BND-Bericht zur Corona-Pandemie: Regierung hielt Geheimdienstinformationen zurück

Bereits 2020 kam der Bundesnachrichtendienst (BND) zu dem Schluss, dass die Corona-Pandemie mit hoher Wahrscheinlichkeit durch einen Laborunfall im Wuhan Institute of Virology verursacht wurde. Die Bundesregierung soll diese Einschätzung jedoch nicht öffentlich gemacht haben. Erst Ende 2024 wurden externe Wissenschaftler mit einer Prüfung der BND-Erkenntnisse beauftragt. Darüber berichtet RENEWZ unter Berufung auf Tagesschau.
BND-Geheimdienstinformationen zur Pandemie
Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung und Zeit bewertete der BND die Wahrscheinlichkeit eines Laborursprungs von SARS-CoV-2 in Wuhan als 80 bis 95 Prozent. Diese Einschätzung beruhte nicht nur auf öffentlichen Daten, sondern auch auf geheimdienstlichen Informationen aus einer Operation mit dem Codenamen "Saaremaa". Die gesammelten Daten umfassten wissenschaftliche Berichte aus China, interne Memos chinesischer Labore sowie Hinweise auf Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften in Forschungslaboren.
Ein Schwerpunkt der Analyse lag auf Forschungen des Wuhan Institute of Virology, wo an Coronaviren experimentiert wurde. Laut den Geheimdienstinformationen könnten unsachgemäße Laborpraktiken sowie mangelhafte Schutzmaßnahmen eine Freisetzung des Virus begünstigt haben.
Zurückgehaltene Einschätzung der Regierung
Laut den Berichten entschied das Kanzleramt, die Erkenntnisse des BND nicht weiterzugeben. Weder das Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestages noch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden über die Einschätzung informiert. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Regierung die internationalen diplomatischen Beziehungen zu China nicht gefährden wollte.
Weder die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel noch hochrangige Regierungsmitglieder wie Helge Braun oder Johannes Geismann äußerten sich zu der Frage, warum diese Informationen nicht öffentlich gemacht wurden. Auch die Regierung unter Olaf Scholz reagierte bislang nicht auf Nachfragen zur Verzögerung der Veröffentlichung.
Externe Überprüfung der BND-Berichte
Erst Ende 2024 entschied sich die Bundesregierung, die BND-Erkenntnisse durch externe Wissenschaftler prüfen zu lassen. Zu den Experten gehören Lars Schade (Präsident des Robert Koch-Instituts) und der bekannte Virologe Christian Drosten. Laut inoffiziellen Quellen steht eine mögliche Neubewertung der Erkenntnisse im Raum, jedoch liegen derzeit noch keine abschließenden Ergebnisse vor. Ob die Untersuchung neue Beweise für oder gegen die Laborthese bringt, bleibt abzuwarten.
Internationale Reaktionen und geopolitische Spannungen
Die Diskussion über den Ursprung des Virus ist nicht nur eine wissenschaftliche Frage, sondern hat auch geopolitische Auswirkungen. Die USA befassen sich intensiv mit der Laborthese. CIA-Direktor John Ratcliffe änderte Anfang 2025 die offizielle Einschätzung der US-Geheimdienste und erklärte, dass ein Laborunfall als wahrscheinlichste Ursache der Pandemie anzusehen sei.
China wies diese Behauptungen entschieden zurück. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums erklärte, dass die Vorwürfe unbegründet seien und westliche Geheimdienste versuchen würden, „wissenschaftliche Erkenntnisse für politische Zwecke zu missbrauchen“. Gleichzeitig weigert sich China weiterhin, Rohdaten zur Verfügung zu stellen, die eine genauere Untersuchung ermöglichen würden.
Wissenschaftliche Einschätzungen: Gespaltene Meinungen
Die wissenschaftliche Gemeinschaft ist weiterhin uneins über den Ursprung von SARS-CoV-2. Während einige Virologen, darunter Christian Drosten, einen natürlichen Ursprung des Virus für plausibel halten, gibt es keine direkten Beweise für eine Übertragung von Tieren auf den Menschen.
Kritiker der Zoonose-Theorie argumentieren, dass China bisher keine vollständigen genetischen Nachweise oder wissenschaftliche Publikationen vorgelegt hat, die einen natürlichen Ursprung zweifelsfrei belegen. Die WHO forderte in einem neuen Bericht, dass China und andere betroffene Länder „volle Transparenz“ zeigen und weitere Daten für unabhängige Forschungen bereitstellen.
Offene Fragen und politische Konsequenzen
Die Enthüllungen werfen neue Fragen über die Transparenz der deutschen Regierung und den Umgang mit sensiblen Informationen auf:
- Warum wurden die Erkenntnisse des BND nicht früher veröffentlicht?
- Welche politischen Interessen standen einer Veröffentlichung entgegen?
- Welche Rolle spielte der diplomatische Druck Chinas?
Experten fordern eine umfassende Aufarbeitung dieser Fragen. Ob die Bundesregierung bereit ist, Licht in die bisherigen Entscheidungen zu bringen, bleibt offen.
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