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E-Rezept in der Krise: Warum scheitert die Digitalisierung im Gesundheitswesen immer wieder

E-Rezept in der Krise: Warum scheitert die Digitalisierung im Gesundheitswesen immer wieder

August 17, 2025
Monika Schmidt
E-Rezept-Ausfälle im August 2025 sorgen für Chaos in Apotheken. Patienten stehen ohne Medikamente da. Jetzt alles zur Lage, Risiken und Forderungen.

Im August 2025 verschärfen sich die Probleme rund um das E-Rezept spürbar: In zahlreichen Apotheken in Deutschland – insbesondere in Baden-Württemberg – kommt es erneut zu Ausfällen, technischen Störungen und vollständigen Systemabbrüchen. Was ursprünglich als digitale Entlastung gedacht war, entwickelt sich zunehmend zum logistischen Risiko für Patient:innen und Apothekenteams.

Wie Renewz.de unter Berufung auf Apothekenberichte meldet, häufen sich allein im August die Totalausfälle – besonders in Südwestdeutschland. Die Ursache liegt in der anfälligen Telematikinfrastruktur (TI), über die E-Rezepte zwischen Arztpraxen, zentralen Servern und Apotheken übermittelt werden.

Das Problem ist nicht neu – doch es erreicht jetzt eine neue Dringlichkeit im Versorgungsalltag. Apotheken sind vielfach lahmgelegt: Verschriebene Medikamente können nicht mehr ausgegeben werden, weil die digitalen Rezepte nicht abrufbar sind. Die Folge: Patient:innen – darunter auch chronisch Erkrankte – werden in Nacht- und Wochenenddiensten ohne Arzneimittel heimgeschickt.

Faktenlage laut Apothekerverbänden – was im August 2025 geschieht

  • Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) spricht von einer nicht hinnehmbaren Zahl an Systemausfällen.
  • In mehreren Regionen Baden-Württembergs melden Apotheken im August tägliche Einschränkungen bis hin zu Komplettausfällen.
  • Besonders betroffen sind ältere Menschen, Notfallpatienten und Menschen mit Dauermedikation.
  • Auf dem Fachportal apotheke-aktuell.de schildern Apotheker wie Rudi Grünbauer aus Remseck den Ernst der Lage:

„Wenn die TI ausfällt, können wir nichts auslesen. Wir müssen die Leute wegschicken und wissen nicht, wann es weitergeht.“

So funktioniert das E-Rezept – und warum es nicht funktioniert

Die zentrale Schwachstelle liegt in der sogenannten Telematikinfrastruktur (TI). Das E-Rezept selbst befindet sich nicht auf der Gesundheitskarte, sondern auf einem externen Server – nur der Zugriffsschlüssel steckt in der Karte.

Fällt eine Komponente der TI aus, kann:

  • die Arztpraxis kein Rezept ausstellen,
  • die Apotheke kein Rezept abrufen,
  • der Patient kein Medikament erhalten.

Diese Ausfälle betreffen nicht die gesamte Infrastruktur gleichzeitig, sondern einzelne technische Knotenpunkte, oft Drittanbieter, die unter Aufsicht der Digitalagentur Gematik stehen. Doch laut SWR gibt es keine öffentlichen Echtzeit-Auswertungen, wie viele Apotheken in welchen Regionen aktuell betroffen sind.

"Die Gesundheit hängt am digitalen Faden" – Kritik aus Fachkreisen

Apothekenverbände fordern bereits seit Monaten eine gesetzlich geregelte Notfalllösung, die es ermöglichen würde, in solchen Fällen zumindest bekannten Patienten temporär Medikamente auszuhändigen – mit späterer Abrechnung.

Thomas Preis, Vorsitzender der ABDA, sagte im SWR:

„Gerade im Wochenenddienst improvisieren wir ständig. Es braucht Spielräume – sonst gefährden wir Menschen.“

Auch die Landesärztekammer Baden-Württemberg betont gegenüber SWR:

„Es ist kein Digitalisierungsproblem – es ist ein Problem der Umsetzung und Verlässlichkeit.“

Warum Ärzte ebenfalls alarmiert sind

Ärzte, die an das System angebunden sind, leiden ebenfalls unter den wiederholten Rückfragen, wenn ein Rezept nicht abrufbar ist. Das stört nicht nur den Praxisablauf, sondern führt zu Frust bei Patienten, die erneut in die Praxis kommen müssen.

Problematisch sei auch, dass wichtige Leistungen wie Heilmittelverordnungen, Betäubungsmittel oder Pflegehilfen noch nicht als E-Rezept funktionieren. Die Folge: ständiges Hin- und Herspringen zwischen digital und analog.

Was Patient:innen jetzt tun können – Hinweise bei E-Rezept-Ausfällen

EmpfehlungWarum das hilft
Nach Papierausstellung fragenBei Ausfall eine Alternative in der Hand
Gesundheitskarte testen lassenEntmagnetisierte Karten blockieren das System
Apotheken im Voraus anrufenVerfügbarkeit und technische Lage erfragen
Notdienstnummern und Notfallapotheken speichernFür Wochenend- und Nachtversorgungen wichtig
Beschwerden bei Krankenkassen und Gematik meldenDokumentation erhöht Druck auf Betreiber

Ein strukturelles Versagen – nicht nur ein technischer Zwischenfall

Das E-Rezept wurde eingeführt, um Abläufe zu vereinfachen und die Versorgung im Gesundheitswesen effizienter zu gestalten. Doch die aktuellen Ausfälle im August 2025 zeigen deutlich, dass es sich nicht um einzelne technische Pannen handelt, sondern um ein strukturelles Versagen des gesamten Systems. Die Telematikinfrastruktur ist störanfällig, schlecht abgesichert und für Patienten sowie Apotheken oft intransparent. Wenn zentrale Komponenten ausfallen, können keine Rezepte ausgestellt oder eingelöst werden – und das ausgerechnet in Notdiensten oder am Wochenende. Die Verantwortung liegt nicht nur bei den Technikdienstleistern, sondern auch bei der Politik und der Digitalagentur Gematik, endlich für stabile, rechtssichere und verlässliche Prozesse zu sorgen. Andernfalls droht ein massiver Vertrauensverlust in die digitale Gesundheitsversorgung – mit direkten Folgen für die Patientensicherheit.

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