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Biometrie per WLAN: Wie WhoFi Personen anhand von Funksignalen erkennt und welche Datenschutzrisiken drohen

Biometrie per WLAN: Wie WhoFi Personen anhand von Funksignalen erkennt und welche Datenschutzrisiken drohen

August 10, 2025
Monika Schmidt
WhoFi: Forscher in Rom entwickeln eine WLAN-Biometrie mit 95,5 % Erkennungsrate – ohne Kameras, mit Chancen und Risiken für den Datenschutz.

Forscher der Universität La Sapienza in Rom haben eine Technologie entwickelt, die Menschen anhand von Störungen in WLAN-Signalen identifizieren kann – und das völlig ohne Kameras, Sensorarmbänder oder aktive Mitwirkung der Betroffenen. Die Methode trägt den Namen WhoFi – eine Wortschöpfung aus „Who“ und „WiFi“. Die Funktionsweise klingt wie aus einem Science-Fiction-Roman: Jeder menschliche Körper beeinflusst Funkwellen auf eine einzigartige Weise. Schon kleinste Veränderungen im Signalverlauf – sogenannte Channel State Information (CSI)– genügen, um eine individuelle „Signatur“ zu erstellen. Diese Signatur ist so charakteristisch wie ein Fingerabdruck. Über die Forschung berichtet Renewz.de unter Berufung auf Heise Online.

Wie funktioniert die Identifikation

Das System erfasst Amplitude und Phase der von einem WLAN-Sender ausgestrahlten elektromagnetischen Wellen. Diese Wellen interagieren mit dem menschlichen Körper, werden reflektiert, gebeugt oder abgeschwächt – je nach Körpergröße, Form, Bewegungsmuster, Knochenstruktur und sogar der inneren Anatomie.
Die Daten werden von einem modularen Deep Neural Network (DNN) verarbeitet, das auf kontrastives Lernen trainiert wurde. Dabei vergleicht die KI, welche Signalprofile „ähnlich“ (positive Paare) und welche „unähnlich“ (negative Paare) sind. So entsteht ein robustes Modell, das selbst bei wechselnden Positionen oder Bewegungen eine Person zuverlässig wiedererkennen kann.

Präzision im Test: über 95 % Erkennungsrate

Für die Entwicklung nutzten die Forscher den NTU-Fi-Datensatz, der in der Forschung als Standard für die Erkennung menschlicher Anwesenheit über WLAN gilt. In den Tests erreichte WhoFi eine Erkennungsgenauigkeit von bis zu 95,5 Prozent – ein Wert, der mit modernen Gesichtserkennungssystemen konkurriert, ohne deren Schwächen bei schlechten Lichtverhältnissen oder verdeckten Gesichtern.

Vorteile gegenüber herkömmlicher biometrischer Erkennung

  • Kein Sichtkontakt erforderlich: Die Technik funktioniert durch Wände und Hindernisse.
  • Robust gegen optische Störungen: Unabhängig von Licht, Blickwinkeln oder Verdeckung.
  • Keine Interaktion nötig: Die Person muss nichts aktiv tun.

Herkömmliche biometrische Systeme – etwa Gesichts- oder Gangerkennung – setzen auf Kameras und optische Algorithmen. Diese sind jedoch störanfällig, wenn Lichtverhältnisse schlecht sind, Gesichter verdeckt werden oder Bewegungen unregelmäßig sind.

Datenschutz und ethische Bedenken

Die Technologie wirft erhebliche Fragen zum Recht auf Privatsphäre auf.
In Theorie könnte WhoFi überall eingesetzt werden, wo WLAN vorhanden ist: in Wohnungen, Büros, Hotels, Einkaufszentren oder Bahnhöfen. Eine verdeckte Massenüberwachung wäre technisch möglich, ohne dass Betroffene es bemerken.

Datenschützer warnen bereits bei automatisierter Gesichtserkennung vor Missbrauch – die drahtlose Biometrie könnte jedoch noch weniger kontrollierbar sein.
Die Forscher betonen zwar, dass Rohdaten anonym seien und erst durch das spezifische KI-Modell verwertbar würden. Doch Kritiker weisen darauf hin, dass gesetzliche Regelungen fehlen, die den Einsatz solcher Technologien klar begrenzen.

Mögliche Einsatzgebiete

  • Sicherheitskontrollen in Flughäfen oder sensiblen Gebäuden
  • Zugangskontrolle ohne Karten oder Passwörter
  • Medizinische Anwendungen, z. B. zur Überwachung von Bewegungsmustern bei älteren Menschen
  • Militärische Nutzung zur Erkennung von Personen in Gebäuden

Zwischen Innovation und Überwachungsstaat

Die drahtlose Biometrie wie WhoFi zeigt, wie rasant sich Technologien entwickeln, die einst nur in Science-Fiction-Romanen denkbar waren. Sie bietet beeindruckende Möglichkeiten – von der Zugangskontrolle ohne Schlüssel bis zur medizinischen Fernüberwachung – und könnte ganze Branchen verändern.

Gleichzeitig birgt sie ein enormes Risiko: Wenn die Identifikation von Menschen unsichtbar und ohne ihre Zustimmung möglich ist, verschiebt sich die Grenze zwischen Sicherheit und Überwachung gefährlich schnell. Ohne klare gesetzliche Rahmenbedingungen droht eine Zukunft, in der Privatsphäre nicht mehr durch verschlossene Türen oder abgeschaltete Kameras geschützt werden kann.

Die kommenden Jahre werden entscheiden, ob Technologien wie WhoFi kontrolliert im Sinne der Allgemeinheit eingesetzt werden – oder ob sie zu einem Werkzeug werden, das Bürger in ihrem Alltag unbemerkt durchleuchtet. Die Debatte über ihren Einsatz ist damit nicht nur eine technische, sondern vor allem eine gesellschaftliche Aufgabe.

Bleiben Sie informiert und lesen Sie aktuelle Nachrichten aus Deutschland und der Welt auf RENEWZ.de. Lesen Sie auch: Virtuelle KI-Assistentin „Kiana“ Am Flughafen BER: Deutsche Bahn Startet Pilotprojekt Für Digitale Reiseberatung

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