Potsdam: Hasso Plattner baut neuen Uni-Campus und spricht über verpasste Rockstar-Träume

Hasso Plattner, Mitgründer des Softwarekonzerns SAP, Milliardär und einer der bedeutendsten privaten Mäzene Deutschlands, investiert erneut in Potsdam, eine Stadt, mit der ihn seit Jahrzehnten eine enge persönliche Verbindung verbindet. Auf dem Brauhausberg, dem Gelände des ehemaligen brandenburgischen Landtags, plant seine Stiftung den Bau eines neuen Universitätscampus – ein Bildungsprojekt von überregionaler Tragweite. Die Investition, deren Volumen sich auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag belaufen dürfte, soll Platz für bis zu 6.000 Studierende aus den Bereichen Rechts- und Wirtschaftswissenschaften schaffen. Geplant sind mindestens sechs moderne Institutsgebäude mit Seminar- und Konferenzräumen in stadtnaher Lage mit Blick auf die Innenstadt. Die derzeit brachliegende Brandruine soll vollständig weichen. Für Plattner, der bereits Projekte wie das Hasso-Plattner-Institut, das Museum Barberini und die Wiedererrichtung des Stadtschlosses in Potsdam finanziert hat, steht nicht Selbstdarstellung im Vordergrund, sondern der langfristige Ausbau des Wissenschaftsstandorts Brandenburg. Darüber berichtet RENEWZ.de unter Berufung auf ein Exklusivinterview von rbb24.
Ein Campus über den Dächern von Potsdam
Das Areal, auf dem einst der brandenburgische Landtag untergebracht war, liegt erhöht über der Stadt. Geplant sind mindestens sechs Gebäude für Lehre und Forschung – mit Fokus auf Jura und Wirtschaft. Die neue Anlage soll bis zu 6.000 Studierende beherbergen. Ziel sei es, den stark frequentierten Griebnitzsee-Campus zu entlasten und ein modernes, urbanes Pendant in Stadtnähe zu schaffen.
„Wenn die da oben sitzen, mit Blick über Potsdam – das ist so attraktiv, dass sie sich überlegen, umzuziehen“, so Plattner im Interview. Die Finanzierung kommt – wie bei Plattners Projekten üblich – nicht aus seinem Privatvermögen, sondern über seine Stiftung. Diese habe sich nach langer Abwägung für eine große strategische Investition entschieden, statt viele kleinere Projekte zu verteilen.
Philanthropie mit System: „Eine Stiftung muss investieren“
Plattner kritisiert in diesem Zusammenhang die Haltung in Deutschland, Stiftungen müssten primär „wertsichernd“ agieren. „In den USA ist das viel klarer geregelt: Eine Stiftung muss jährlich einen festen Prozentsatz ihres Vermögens für gemeinnützige Zwecke einsetzen. Das finde ich richtig.“ In Deutschland sei die Mentalität oft zu defensiv. Für ihn steht fest: Die Steuerfreiheit einer Stiftung ist kein Selbstzweck – sie soll Wirkung entfalten.
Das HPI als Blaupause
Das Projekt am Brauhausberg ist kein Einzelfall, sondern Fortsetzung eines langfristigen Bildungskonzepts. Bereits 1998 gründete Plattner das Hasso-Plattner-Institut (HPI) für Digital Engineering, das heute als führende Kaderschmiede für Informatik gilt. „Das HPI ist neben SAP das erfolgreichste, was ich gemacht habe“, sagt Plattner. „Am Anfang hatten wir drei Professoren. Einer ging. Dann waren es zwei. Heute sind es fast 30.“ Das HPI sei ein Beleg dafür, wie privates Engagement institutionelle Exzellenz aufbauen könne – wenn Geduld und Struktur zusammenkommen.
Potsdam: Mehr als ein Projektstandort
Plattners Verhältnis zu Potsdam ist persönlich. Er sei – wie er sagt – ein „Grunewalder“, der als Kind mit dem Segelboot die Havel erkundete. Während der deutschen Teilung durfte er nur noch bis zur Glienicker Brücke. Erst 1988 betrat er die Stadt wieder. Nach der Wende kehrte er dauerhaft zurück. „Ich hatte immer eine heimliche Liebe für Potsdam“, so Plattner. Seitdem hat er das Gesicht der Stadt geprägt: mit dem Museum Barberini, der Restaurierung des Stadtschlosses, dem Kunsthaus „Das Minsk“. Seine Projekte haben Potsdam überregional sichtbar gemacht – kulturell wie städtebaulich.
„Ich wäre lieber Rockstar geworden“
Und doch erlaubt sich Plattner, auf sein Lebenswerk mit Selbstironie zurückzublicken. „Ich habe immer gesagt: Ich wäre lieber Rockstar geworden. Irgendwie hat mich das fasziniert.“ Was daraus geworden wäre, bleibt Spekulation. SAP sollte ursprünglich 100 Millionen Euro Umsatz erreichen. Heute ist es ein Weltkonzern. Plattner nennt das „ein bisschen größer als gedacht“ – und wirkt dabei so lakonisch wie ein Mann, der seine Rolle in der Geschichte kennt.
Work-Life-Balance als Managementstrategie
Besonders bemerkenswert ist Plattners Sicht auf Leistung und Erholung. Schon in der Hochphase von SAP bestand er auf Freizeit. „Ich bin am Wochenende segeln gegangen. Meine Partner haben das nicht verstanden. Aber ich kam montags frisch zurück und sagte: Jetzt lösen wir das Problem.“ Unter der Woche spielte er regelmäßig Tennis – mit SAP-Mitgründer Dietmar Hopp. Die körperliche Aktivität sei nie bloß Ausgleich gewesen, sondern eine Form geistiger Hygiene. „Wir wollten nie den Überarbeitungskollaps bekommen. Und wir haben ihn auch nie bekommen.“
Botschaft an die nächste Generation
Plattner appelliert an junge Menschen, sich nicht in Leistung zu verlieren:„Ihr müsst das ausbalancieren. Lernen, arbeiten – aber auch runterkommen. Jeder auf seine Art.“ Erholung sei kein Zeichen von Schwäche, sondern von Weitsicht. Ob beim Segeln, Reiten, Schwimmen – entscheidend sei die Erkenntnis: Ohne geistige Freiheit kein Fortschritt.
Wer ist Hasso Plattner
Hasso Plattner wurde 1944 in Berlin geboren und zählt zu den bekanntesten deutschen Unternehmern der Nachkriegsgeschichte. Er ist einer der fünf Mitgründer des Softwareunternehmens SAP, das 1972 in Weinheim entstand und heute zu den weltweit führenden Anbietern von Unternehmenssoftware gehört. Bis 2003 war er Vorstandssprecher, anschließend wechselte er in den Aufsichtsrat, dem er bis heute als Vorsitzender angehört. Plattner war maßgeblich an der strategischen Entwicklung von SAP beteiligt, insbesondere in der frühen Phase der Internationalisierung und Produktarchitektur. Sein geschätztes Vermögen liegt laut Forbes bei über 10 Milliarden Euro. Seit den späten 1990er Jahren widmet er sich verstärkt philanthropischen Projekten, insbesondere im Bereich Bildung, Kunst und Kultur. In Potsdam gründete er das renommierte Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering und finanzierte unter anderem die Wiedererrichtung des Stadtschlosses sowie das Kunstmuseum Barberini. Plattner wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und ist Ehrenbürger der Stadt Potsdam. Trotz seiner Rolle als Mäzen und Unternehmer tritt er selten öffentlich auf und pflegt einen zurückhaltenden, reflektierten Stil.
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