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Gamer-Sucht oder professioneller E-Sport: Wo liegt die Grenze

Gamer-Sucht oder professioneller E-Sport: Wo liegt die Grenze

Januar 27, 2025
Monika Schmidt
wie man Gamer-Sucht erkennt, von professionellem E-Sport

Gamer-Sucht, professionelle Gaming-Karrieren und die Unterschiede dazwischen beschäftigen immer mehr Menschen weltweit. Während Videospiele eine bedeutende Rolle in der modernen Unterhaltung und im Sport einnehmen, bergen sie auch Gefahren wie Sucht und soziale Isolation. Wann wird Gaming problematisch, und wie kann man Betroffenen helfen? Wie die Redaktion von RENEWZ berichtet, ist es entscheidend, frühzeitig zwischen einer Leidenschaft für E-Sport und einer möglichen Sucht zu unterscheiden. Dieser Artikel bietet Einblicke in aktuelle Statistiken, Expertenmeinungen und konkrete Hilfsangebote, um Antworten auf diese drängenden Fragen zu finden.

Statistiken zur Gamer-Sucht: Wie verbreitet ist das Problem

In Deutschland

Laut dem "Glücksspielatlas 2023" sind in Deutschland etwa 1,3 Millionen Menschen von einer Spielsucht betroffen. Weitere 3,3 Millionen zeigen ein riskantes Spielverhalten mit ersten Anzeichen einer Sucht. Besonders gefährdet sind junge Männer im Alter von 21 bis 35 Jahren. Die Verfügbarkeit von Online-Gaming-Angeboten hat das Risiko weiter erhöht. (tagesschau.de)

Weltweite Zahlen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass etwa 3-4% der Weltbevölkerung problematisches Spielverhalten zeigen. Besonders in Ländern wie Südkorea und den USA ist die Gamer-Sucht ein wachsendes Thema, da dort die Gaming-Kultur besonders ausgeprägt ist. Die USA meldeten 2023, dass etwa 8,5% der Jugendlichen zwischen 8 und 18 Jahren Anzeichen einer Gaming-Abhängigkeit zeigen.

Expertenmeinungen: Was sagen Psychologen zur Gamer-Sucht

Professor Gerhard Meyer vom Institut für Psychologie und Kognitionsforschung der Universität Bremen betont, dass die ständig verfügbare Online-Spielwelt das Abhängigkeitspotenzial massiv erhöht. "Spiele sind so gestaltet, dass sie gezielt Belohnungssysteme aktivieren und damit süchtig machen können," erklärt er. Die meisten Betroffenen verlieren die Kontrolle über ihre Spielzeiten, was zu gravierenden Problemen im Alltag führt.

Die Psychologin Dr. Henriette Schulz ergänzt, dass Gaming-Abhängigkeit oft mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen einhergeht. Sie fordert, dass bereits in Schulen und bei Eltern Sensibilisierungsmaßnahmen durchgeführt werden sollten, um erste Anzeichen frühzeitig zu erkennen.

Psychotherapie bei Gamer-Sucht: Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es

Wie hilft Psychotherapie

Psychotherapie, insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), ist eine der effektivsten Methoden zur Behandlung von Gaming-Abhängigkeit. Sie hilft Betroffenen:

  1. Bewusstheit über das eigene Verhalten zu entwickeln: Spieler lernen, ihre Auslöser und Muster des exzessiven Spielens zu erkennen.
  2. Alternative Bewältigungsstrategien zu finden: Statt Spielen als Stressbewältigung einzusetzen, entwickeln sie gesunde Alternativen wie Sport oder kreative Tätigkeiten.
  3. Selbstkontrolle zu stärken: Durch Techniken wie Zeitmanagement und Zielsetzung können Betroffene den exzessiven Konsum reduzieren.

Weitere Möglichkeiten

  • Gruppentherapie: Der Austausch mit anderen Betroffenen bietet emotionale Unterstützung und die Möglichkeit, Strategien gemeinsam zu erarbeiten.
  • Familientherapie: Für junge Spieler kann die Einbindung der Familie hilfreich sein, um das Umfeld zu stabilisieren.
  • Medikamentöse Therapie: In schweren Fällen, insbesondere bei begleitenden psychischen Störungen, können Medikamente ergänzend eingesetzt werden.

Hilfsangebote und Hotlines für Gamer-Sucht in Deutschland

Gamer-Sucht ist ein wachsendes Problem, doch es gibt zahlreiche Anlaufstellen und Hotlines, die Betroffenen und ihren Familien Unterstützung bieten. Hier sind die wichtigsten Angebote in Deutschland:

  1. BzGA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:
    • Telefonische Beratung: 0800 1372700 (kostenfrei und anonym).
    • Webseite: bzga.de.
  2. Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS):
    • Infos zu lokalen Beratungsstellen: dhs.de.
  3. Caritas-Suchtberatung:
    • Regionale Angebote und Online-Beratung: caritas.de.
  4. Nummer gegen Kummer:
    • Für Jugendliche und Eltern: 116 111

Tipps: Wie kann man einen Gamer von exzessivem Spielen ablenken

Wenn eine Gaming-Abhängigkeit vermutet wird, können folgende Methoden helfen, den Spieler auf alternative Aktivitäten umzulenken:

  1. Sportliche Aktivitäten fördern:
    • Gemeinsame Sportarten wie Fußball, Tennis oder Joggen können helfen, die Zeit vor dem Bildschirm zu reduzieren.
    • Fitnessstudios bieten eine strukturierte Möglichkeit, Energie abzubauen.
  2. Hobbys wiederentdecken:
    • Kreative Tätigkeiten wie Malen, Schreiben oder Musizieren können helfen, neue Interessen zu entwickeln.
    • Handwerkliche Projekte wie Modellbau oder Kochen bieten praktische Alternativen.
  3. Soziale Bindungen stärken:
    • Familienausflüge, Spieleabende oder Besuche von Freunden helfen, die Bindung zur realen Welt zu stärken.
    • Freiwilligenarbeit, z. B. in Tierheimen oder gemeinnützigen Organisationen, schafft ein Gefühl der Erfüllung.
  4. Strukturierte Tagespläne erstellen:
    • Eine klare Struktur im Alltag, mit festgelegten Zeiten für Lernen, Arbeit und Freizeit, reduziert die Versuchung, exzessiv zu spielen.
  5. Gaming durch andere Technologien ersetzen:
    • Statt Spielen können Lern-Apps oder Programmiertools Interesse an neuen digitalen Möglichkeiten wecken.
  6. Outdoor-Aktivitäten planen:
    • Wandern, Klettern oder Geocaching bieten aufregende Alternativen zu virtuellen Abenteuern.
  7. Rollentausch anbieten:
    • Wenn Gaming zur Stressbewältigung dient, können Meditation, Yoga oder Achtsamkeitsübungen eine wirksame Alternative sein.

Digitale Detox-Programme und Überwindung der Gaming-Sucht

Digitale Detox-Programme helfen dabei, die Bildschirmzeit zu reduzieren und gesunde Gewohnheiten zu fördern. Besonders empfehlenswert sind:

  • Forest: Diese App motiviert Nutzer, fokussiert zu bleiben, indem sie virtuelle Bäume pflanzen, die nur wachsen, wenn der Bildschirm nicht genutzt wird. Mehr Infos: forestapp.cc.
  • Stay Focused: Eine App, mit der Sie gezielt Apps und Webseiten blockieren können, um die Zeit online zu reduzieren. Mehr Infos: stayfocused.me.

Diese Programme sind einfach zu nutzen und können Betroffenen helfen, ihre Spielzeit zu kontrollieren und alternative Aktivitäten zu finden.

Wie lange dauert es, eine Gaming-Sucht zu überwinden

Die Dauer, um eine Gaming-Sucht zu überwinden, hängt von der Schwere der Abhängigkeit und den individuellen Umständen ab:

  • Leichte bis moderate Abhängigkeit: 3-6 Monate – Erste Erfolge sind möglich durch Therapie (z. B. kognitive Verhaltenstherapie), Strukturierung des Alltags und Selbsthilfegruppen.
  • Schwere Abhängigkeit: 6-12 Monate oder länger – Oft ist eine intensive Betreuung erforderlich, z. B. Familientherapie oder stationäre Therapie.

Faktoren, die die Dauer beeinflussen:

  1. Motivation: Die Eigeninitiative des Betroffenen beschleunigt den Prozess.
  2. Unterstützung: Ein starkes soziales Netzwerk und professionelle Hilfe sind entscheidend.
  3. Rückfallprävention: Langfristige Stabilisierung durch neue Gewohnheiten wie Sport oder kreative Projekte ist unerlässlich.

Mit der richtigen Hilfe und Geduld sind Fortschritte in wenigen Monaten möglich, während die vollständige Stabilisierung länger dauern kann.

Professioneller E-Sport: Wie wird man ein Profi

Professioneller E-Sport: Wie wird man ein Profi

E-Sport hat sich zu einem riesigen Wirtschaftszweig entwickelt, in dem nicht nur Spieler, sondern auch Coaches, Analysten und Content-Creators Karrieren aufbauen können. Für Einsteiger gibt es zahlreiche Möglichkeiten, den Weg in den professionellen E-Sport zu finden:

1. Frühzeitig beginnen

Viele professionelle E-Sportler starten ihre Karriere bereits in jungen Jahren. Regelmäßiges Training und Teilnahme an Online-Turnieren helfen, erste Erfolge zu erzielen und Aufmerksamkeit zu erregen.

2. Lokale E-Sport-Vereine und Akademien nutzen

In Deutschland gibt es mehrere Vereine und Akademien, die gezielt Talente fördern:

  • BIG (Berlin International Gaming): Deutschlands führendes Team mit Schwerpunkt auf CS:GO und League of Legends. Mehr Infos unter: www.bigclan.gg.
  • Esport Player Foundation: Unterstützt Talente mit finanzieller Förderung und professionellem Coaching. Mehr Infos: esportplayerfoundation.org.
  • Unicorns of Love: Erfolgreiches deutsches Team, bekannt für ihre League of Legends-Karriere. Webseite: www.unicornsoflove.com.

3. Teilnahme an Turnieren und Ligen

  • ESL Gaming: Die größte E-Sport-Liga der Welt bietet zahlreiche Turniere für Einsteiger und Profis. Infos: www.eslgaming.com.
  • DreamHack: Eine der größten E-Sport- und Gaming-Messen, ideal zum Netzwerken. Mehr unter: www.dreamhack.com.

4. Netzwerken und Streams aufbauen

Viele professionelle Spieler starten durch Livestreams auf Plattformen wie Twitch oder YouTube Gaming, um ihre Fähigkeiten einem breiten Publikum zu präsentieren und Sponsoren zu gewinnen.

Wie lange dauert es, ein E-Sport-Profi zu werden

Die Zeit, die benötigt wird, um ein professioneller E-Sportler zu werden, hängt von den individuellen Fähigkeiten, der Hingabe und den Möglichkeiten ab. In der Regel dauert es mehrere Jahre, um von einem Amateur zu einem etablierten Spieler in einem Team aufzusteigen. Wichtig sind:

  • Tägliches Training: Profis trainieren oft 6-8 Stunden täglich.
  • Teilnahme an Wettbewerben: Je mehr Erfahrung und Erfolge gesammelt werden, desto höher die Chancen, von Teams entdeckt zu werden.
  • Mentale Stärke: Der Druck auf Profispieler ist enorm – mentale und emotionale Stabilität sind entscheidend.

Gamer-Sucht ist ein ernstzunehmendes Problem, das weltweit immer mehr Menschen betrifft. Gleichzeitig bietet die professionelle Gaming-Szene enorme Chancen für Karrieren im E-Sport. Entscheidend ist, frühzeitig zwischen Leidenschaft und Abhängigkeit zu unterscheiden.

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Quelle: Tagesschau.de, Deutschlandfunk.de, BzGA.de

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