Microsoft kämpft mit „Call of Duty“-Effekt: Game Pass kostet nun 30 Dollar

Microsofts Xbox-Sparte hat überraschend eine massive Preiserhöhung ihres Abonnementdienstes Game Pass angekündigt. Das Premium-Abo kostet künftig 30 US-Dollar pro Monat – ein Plus von 50 Prozent im Vergleich zum bisherigen Preis. Diese Maßnahme verdeutlicht die finanziellen Spannungen, mit denen Microsoft nach der Integration von Activision Blizzard konfrontiert ist, berichtet Renewz.de unter Berufung auf Bloomberg.
Die Preiserhöhung und die Neuordnung der Game-Pass-Modelle zeigen, dass Microsofts Streaming-Offensive auch acht Jahre nach dem Start noch nicht die erwarteten Einnahmen generiert. Nach Angaben von ehemaligen und aktuellen Xbox-Mitarbeitern verzichtet das Unternehmen auf erhebliche Margen, da Blockbuster-Titel wie „Call of Duty“ über den Game Pass angeboten werden. Durch diese Entscheidung verlor Xbox im vergangenen Jahr über 300 Millionen US-Dollar an direkten Verkäufen des Shooters für Konsolen und PC.
„Game Pass hat nach der Übernahme von Activision nicht das Wachstum gebracht, das Microsoft erwartet hatte. Die Infrastrukturkosten passen einfach nicht mehr zum Preismodell“, sagte Joost Van Dreunen, Gründer der Analysefirma Aldora. Eine Xbox-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme ab.
Verlorenes Rennen um die Spielkonsolen
Im Hardware-Geschäft musste Microsoft bereits gegenüber Sonys PlayStation und Nintendos Switch zurückstecken, die mit Exklusivtiteln wie „The Last of Us“ oder „Zelda“ langfristige Erfolge erzielten. Für Xbox sollte der Game Pass eine konstante Einnahmequelle werden – ähnlich wie Netflix oder Disney Plus, die ebenfalls mit niedrigen Startpreisen Marktanteile gewannen. Bei der Einführung 2017 kostete das Abo zehn Dollar für mehr als 100 ältere Spiele. Ein Jahr später versprach Xbox, neue Eigenproduktionen direkt am Erscheinungstag ohne Aufpreis bereitzustellen – eine Entscheidung, die intern umstritten war, da sie das klassische Verkaufsmodell für Premiumspiele untergrub.
In den folgenden Jahren investierte Microsoft Milliarden in den Aufkauf erfolgreicher Studios. Der 69-Milliarden-Dollar-Deal zur Übernahme von Activision Blizzard 2023 gilt bis heute als der größte in der Geschichte der Branche. Die Integration sollte die Attraktivität des Game Pass erhöhen. Doch laut früheren Mitarbeitern hat gerade die Aufnahme von „Call of Duty“ in den Dienst den Umsatz der Xbox-Sparte gedrückt. Während „Call of Duty: Black Ops 6“ 2024 das meistverkaufte Spiel in den USA war, entfielen 82 Prozent aller Verkäufe auf Sonys PlayStation, berichtete IGN.
Preismodelle und schrumpfendes Wachstum
Die weltweite Abo-Umsatzsteigerung von 16 Prozent erklärt sich teilweise dadurch, dass viele Spieler „Call of Duty“ über den Game Pass spielten – aber das Abo nach wenigen Monaten wieder kündigten. Damit verlor Microsoft langfristige Erlöse, die durch den Kauf einzelner Spiele stabiler gewesen wären.
Im September kritisierte Shannon Loftis, frühere Vizepräsidentin der Xbox Game Studios, auf LinkedIn, dass Game Pass „einige Erfolge bei kleineren Spielen vorweisen kann, die sonst untergegangen wären, aber die Mehrheit der Downloads auf Kosten des Einzelhandelsumsatzes“ gehe.
Die Gaming-Branche insgesamt befindet sich in einer schwierigen Phase: Spieler verbringen mehr Zeit mit bestehenden Titeln, während neue Projekte weniger Aufmerksamkeit bekommen. Microsoft reagierte 2024 mit massiven Kürzungen – 650 Stellen in der Xbox-Abteilung wurden gestrichen, nachdem bereits im Januar 1.900 Jobs weggefallen waren. Dieses Jahr folgten weitere Entlassungen und die Einstellung von vier geplanten Spielen. Finanzchefin Amy Hood forderte das Team auf, Wege zur Gewinnsteigerung zu finden.
Auch politische Stimmen meldeten sich zu Wort. Die frühere FTC-Chefin Lina Khan, die erfolglos gegen den Activision-Kauf geklagt hatte, erklärte auf X (ehemals Twitter), die Übernahme habe „zu erheblichen Preiserhöhungen und Entlassungen geführt – zum Nachteil von Spielern und Entwicklern“.
Nach einem pandemiebedingten Boom schwächte sich das Wachstum des Game Pass deutlich ab: von 80 Prozent zwischen 2020 und 2021 auf 36 Prozent in den Jahren 2022 bis 2024. Im Februar 2024 zählte der Dienst 34 Millionen Abonnenten. Trotz dieser Entwicklung betont Xbox, dass Game Pass profitabel sei und im letzten Geschäftsjahr fast 5 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielte.
Am 1. Oktober stellte Microsoft ein neues dreistufiges Preismodell vor: 10 Dollar für rund 50 Titel, 15 Dollar für 200 Spiele und 30 Dollar für mehr als 400 Games, darunter 75 Titel am Veröffentlichungstag. Zu diesen gehören auch erwartete Blockbuster wie „Call of Duty: Black Ops 7“ und „The Outer Worlds 2“. „Nicht jeder will dasselbe Xbox-Erlebnis – wir entwickeln Game Pass weiter, um mehr Flexibilität, Auswahl und Wert zu bieten“, hieß es in der Pressemitteilung des Unternehmens.
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