Automatisierte Steuererklärung für Arbeitnehmer? DSTG fordert radikalen Schnitt

Berlin, 14. Juli 2025 – Kurz vor Ablauf der Frist zur Abgabe der Steuererklärung für das Jahr 2024 fordert die Deutsche Steuer-Gewerkschaft (DSTG) eine grundlegende Reform: Die klassische Einkommensteuererklärung für Arbeitnehmer soll vollständig abgeschafft und durch ein automatisiertes Verfahren ersetzt werden. Darüber berichtet das Nachrichtenportal RENEWZ.de unter Berufung auf Aussagen von DSTG-Vorsitzendem Florian Köbler gegenüber der Funke Mediengruppe sowie auf die Sendung des Deutschlandfunks vom 14. Juli 2025.
Weniger Bürokratie, mehr Effizienz
DSTG-Chef Florian Köbler fordert ein deutlich vereinfachtes Steuerrecht mit weniger Formularen, geringeren Nachweispflichten und stärkerer Digitalisierung. Die bestehende Praxis der Einzelabrechnungen sei für viele Steuerpflichtige zu aufwendig. Stattdessen sollen Pauschalen überall dort Anwendung finden, wo es sachgerecht und praktikabel ist. Millionen Menschen könnten so laut DSTG Zeit, Geld und unnötige Bürokratie sparen.
„Wir fordern, dass das Steuerrecht einfacher wird – weniger Formulare, weniger Nachweise, mehr digitale Lösungen. Pauschalen statt Einzelabrechnungen, wo immer es geht“, sagte Köbler der Funke Mediengruppe.
Technisch möglich: Österreich als Vorbild
Ein vollständig automatisiertes Modell, bei dem die Steuererklärung vom Finanzamt erstellt und dem Bürger nur zur Kontrolle und Ergänzung vorgelegt wird, sei laut DSTG nicht nur denkbar, sondern andernorts bereits Realität. In Österreich ist dieses System seit Jahren etabliert. Arbeitnehmer müssen dort meist nur noch digital bestätigen oder minimale Angaben ergänzen.
„Ganz konkret fordern wir auch die Abschaffung der Steuererklärung für Arbeitnehmer. Stattdessen wird die Steuererklärung ganz automatisch erstellt und muss vom Arbeitnehmer nur noch geprüft und gegebenenfalls ergänzt werden“, so Köbler.
Steuerpflicht für Rentner abschaffen
Auch Rentnerinnen und Rentner sollen laut DSTG von der Pflicht zur Abgabe einer Steuererklärung befreit werden. Die Besteuerung könnte künftig direkt über einen automatischen Quellenabzug durch die Rentenkasse erfolgen. Derartige Modelle existieren bereits in mehreren europäischen Ländern. Köbler betont, dass gerade ältere Menschen stark von dieser Entlastung profitieren würden.
Regierung arbeitet bereits an Steuervereinfachung
Im aktuellen Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD finden sich Pläne zur Steuervereinfachung, die in dieselbe Richtung weisen:
- Vereinfachung durch Typisierungen und Pauschalierungen,
- möglichst weitgehende Entlastung der Rentner von Erklärungspflichten,
- schrittweise Verpflichtung zur digitalen Abgabe einfacher Steuerfälle.
DSTG fordert nun, diese Ansätze konsequent weiterzudenken und durch ein vollständig automatisiertes Verfahren für Arbeitnehmer umzusetzen.
Perspektiven: Zentrales Finanzportal und KI
Langfristig schlägt die Gewerkschaft den Ausbau eines zentralen digitalen Serviceportals der Finanzverwaltung vor, kombiniert mit künstlicher Intelligenz zur intelligenten Auswertung von Steuerdaten, Anträgen und Fördermitteln. Ein solcher Schritt würde nicht nur Bürgerinnen und Bürger, sondern auch die Verwaltung selbst deutlich entlasten.
Fristen für 2024 im Überblick
Steuerpflichtige | Frist zur Abgabe |
---|---|
Ohne steuerliche Beratung | 31. Juli 2025 |
Mit Steuerberater/Lohnhilfe | 30. April 2026 |
Hintergrund zur DSTG
Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft vertritt rund 100.000 Beschäftigte in der Steuerverwaltung und gehört zu den einflussreichsten Interessenvertretungen im öffentlichen Sektor. Sie setzt sich seit Jahren für die Modernisierung und Digitalisierung des Steuerrechts ein.
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