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Bundestag stimmt für Einführung eines freiwilligen Wehrdienstprogramms ab 18 Jahren

Bundestag stimmt für Einführung eines freiwilligen Wehrdienstprogramms ab 18 Jahren

Dezember 6, 2025
James Whitmore
Der Bundestag führte den freiwilligen Wehrdienst ein. Alle 18-jährigen Männer erhalten ab 2026 einen Fragebogen. Ziel: Bundeswehr stärken. Proteste in 90 Städten angekündigt.

Das deutsche Parlament, der Bundestag, hat die Einführung eines Programms für den freiwilligen Wehrdienst beschlossen. Dieser Schritt zielt darauf ab, die nationalen Verteidigungsfähigkeiten Deutschlands deutlich zu stärken, insbesondere vor dem Hintergrund der umfassenden russischen Invasion in der Ukraine. Die Entscheidung markiert eine signifikante Veränderung im deutschen militärpolitischen Ansatz und folgt dem Bestreben von Kanzler Friedrich Merz, die Bundeswehr zur stärksten konventionellen Armee Europas auszubauen. Demnach wird ab Januar 2026 allen 18-Jährigen in Deutschland ein Fragebogen zugesandt. Darin sollen die jungen Erwachsenen Auskunft darüber geben, ob sie an einem Dienst in den Streitkräften interessiert und dazu bereit sind. Die Beantwortung des Formulars ist für junge Männer verpflichtend, während sie für Frauen auf freiwilliger Basis erfolgt. Diese Neuerung wurde im Bundestag mit 323 zu 272 Stimmen angenommen, wodurch Deutschland das jüngste europäische Land ist, das eine überarbeitete Form des Militärdienstes einführt. Ähnliche Schritte wurden bereits im Vormonat in Frankreich unternommen, wo eine zehnmonatige freiwillige militärische Ausbildung für 18- und 19-Jährige eingeführt wird, berichtet Renewz.de mit Verweis auf BBC.

Die Bundesregierung betont, dass der Dienst so lange wie möglich freiwillig bleiben soll. Allerdings wird ab Juli 2027 die obligatorische medizinische Untersuchung für alle 18-jährigen Männer eingeführt. Verteidigungsminister Boris Pistorius begründete diese universelle Musterung damit, dass Deutschland im Falle eines Angriffs keine Zeit damit verschwenden dürfe, festzustellen, "wer als Heimatschützer einsatzfähig ist und wer nicht". Die aktuelle Personalstärke der Bundeswehr liegt bei rund 182.000 Soldaten. Pistorius strebt eine Steigerung dieser Zahl um 20.000 innerhalb des kommenden Jahres an. Langfristig soll die Truppenstärke bis Anfang der 2030er Jahre auf 260.000 erhöht und zusätzlich durch rund 200.000 Reservisten ergänzt werden, um die neuen Zielvorgaben der NATO zu erfüllen und die Verteidigung des Landes zu festigen. Obwohl der Plan einen freiwilligen Dienst vorsieht, könnte bei einer weiteren Verschlechterung der Sicherheitslage oder bei unzureichender Freiwilligenzahl die Wiedereinführung einer Form der Wehrpflicht vom Bundestag in Betracht gezogen werden. Im Falle eines Kriegsausbruchs könnten die Militärbehörden auf die erfassten Fragebögen und medizinischen Untersuchungsdaten zurückgreifen, um potenzielle Rekruten zu mobilisieren.

Als Anreiz für den freiwilligen Dienst sind relativ hohe Gehälter vorgesehen: Ein monatliches Gehalt von etwa 2.600 Euro wird in Aussicht gestellt. Im Vergleich dazu erhalten Freiwillige in Frankreich mindestens 800 Euro pro Monat. Gleichzeitig mit dem Wehrdienstreform stimmte der Bundestag über ein umstrittenes Rentenreformgesetz ab, das die gesetzliche Rente bis 2031 auf dem derzeitigen Niveau halten soll. Dieses Gesetz ist eine tragende Säule der Koalitionsvereinbarung zwischen den Konservativen von Kanzler Merz und den Sozialdemokraten. Obwohl die Koalition nur eine knappe Mehrheit von 12 Stimmen hat und es Bedenken jüngerer konservativer Abgeordneter hinsichtlich der finanziellen Nachhaltigkeit gab, konnte eine Regierungskrise knapp abgewendet werden. Die Oppositionspartei Die Linke hatte ihre Enthaltung angekündigt, wodurch die Koalition weniger Stimmen zur Verabschiedung benötigte. Angesichts der wahrgenommenen Bedrohungen durch Russland und des Drucks der Vereinigten Staaten, insbesondere im Hinblick auf die Verteidigungsausgaben, hatte Deutschland den allgemeinen Wehrdienst bereits 2011 unter der damaligen Kanzlerin Angela Merkel abgeschafft.

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