Europa fordert Atomgespräche mit Iran – nach beispielloser Eskalation

Nach den schwersten gegenseitigen Angriffen zwischen Israel und Iran seit Jahren setzen Deutschland, Frankreich und Großbritannien auf Diplomatie: Die drei Staaten bieten Teheran sofortige Atomgespräche über dessen Nuklearwaffen und Atomprogramm an – mit dem Ziel, eine weitere Eskalation im Nahen Osten zu verhindern. Darüber berichtet REnewz.de unter Berufung auf Reuters.
Der deutsche Außenminister Johann Wadephul erklärte am Samstag, man wolle damit „einen konkreten Beitrag zur Deeskalation des Konflikts“ leisten. Der Appell folgt auf eine israelische Luftoffensive vom 13. Juni, bei der mehrere iranische Nuklearanlagen und militärische Einrichtungen angegriffen wurden. Iran reagierte in der Nacht darauf mit dem Abschuss ballistischer Raketen und Angriffsdrohnen auf israelisches Staatsgebiet.
„Ich hoffe, dass das noch möglich ist“, sagte Wadephul. „Deutschland ist gemeinsam mit Frankreich und Großbritannien bereit. Wir bieten Iran sofortige Gespräche über sein Nuklearprogramm an und hoffen, dass das Angebot angenommen wird.“
Nach Angaben aus Berlin setzen die drei europäischen Staaten darauf, dass Iran und Israel bereits kommende Woche „ernsthafte Anstrengungen unternehmen, um die Spirale der Gewalt zu durchbrechen“. Wadephul machte deutlich, dass Israel nach seiner Einschätzung nicht das Ziel verfolge, die iranische Regierung zu stürzen.
Israelischer Premier ruft Iraner zum Widerstand auf
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu richtete sich am Freitagabend direkt an die Bevölkerung Irans. In einer auf der Plattform X veröffentlichten Rede rief er die Menschen auf, „sich zu erheben und ihre Stimme zu erheben“. Er sprach vom „geschwächten theokratischen Regime“ und nannte die Angriffe Israels „einen Kampf gegen die Herrschenden, nicht gegen das Volk“.
Luftschläge, Tote und diplomatischer Alarm
Die Eskalation begann in der Nacht auf den 13. Juni, als die israelische Luftwaffe eine umfassende Operation gegen mutmaßliche Atom- und Raketenstandorte im Iran einleitete. Laut Angaben des israelischen Militärs wurden Dutzende Ziele getroffen – darunter Anlagen zur Urananreicherung sowie Stützpunkte der iranischen Revolutionsgarden.
Die iranische Nachrichtenagentur IRNA meldete den Tod mehrerer hochrangiger Militärs, darunter General Hossein Salami, Kommandeur der Revolutionsgarde, sowie Generalstabschef Mohammad Bagheri.
Als Reaktion auf die israelischen Angriffe feuerte Iran mehr als 100 Drohnen und Raketen auf israelisches Gebiet. Weitere Luftschläge Israels folgten am 13. und 14. Juni, insbesondere auf Städte mit bedeutender militärischer Infrastruktur im Iran.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) äußerte große Sorge über die Angriffe auf nukleare Einrichtungen. Iran betonte, dass seine Atomstandorte keine schwerwiegenden Schäden erlitten hätten.
Am selben Tag kam der UN-Sicherheitsrat zu einer Sondersitzung zusammen. Dort beschuldigte der Iran offiziell die Vereinigten Staaten, an den Angriffen Israels beteiligt gewesen zu sein. Washington wies die Vorwürfe zurück und rief Teheran auf, unverzüglich an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Ein Wettlauf gegen die Zeit
Während viele internationale Beobachter eine weitere Eskalation fürchten, setzt Europa auf einen letzten diplomatischen Versuch. Ob Teheran das Angebot annimmt, ist offen. Doch in Berlin, Paris und London ist man sich einig: Der Augenblick für Atomgespräche ist jetzt – bevor militärische Logik vollends das Kommando übernimmt.
Bleiben Sie informiert! Lesen Sie auch: Israelischer Schlag Gegen Iran Wurde Acht Monate Vorbereitet: Axios Enthüllt Details
Bild von AP/Iranian Red Crescent Society