Eintritt im Park Sanssouci: Historische Wende mit Folgen

Park Sanssouci wird kostenpflichtig – warum das viele bewegt
Der Park Sanssouci in Potsdam, ein UNESCO-Welterbe und eines der bedeutendsten barocken Gartendenkmäler Europas, war bislang für alle Besucher frei zugänglich. Jährlich flanieren Millionen Menschen aus aller Welt durch die Alleen, Wiesen und historischen Anlagen, um das preußische Erbe zu erleben. Doch ab dem kommenden Jahr plant die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), eine Eintrittsgebühr zu erheben. Erwachsene sollen dann drei Euro pro Tag zahlen, ermäßigte Tickets kosten zwei Euro. Jahreskarten werden für 20 bzw. 12 Euro angeboten. Für Kinder und Jugendliche bleibt der Eintritt kostenlos. Darüber berichtet RENEWZ unter Berufung auf DW.
Was für Touristen vielleicht eine Kleinigkeit ist, sorgt bei vielen Potsdamerinnen und Potsdamern für Aufregung. Sie nutzen den Park nicht nur zur Erholung, sondern als Teil ihres Alltags: für Spaziergänge, Sport oder als grüne Verbindung durch die Stadt. Die geplante Gebühr wirft daher grundsätzliche Fragen auf: Wie viel darf Kulturerbe kosten? Und wer soll für dessen Erhalt zahlen?
Hintergrund zur Gebühr im Park Sanssouci
Die Entscheidung der Stiftung SPSG
Wie der "Tagesspiegel" am 27. März berichtet, plant die Stiftung SPSG erstmals, den freien Zugang zum Park einzuschränken. Grund ist die angespannte Haushaltslage der Stadt Potsdam. Jährlich flossen bisher rund 800.000 Euro aus dem Stadthaushalt an die Stiftung – in früheren Jahren sogar eine Million Euro. Diese Unterstützung soll nun entfallen.
Welterbe mit Pflegebedarf
Die Pflege und Instandhaltung der weitläufigen Gartenanlagen, Alleen, Brunnen und Statuen ist aufwendig und teuer. Als UNESCO-Welterbe ist die Stiftung verpflichtet, den Erhalt nach höchsten Standards zu gewährleisten. Der Park umfasst nicht nur den weltberühmten Sommersitz Friedrichs des Großen, sondern auch angrenzende Sehenswürdigkeiten wie das Neue Palais, den Marmorpalais oder die Alexandrowka.
Finanzierung und Erhalt: Wer trägt die Verantwortung?
Wegfall städtischer Zuschüsse
Die Stadt Potsdam möchte angesichts eigener Haushaltsprobleme sparen und streicht deshalb die finanzielle Unterstützung. Die SPSG sieht sich gezwungen, alternative Einnahmequellen zu erschließen. Die Eintrittsgebühr für den Park sei dabei ein pragmatischer Schritt, um den Standard der Pflege zu sichern.
Reaktionen aus der Bürgerschaft
Viele Bürgerinnen und Bürger zeigen Verständnis für den finanziellen Druck, kritisieren jedoch die Einschränkung des freien Zugangs zu einem öffentlichen Raum. Besonders Familien, Senioren und Sporttreibende fühlen sich betroffen.
Eintrittsregelung: Preise, Geltungsdauer und Kontrolle
Ticketpreise im Überblick
Ticketart | Preis normal | Ermäßigt | Gültigkeit |
---|---|---|---|
Tagesticket | 3 Euro | 2 Euro | ganztägig |
Jahreskarte | 20 Euro | 12 Euro | 12 Monate ab Kauf |
Kinder & Jugend | kostenlos | kostenlos | bis 18 Jahre |
Dauer der Maßnahme
Die Einführung der Eintrittsgebühr soll zunächst auf drei Jahre befristet sein. Eine längere Regelung würde eine Änderung des Stiftungsgesetzes erfordern. Ziel ist es, in diesem Zeitraum die Wirkung zu evaluieren.
Wie erfolgt die Zugangskontrolle?
Laut SPSG sind keine Drehkreuze oder Zäune vorgesehen. Stattdessen sollen Kontrollen stichprobenartig im Park erfolgen. Aufsichtspersonal wird dazu geschult, Tickets zu kontrollieren und gegebenenfalls Hinweise zu geben.
Rechtlicher Rahmen und UNESCO-Auflagen
Stiftungspflichten und Zugänglichkeit
Laut Stiftungssatzung sollen Gärten und Parks grundsätzlich frei zugänglich sein. Eine Eintrittsgebühr ist nur in Ausnahmefällen zulässig. Die aktuelle Situation wird als solcher Ausnahmefall gewertet.
Bedeutung des Welterbe-Status
Als UNESCO-Welterbe unterliegt der Park internationalen Auflagen. Dazu zählen sowohl der Erhalt der historischen Substanz als auch der Zugang für die Öffentlichkeit. Eine Eintrittsgebühr muss daher transparent und sozial verträglich gestaltet werden.
Folgen für Besucher, Tourismus und Stadtleben
Alltagseinschränkung für Anwohner
Der Park wird nicht nur touristisch genutzt. Für viele ist er Teil des täglichen Lebens: Joggingrunden, Hundespaziergänge oder der Schulweg führen durch das Grüngelände. Die Kosten könnten für Vielfachnutzer zur Belastung werden.
Auswirkung auf den Tourismus
Für Touristen dürfte die Eintrittsgebühr weniger ins Gewicht fallen. Dennoch stellt sich die Frage, ob die Erhebung zu einem Rückgang bei den Besucherzahlen führt oder ob sie vielmehr zu einer besseren Wertschätzung des Ortes beiträgt.
Alternativen zur Eintrittsgebühr
Spendenmodelle und Patenschaften
Einige Kritiker schlagen alternative Finanzierungsmodelle vor: freiwillige Spenden, symbolische Mitgliedsbeiträge oder Parkpatenschaften durch Bürgerinitiativen.
Einbindung von Unternehmen
Auch Sponsoring durch regionale Unternehmen oder Veranstaltungen könnte helfen, Mittel zu beschaffen, ohne die Allgemeinheit direkt zu belasten.
Zukunftsperspektive: Was passiert nach drei Jahren?
Die Einführung der Eintrittsgebühr wird von der Stiftung eng begleitet. Nach Ablauf der drei Jahre soll eine umfassende Evaluation erfolgen: Wurden die Ziele erreicht? Wie hat sich die Besucherstruktur verändert? Welche Anpassungen sind notwendig?
Ein Denkmal im Wandel: Der Wert von Kultur und Natur
Die Diskussion um den Park Sanssouci zeigt ein größeres Spannungsfeld: Wie gehen wir mit historischem Erbe um, wenn das Geld knapp wird? Die Antwort darauf wird nicht nur in Potsdam gesucht, sondern betrifft viele kulturelle Einrichtungen bundesweit.
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Foto: picture alliance