörige.
In den darauf folgenden Tagen kam es entlang der Grenze zu anhaltendem Beschuss. Beide Länder beschuldigten sich gegenseitig der Provokation.
Am 7. Mai leitete das indische Militär offiziell die Operation „Sindhur“ ein. Dabei wurden laut indischer Regierung neun Ziele auf pakistanischem Gebiet sowie in von Pakistan kontrollierten Teilen von Jammu und Kaschmir angegriffen. Die Angriffe hätten sich nicht gegen militärische Einrichtungen Pakistans gerichtet, sondern gegen mutmaßliche Planungszentren für terroristische Aktivitäten.
Pakistans Armee erklärte, bei den indischen Angriffen seien 26 Menschen getötet worden. Die Polizei in Kaschmir berichtete umgekehrt von zehn Toten und 48 Verletzten infolge pakistanischen Beschusses.
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Foto: ASIF HASSAN/AFP via Getty Image