Glasfaser-Dilemma: Warum Deutschland 2025 im europäischen Vergleich weiter zurückfällt

Deutschland gilt im neuen Glasfaserbericht 2025 der World Broadband Association (WBBA) zwar als „fortgeschrittene Breitbandnation“ – doch die ambitionierten Ausbauziele bis 2030 stehen auf der Kippe. Besonders der langsame Ersatz alter Kupferleitungen bedroht die Gigabit-Strategie von Bundesregierung und EU. Darüber berichtet Renewz unter Berufung auf den Fiber Development Index 2025 der WBBA.
Laut dem Bericht, den die WBBA gemeinsam mit der Technologieberatung Omdia erstellt hat, bewertet der Fiber Development Index insgesamt 13 Kennzahlen rund um Investitionen in Glasfasernetze. Analysiert werden nicht nur Verfügbarkeit und Modernisierungsgrad der Netze, sondern auch die FTTH-/FTTB-Abdeckung, die Glasfaseranbindung von Unternehmen sowie die Versorgung von Mobilfunkmasten. Zusätzlich fließen technische Faktoren wie der Einsatz moderner WDM-Lichtwellentechnologien in das Ranking ein – ein Instrument, das politischen Entscheidungsträgern und der Branche eine planbare Grundlage liefern soll.
Deutschland zwischen Ambition und Realität
Global bleibt Singapur unangefochtener Spitzenreiter. Dahinter folgen die Vereinigten Arabischen Emirate und Südkorea. Überraschend stark positioniert sich auch Europa – allerdings nicht im Westen: Rumänien erreicht als bestes europäisches Land Platz sechs, dicht gefolgt von Frankreich, Dänemark und Norwegen.
Deutschland hingegen bleibt auch 2025 sowohl im globalen als auch im europäischen Vergleich in der Mittelgruppe. Historisch hohe Investitionen in Kupfer- und Kabelinfrastrukturen bremsen den konsequenten Wechsel zur reinen Glasfaser. Während Länder wie die USA massiv auf FTTH setzen, bleibt die Bundesrepublik beim Umstieg sichtbar zurück.
Deutlich zeigt sich das in den Zahlen: Die Bundesregierung wollte bis Ende 2025 mindestens 50 % der Haushalte mit FTTH/FTTB versorgen. Laut WBBA lag die tatsächliche Abdeckung Mitte 2024 jedoch nur bei 36,8 %. Der Rückstand wird zusätzlich dadurch verschärft, dass die Abschaltung alter DSL-Netze erst zögerlich über Pilotprojekte voranschreitet. Der Branchenverband Breko weist zwar darauf hin, dass inzwischen über die Hälfte der Wohneinheiten in Glasfaserreichweite liegt – angeschlossen ist dennoch nur ein kleiner Teil davon.
Wachsende Nachfrage, alternde Netze
Die Autoren des FDI warnen: Ohne Beschleunigung droht Deutschland abgehängt zu werden. Bis 2030 werde die Zahl vernetzter Geräte pro Haushalt von 14 (2020) auf bis zu 55 steigen. Anwendungen wie KI-Tools, Echtzeit-Cloudspeicher oder Virtual-Reality-Dienste übersteigen bereits heute die Bandbreite langsamer Glasfaser- und Kupferlösungen.
Besonders relevant wird damit die Umstellung auf XGS-PON-Technik (symmetrisch 10 Gbit/s). Nur diese nächste Generation des Glasfaserstandards kann dauerhaft gleichzeitig hohe Down- und Uploadraten liefern – entscheidend etwa für Homeoffice, 8K-Streaming, datenintensive KI-Services oder industrielle Anwendungen.
Neue digitale Kluft in Europa
Der Bericht zeigt außerdem eine neue Dimension der digitalen Spaltung: Nicht mehr nur die Grundversorgung ist das Problem, sondern der Zugang zu gigabitfähigen Festnetzen. Wer weiter auf ältere Technologien setzt, riskiert Wettbewerbsnachteile für Bürger, Unternehmen und Regionen.
Besonders stark fällt die Diskrepanz zwischen gebuchten und tatsächlichen Geschwindigkeiten ins Gewicht. Ohne massive Investitionen in eine echte End-to-End-Glasfaserinfrastruktur können Netzbetreiber die versprochenen Leistungen nicht garantieren – ein wachsendes Problem in einem zunehmend digitalisierten Alltag.
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