Giftige Gaswolke über Mainaschaff: Entwarnung nach Chemieunfall im Landkreis Aschaffenburg (Bayern)

Ein schwerer Chemieunfall in Mainaschaff hat am Dienstagabend im Landkreis Aschaffenburg (Bayern) für Aufsehen gesorgt. In einem Galvanikbetrieb der Firma Schnarr Oberflächentechnik kam es zu einem Störfall, als ein großes Metallteil in ein Säurebad mit 6.000 Litern Salpetersäure fiel. Die chemische Reaktion setzte nitrose Gase frei und erzeugte eine gelb-orangefarbene Gaswolke, die über die Region zog. Die Feuerwehr sprach zunächst von einer „Extremen Gefahr“. Darüber berichtet Renewz.de unter Berufung auf das Main-Echo.
Großeinsatz und Warnung für Aschaffenburg und Mainaschaff
Um 19:02 Uhr schlug die Integrierte Leitstelle Aschaffenburg Alarm. Über die Warnsysteme Katwarn, NINA und Cell Broadcast wurde die Bevölkerung in Mainaschaff sowie in mehreren Stadtteilen von Aschaffenburg – darunter Damm, Strietwald, Leider, Österreicher Kolonie, Nilkheim, Schweinheim, Obernau, Innenstadt und Gailbach – aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten und nicht ins Freie zu gehen.
Die Gaswolke war in mehreren Kilometern Entfernung sichtbar und führte zu einem Großeinsatz mit über 360 Einsatzkräften.
Feuerwehr bindet Gase – vier Verletzte gemeldet
Nach Angaben von Kreisbrandrat Frank Wissel waren rund 300 Feuerwehrleute, 50 Sanitäter und 15 Polizeibeamtevor Ort. Spezialtrupps in Chemikalienschutzanzügen pumpten die Säure in ein zweites Becken, um die chemische Reaktion zu stoppen.
Zeitgleich sprühten Löschzüge die Wolke mit Wassernebel, um die Gase zu binden. Am späten Abend war die Rauchwolke nahezu verschwunden.
Die Polizei bestätigte vier leicht verletzte Personen – vermutlich durch Reizgas-Einwirkung.
Entwarnung gegen 22:30 Uhr – Luftmessungen unauffällig
Messungen im Umkreis von mehreren Kilometern ergaben keine gefährlichen Konzentrationen. Gegen 22:30 Uhrwurde offiziell Entwarnung gegeben.
Wie der Landkreis Aschaffenburg am Mittwochmorgen mitteilte, gelten Schulen und Kindergärten als sicher und öffnen regulär. Die Luftwerte seien unbedenklich, auch in den betroffenen Stadtteilen Aschaffenburgs.
Ursache, Schaden und Ermittlungen
Die Ermittlungen führt das Polizeipräsidium Unterfranken gemeinsam mit der Kriminalpolizei Aschaffenburg. Derzeit wird geprüft, ob technisches Versagen oder menschliches Fehlverhalten die Ursache war. Die Höhe des Sachschadens ist noch nicht bekannt.
Betrieb mit langer Geschichte
Die Schnarr Oberflächentechnik GmbH ist seit 1958 in der Industriestraße Mainaschaff ansässig und spezialisiert auf chemische, galvanische und mechanische Oberflächenveredelung. Bereits 2008 kam es in dem Betrieb zu einem Brand mit schwarzer Rauchwolke – damals ebenfalls mit einem Großeinsatz der Feuerwehr.
Fakten zum Chemieunfall in Mainaschaff
Kategorie | Information |
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Ort | Mainaschaff, Landkreis Aschaffenburg, Bayern |
Datum / Uhrzeit | 7. Oktober 2025, 18:20–22:30 Uhr |
Unternehmen | Schnarr Oberflächentechnik GmbH |
Ursache | Metallteil fiel in Säurebad mit Salpetersäure |
Chemikalie | 6.000 Liter Salpetersäure (HNO₃) |
Freigesetzte Stoffe | Nitrose Gase (NO₂, NO) |
Warnstufe | „Extreme Gefahr“ (Katwarn / NINA) |
Einsatzkräfte | 365 Personen (Feuerwehr, Rettung, Polizei) |
Verletzte | 4 leicht Verletzte |
Entwarnung | 22:30 Uhr |
Status | Luftwerte unbedenklich, Schulen geöffnet |
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Foto: Armin Lerch (Armin Lerch)