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Frauentag 2025: DGB fordert mehr Gleichstellung

Frauentag 2025: DGB fordert mehr Gleichstellung

März 6, 2025
Monika Schmidt
Zum Frauentag 2025 fordert der DGB entschlossene Maßnahmen für Gleichstellung. Lohnlücke, Betreuungsmangel und geringe Frauenquote im Bundestag bleiben zentrale Probleme.

Obwohl in den letzten Jahren Fortschritte erzielt wurden, bleibt die Gleichstellung von Frauen in Deutschland ein ungelöstes Problem – eine Tatsache, die der Frauentag jährlich in den Fokus rückt. Frauen verdienen durchschnittlich 16 Prozent weniger als Männer, übernehmen den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit und sind dadurch langfristig wirtschaftlich benachteiligt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert daher von der Bundesregierung, Gleichstellung zur politischen Priorität zu machen. „Gleichstellung darf keine Nebensache sein, auch nicht in Krisenzeiten“, erklärte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. Wie es zu dieser Lohn- und Chancenungleichheit gekommen ist und welche politischen Maßnahmen nötig wären, darüber schreibt RENEWZ unter Berufung auf den Spiegel.

Hintergrund: Wie der Frauentag entstand

Der Internationale Frauentag wurde erstmals 1911 in mehreren europäischen Ländern gefeiert. Er geht auf die Arbeiterinnenbewegung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zurück, als Frauen in den USA und Europa für bessere Arbeitsbedingungen, Wahlrecht und Gleichberechtigung kämpften. 1921 wurde der 8. März offiziell als Gedenktag für die Rechte der Frauen festgelegt – in Erinnerung an einen Frauenstreik in Petrograd während der Russischen Revolution von 1917, der maßgeblich zum politischen Wandel beitrug.

Seit den 1970er-Jahren wird der Frauentag weltweit von der UN unterstützt und hat sich zu einem wichtigen Symbol für Gleichstellung und Frauenrechte entwickelt. Während er in einigen Ländern als gesetzlicher Feiertag gilt, bleibt er in Deutschland in den meisten Bundesländern ein Aktionstag, an dem Gewerkschaften, Frauenorganisationen und Aktivisten auf bestehende Ungleichheiten hinweisen.

Lohnungleichheit: Ein hartnäckiges Problem trotz Fortschritten

Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hat sich die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen 2024 im Vergleich zu früheren Jahren leicht verringert. Während sie 2006 noch bei 23 Prozent lag, sank sie zuletzt auf 16 Prozent. Allerdings bleibt die bereinigte Lohnlücke, also der Unterschied bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit, konstant bei sechs Prozent. Dies bedeutet, dass Frauen selbst bei gleicher Arbeit und Ausbildung im Schnitt schlechter bezahlt werden als Männer.

Equal Pay Day und Internationaler Frauentag: Symbolische Meilensteine

Die Forderungen des DGB fallen in eine Woche, die zwei zentrale Termine für die Debatte um Gleichstellung markiert:

  • Equal Pay Day (7. März 2025): Dieser Tag soll die Lohnungleichheit sichtbar machen, indem er symbolisiert, wie lange Frauen im Jahr zusätzlich arbeiten müssten, um das durchschnittliche Jahreseinkommen von Männern zu erreichen.
  • Internationaler Frauentag (8. März 2025): Ein weltweiter Aktionstag, an dem auf die weiterhin bestehende Benachteiligung von Frauen aufmerksam gemacht und zu mehr Gleichberechtigung aufgerufen wird.

Trotz jahrelanger Debatten bleibt die finanzielle Situation vieler Frauen prekär. Frauen erhalten nicht nur geringere Löhne, sondern sind auch im Alter überproportional von Armut betroffen.

Mangelnde Betreuungsangebote erschweren Erwerbstätigkeit

Ein weiteres strukturelles Problem sieht der DGB in der unzureichenden Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsplätzen. Laut einer aktuellen Studie fehlen allein für Kinder unter drei Jahren bundesweit 300.000 Betreuungsplätze. Diese Lücke zwingt viele Frauen in Teilzeitstellen oder dazu, ihre berufliche Laufbahn zu unterbrechen. Hannack fordert daher massive Investitionen in flächendeckende Betreuungsangebote für Kinder sowie pflegebedürftige Angehörige. »Ohne eine funktionierende Infrastruktur bleibt Gleichstellung eine Illusion«, so Hannack.

Politische Versprechen ohne Umsetzung

Bereits im Koalitionsvertrag von 2021 hatte die Bundesregierung einen sogenannten "Gleichstellungscheck" angekündigt. Dieser sollte sicherstellen, dass alle neuen Gesetze auf ihre Auswirkungen auf die Geschlechtergerechtigkeit überprüft werden. Doch eine gesetzliche Verankerung dieser Prüfung blieb aus. Hannack kritisiert dieses Versäumnis und fordert, dass die neue Regierung endlich konkrete Maßnahmen ergreift.

Die Notwendigkeit politischer Veränderungen zeigt sich auch an der Zusammensetzung des Bundestags: Der Frauenanteil im Parlament ist nach der Wahl am 23. Februar 2025 auf 32 Prozent gesunken. In der vorherigen Legislaturperiode lag er noch bei 35,7 Prozent. Angesichts einer weiblichen Bevölkerungsmehrheit von über 50 Prozent sieht Hannack hier ein massives demokratisches Defizit.

Internationale Perspektive: Die Gleichstellungslücke bleibt ein globales Problem

Deutschland ist nicht das einzige Land, in dem Frauen weiterhin strukturell benachteiligt sind. Der aktuelle "Global Gender Gap Report" des Weltwirtschaftsforums (WEF) zeigt, dass es weltweit noch Jahrzehnte dauern wird, bis eine vollständige Gleichstellung erreicht ist. Besonders in wirtschaftlich schwächeren Ländern, aber auch in vielen Industrienationen, bleibt der Zugang von Frauen zu Spitzenpositionen, finanziellen Ressourcen und gleichen Chancen ein ungelöstes Problem.

Forderungen für die Zukunft: Konkrete Maßnahmen zur Gleichstellung

Um die Geschlechtergerechtigkeit nachhaltig zu verbessern, fordert der DGB unter anderem:

  • Verbindliche Lohngerechtigkeitsgesetze: Unternehmen müssen gesetzlich verpflichtet werden, Transparenz in Gehaltsstrukturen zu schaffen und gleiche Bezahlung sicherzustellen.
  • Mehr Kita- und Ganztagsbetreuungsangebote: Der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen ist eine zentrale Voraussetzung, um Frauen eine gleichberechtigte Erwerbstätigkeit zu ermöglichen.
  • Quoten für Führungspositionen: Nur durch feste Quoten in Wirtschaft und Politik kann ein nachhaltiger Wandel erreicht werden.
  • Ein gesellschaftlicher Wandel in der Rollenverteilung: Die Politik muss Maßnahmen fördern, die eine gerechtere Verteilung der Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen unterstützen.

Der DGB sieht die Bundesregierung in der Verantwortung, die Gleichstellung nicht länger als "Zukunftsprojekt" zu behandeln, sondern jetzt entschlossene Reformen auf den Weg zu bringen. Denn ohne strukturelle Änderungen wird die Lohnlücke auch in den kommenden Jahrzehnten bestehen bleiben.

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