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Warum die „Goten“ in Asterix die Deutschen karikieren: Ein historischer und linguistischer Blick

Warum die „Goten“ in Asterix die Deutschen karikieren: Ein historischer und linguistischer Blick

Oktober 23, 2025
James Whitmore
Experten analysieren: Warum Zeichner Albert Uderzo die Deutschen im Comic „Asterix und die Goten“ als Goten mit Pickelhauben karikierte und welche historischen Bezüge dahinterstecken. Die Meta-Beschreibung fasst den zentralen Konflikt und die Hauptthemen des Artikels zusammen: die Karikatur der Deutschen, die Verwendung des Begriffs „Goten“ und die historische Einordnung. Sie verwendet wichtige Schlüsselbegriffe (Uderzo, Asterix, Goten, Pickelhauben) und ist prägnant genug, um in den Suchergebnissen vollständig angezeigt zu werden.

Die ikonische Comic-Reihe „Asterix und Obelix“ schickte ihre gallischen Helden im dritten Abenteuer, das im französischen Original 1963 erschien, zu den „Goten“. Diese sprechen einen zackigen Kasernenhofton, denken vornehmlich an Bier und leben östlich der gallischen Grenze in Germanien. Während die deutsche Übersetzung des Albums erst 1970 als siebter Band auf den Markt kam, gab der langjährige Zeichner Albert Uderzo offen zu, dass mit den Pickelhauben-Trägern in der Tat die Deutschen gemeint waren. Uderzo räumte unumwunden ein, dass die Darstellung der „Goten“ als Barbaren, die ihre Nachbarn überfallen, im Vergleich zu den damaligen Erfahrungen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg sogar als relativ freundlich zu bezeichnen war. Dennoch wählte das Autoren-Duo nicht die Germanen, sondern die „Goten“ als Karikatur, ein subtiler Unterschied mit tieferer historischer und linguistischer Bedeutung, berichtet Renewz.de mit einem Hinweis auf den offiziellen welt.

Der Romanist André Stoll erklärte bereits 1974 in seinem Buch „Asterix. Das Trivialepos Frankreichs“, dass im Französischen der Begriff „Germanen“ (germains) eine eher positive Assoziation habe, erkennbar etwa am Ausdruck „cousins germains“ („Cousins ersten Grades“). Im Gegensatz dazu assoziierten Franzosen „Goten“ eher mit der Zeit der Völkerwanderung, als das von Römern besetzte Gallien an Invasoren aus dem Osten verloren ging. Eine zusätzliche Parallele im Kontext des Kalten Krieges war die Aufspaltung der historischen Goten in West- und Ostgoten, die der Teilung Deutschlands in zwei Staaten ähnelte. Die „Goten“ im Comic sind klar von den historischen Goten unterschieden, erkennbar an der von Albert Uderzo verwendeten „gebrochenen“ Frakturschrift in ihren Sprechblasen, die im französischen Original auf karolingische gotische Minuskel anspielte und in der deutschen Version zu einer noch kantigeren Karikatur nach 1945 wurde.

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Foto: Hachette Livre / Gosciny - Uderzo / Egmont Ehapa

Die Intention der Schöpfer Uderzo und Goscinny wurde in der deutschen Übersetzung, die einige Anspielungen entschärfte, dennoch deutlich. So hieß der Goten-Herrscher Cholerik im französischen Original „Téléféric“ (Seilbahn), was nach Ansicht von Historikern eine klare Anspielung auf Paul von Hindenburg darstellte, den letzten Reichspräsidenten der Weimarer Republik, der am „Drahtseilakt“ der Bewahrung der Demokratie scheiterte. Ein weiteres Beispiel für die Glättung findet sich bei einem Mitglied des gotischen Stoßtrupps: Sein ursprünglicher Name „Histéric“, der zum latent aggressiven Charakter passte, wurde im Deutschen zu „Historik“ (im Englischen zu „Prehistoric“), was den satirischen Bezug verwässerte. Im Goten-Abenteuer verlassen Asterix und Obelix erstmals ihr Heimatland, um den entführten Druiden Miraculix aus den Klauen der „Barbaren“ im Osten zu befreien.

Der Comic stellt die „Goten“ als Gegenteil der lebenslustigen Gallier dar: In Germanien erwarten die Helden nicht nur ein kühles Klima und der Mangel an gebratenen Wildschweinen, sondern auch eine Gesellschaft, deren oberste Prinzipien militärischer Drill, Sauberkeit und Ordnung sind, und deren primäres Ziel die Unterwerfung benachbarter Völker ist. Dieser Kontrast betont den Mangel an französischer Lebensart (Savoir-vivre) bei den östlichen Nachbarn. Die Frage, ob die Goten historisch gesehen tatsächlich „die Deutschen“ der Antike waren, beschäftigte die Geschichtswissenschaft lange. Spätantike Historiker wie Prokop beschrieben im sechsten Jahrhundert die Goten als ein Volk mit heller Haut und Haaren, das dieselbe Sprache sprach und ursprünglich östlich der Donau beheimatet war.

Diese Darstellung führte jahrhundertelang dazu, dass die Goten, insbesondere die Ostgoten, als direkte Vorfahren der zeitgenössischen Deutschen betrachtet wurden. Diese Vorstellung, die sich im Nibelungenlied manifestierte, wo der Ostgoten-König Theoderich der Große als „Dietrich von Bern“ auftritt, hielt sich als vorherrschendes Narrativ bis weit ins 20. Jahrhundert. Der Althistoriker Hans-Ulrich Wiemer beschreibt in seiner Biografie über Theoderich den Großen, dass diese Vorstellung auf dem Gedanken eines „uralten und unzerstörbaren Wesenskern“ der Deutschen basierte, der sich über Jahrtausende erhalten habe. Diese Annahme wurde jedoch ab 1961, dem Erscheinungsjahr des ersten Asterix-Albums, durch den Göttinger Mediävisten Reinhard Wenskus in seinem Buch „Stammesbildung und Verfassung“ grundlegend infrage gestellt.

Wenskus widerlegte die Kontinuität von Germanen, Goten und Deutschen, indem er die Stämme der Völkerwanderungszeit als heterogen und instabil darstellte, was sie als Grundlage einer ungebrochenen ethnischen Entwicklung disqualifizierte. Der Wiener Historiker Herwig Wolfram führte diesen Gedanken fort und zeigte, dass sich die vermeintlich fest gefügten gotischen Stämme aus Anhängerschaften von Adelssippen zusammensetzten, die sich als gotisch definierten. Diese moderne Sichtweise sieht ethnische Identität als ein soziales Konstrukt. Obwohl die verschiedenen germanischen Stämme linguistisch eng verwandte Sprachen benutzten (so eng, dass sie sich laut Wiemer mit etwas gutem Willen hätten verständigen können), führte diese Gemeinsamkeit nicht zu politischen Bündnissen. Wiemer bilanziert, dass der Begriff „Germane“ in der Geschichtswissenschaft „mehr Verwirrung als Ordnung“ stiftet. Somit ist die Entscheidung von Goscinny und Uderzo, ihre Helden zwar nach Germanien zu schicken, aber sie dort „Goten“ treffen zu lassen, aus wissenschaftlicher Sicht nicht nur konsequent, sondern sogar hilfreich.

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Foto: picture alliance/akg-images

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