Goldpreis fällt unter 3.300 Dollar – Waffenruhe und Handelsdeal setzen Märkte in Bewegung

Der Goldpreis fällt weiter – und das mit spürbarer Dynamik. Innerhalb weniger Tage hat das Edelmetall über 70 US-Dollar eingebüßt. Am Montagmorgen notierte der Kurs noch bei 3.370 US-Dollar pro Feinunze, bis Freitagmorgen sank er auf nur noch 3.294 Dollar. Der Rückgang in den letzten fünf Handelsstunden betrug allein 26 Dollar – ein deutliches Signal für eine Veränderung der Marktstimmung. Darüber berichtet RENEWZ.de unter Berufung auf Finanzmarktwelt.de.

Waffenruhe im Nahen Osten nimmt dem Gold den Krisenbonus
Ein wesentlicher Auslöser für den Preisverfall ist die plötzliche geopolitische Entspannung im Nahen Osten. Am vergangenen Wochenende verkündete Ex-US-Präsident Donald Trump öffentlich eine Waffenruhe zwischen Iran und Israel. Wochenlang hatte die Eskalation zwischen den beiden Staaten als treibender Faktor für steigende Goldpreise gegolten – Gold fungierte als Absicherung gegen geopolitische Risiken.
Mit der Verkündung der Deeskalation fällt dieser Schutzmechanismus weg. Die Folge: Anleger kehren dem „sicheren Hafen“ den Rücken und wenden sich renditestärkeren Anlageklassen zu. Das klassische „Risk-Off“-Szenario weicht einer „Risk-On“-Stimmung – Aktienmärkte profitieren, Gold verliert.
Handelsdeal mit China: Märkte setzen auf Entspannung
Zusätzlich sorgten positive Meldungen aus der US-Regierung für Bewegung. Früh am Freitagmorgen wurde bekannt, dass es ein erstes, wenn auch begrenztes Handelsabkommen mit China gegeben habe. Auch wenn es sich nicht um einen umfassenden Deal handelt, sehen viele Marktteilnehmer darin ein Signal für Fortschritt.
Die Hoffnung: Sollten sich die Handelsbeziehungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt normalisieren, könnten globale Lieferketten stabilisiert und das Investitionsklima verbessert werden. Für den Goldpreis bedeutet das: Weniger Krisenstimmung – weniger Nachfrage nach dem Edelmetall.
Zinspolitik: Aussicht auf Fed-Senkung stützt nur schwach
Ein eigentlich goldfreundlicher Faktor bleibt derzeit wirkungslos: die Zinserwartungen. Viele Analysten rechnen mit einer ersten Zinssenkung der US-Notenbank bereits im Juli – früher als bislang erwartet. Eine niedrigere Leitzinsstruktur macht zinslose Anlagen wie Gold normalerweise attraktiver.
Doch aktuell überlagern andere Themen diesen potenziell positiven Einfluss. Die Kapitalmärkte sind auf Risiko eingestellt, die Liquidität fließt in Aktien und Unternehmensanleihen. Der Goldmarkt kann davon nicht profitieren.
Zentralbankkäufe als langfristiger Stabilitätsanker
Trotz des Kursrückgangs ist die strukturelle Nachfrage nach Gold weiterhin intakt. Zentralbanken – insbesondere in China, Indien und der Türkei – kaufen seit Monaten in großem Stil Goldreserven auf. Damit verfolgen sie das Ziel, ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren und geopolitisch unabhängiger zu agieren.
Diese Käufe bilden einen mittelfristigen Boden für den Goldpreis. Doch kurzfristige Spekulationen und politische Signale haben derzeit größere Marktwirkung.
Technische Analyse: Nächste Unterstützungsmarke in Gefahr
Der Goldchart zeigt seit Anfang Juni eine klare Korrekturbewegung. Nach dem Hoch bei 3.370 USD verläuft der Kurs seitwärts bis abwärts. Sollte die Marke von 3.280 Dollar unterschritten werden, droht ein weiterer Rückgang in Richtung 3.240 USD – dort liegt die nächste technische Unterstützung.
Tabelle: Einflussfaktoren auf den aktuellen Goldpreis
Faktor | Einfluss auf Gold | Zeitrahmen |
---|---|---|
Waffenruhe Iran–Israel | negativ (geringere Krisenprämie) | kurzfristig |
Teilabkommen USA–China | negativ (mehr Optimismus) | kurzfristig |
Zinserwartung Fed (Juli) | positiv (sinkende Anleiherenditen) | mittelfristig |
Zentralbankkäufe | positiv (strukturelle Nachfrage) | mittelfristig |
Aktienmarktrally | negativ (Kapital fließt ab) | kurzfristig |
Gold in einem Spannungsfeld aus Entspannung und Hoffnung
Der abrupte Rückgang des Goldpreises ist Ausdruck eines Stimmungswandels: Weg von der Angst, hin zur Hoffnung. Geopolitische Entspannung, Fortschritte im Welthandel und die Aussicht auf konjunkturelle Erholung verändern die Anlagepräferenzen institutioneller Investoren.
Doch dieser Trend könnte fragil bleiben: Neue Spannungen, enttäuschte Erwartungen oder Verzögerungen bei der US-Zinspolitik könnten dem Goldpreis rasch wieder Auftrieb verleihen. Bis dahin bleibt der Markt volatil – und Gold vorerst unter Druck.
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