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Wie gefährlich ist Russlands Marschflugkörper Ch-101 im Ukraine-Krieg

Wie gefährlich ist Russlands Marschflugkörper Ch-101 im Ukraine-Krieg

September 3, 2025
Monika Schmidt
Ch-101: Russlands teure Marschflugkörper im Ukraine-Krieg. Entwicklung, technische Daten, Kosten, Vergleich mit Flamingo, Abwehr und strategische Risiken.

Russland setzt seit Beginn der großangelegten Invasion systematisch den luftgestützten Marschflugkörper Ch-101 ein. Er wird vor allem von strategischen Bombern Tu-95MS und Tu-160 gestartet und gilt als Symbol für den modernen Raketenkrieg des Kremls. Der Ch-101 ist technologisch anspruchsvoll und in der Herstellung extrem teuer, während seine Präzision in realen Einsätzen häufig geringer ausfällt als in russischen Angaben. Trotz westlicher Sanktionen produziert Moskau weiterhin neue Einheiten und verwendet sie gegen militärische wie auch zivile Ziele, darunter das Kinderkrankenhaus Okhmatdyt in Kiew im Juli 2024. Internationale Beobachter bezeichnen diese Angriffe als Teil einer Strategie der Einschüchterung, die über die militärische Wirkung hinausgeht, berichtet Renewz.de.

Ursprung und Entwicklung

Die Planungen für den Ch-101 begannen Ende der 1980er-Jahre, die eigentliche Entwicklung startete in den 1990er-Jahren. Nach Tests im Jahr 2003 wurde die Rakete 2012 offiziell in den Dienst der russischen Streitkräfte gestellt. Ihren ersten Kampfeinsatz hatte sie 2015 in Syrien, als Tu-160-Bomber Ziele in mehreren Hundert Kilometern Entfernung angriffen. Ziel der Konstrukteure war es, eine Waffe mit großer Reichweite und verbesserter Tarnung zu entwickeln, die sich schwerer durch Radarsysteme erfassen lässt. Parallel entstand die Variante Ch-102, die mit einem thermonuklearen Sprengkopf ausgestattet werden kann. Damit wurde die Raketenfamilie zu einem festen Bestandteil der russischen nuklearen Triade.

Technische Eigenschaften des Ch-101

  • Länge: 7,45 Meter
  • Gewicht: ca. 2.200–2.400 Kilogramm
  • Reichweite: zwischen 2.500 und bis zu 4.500 Kilometern (abhängig von der Variante)
  • Geschwindigkeit: rund 700–720 km/h (Unterschall)
  • Gefechtskopf: 400–450 kg, wahlweise Spreng- oder Penetrationsladung, Cluster oder Tandemkopf
  • Steuerung: Trägheitsnavigationssystem mit GLONASS-Unterstützung, Endanflug teilweise elektro-optisch
  • Trägerplattformen: strategische Bomber Tu-95MS und Tu-160

Diese Daten zeigen, dass der Ch-101 für weitreichende Angriffe ausgelegt ist, die tief im gegnerischen Territorium Schäden anrichten können. Seine Unterschallgeschwindigkeit macht ihn zwar leichter abzufangen als Hyperschallwaffen, doch seine große Reichweite zwingt die Ukraine, eine breite Verteidigungslinie aufrechtzuerhalten.

Vergleich mit der Schweizer „Flamingo“-Rakete

Als Kontrast zum russischen Ch-101 wird häufig die Schweizer Kurzstreckenrakete „Flamingo“ genannt, die auf Präzision und taktische Flexibilität setzt. Während der Ch-101 mehrere Tausend Kilometer weit fliegen kann, ist die Reichweite der „Flamingo“ auf wenige Hundert Kilometer beschränkt. Der Gefechtskopf des „Flamingo“ wiegt unter 200 Kilogramm, dafür ist die Präzision im Zielgebiet deutlich höher und eignet sich für punktgenaue Operationen. Im Unterschied zum teuren russischen System, dessen Stückkosten auf 10–13 Millionen US-Dollar geschätzt werden, ist die „Flamingo“ vergleichsweise preisgünstig in der Herstellung. Auch beim Einsatz unterscheiden sich die Systeme: Der Ch-101 dient zur strategischen Abschreckung und zur Zerstörung weit entfernter Ziele, während der „Flamingo“ als taktisches Instrument im regionalen Rahmen gilt. Dieser Vergleich verdeutlicht, dass Reichweite nicht automatisch Effektivität bedeutet.

Einsatz in der Ukraine und Abwehr

Die Ukraine meldet regelmäßig den Abschuss von Ch-101-Raketen, oft mithilfe westlicher Systeme wie Patriot oder IRIS-T. Nach Angaben des ukrainischen Militärs werden im Durchschnitt rund 50 Prozent der abgefeuerten Ch-101 abgefangen, bei koordinierten Angriffswellen mit Drohnen und anderen Projektilen sinkt die Quote. Besonders der Angriff auf das Kinderkrankenhaus in Kiew im Juli 2024 zeigte, wie verheerend die Rakete im urbanen Umfeld wirken kann. Internationale Organisationen wie die UN und Human Rights Watch haben das Ereignis untersucht und als wahrscheinlichen direkten Raketentreffer klassifiziert. Russland versucht die Abwehr durch den Einsatz von Täuschkörpern und elektronischen Gegenmaßnahmen zu umgehen. Dennoch bleibt die Luftverteidigung der Ukraine ein entscheidender Faktor, um die Wirkung der Ch-101 zu begrenzen.

Kosten, Produktion und Risiken

Mit einem Stückpreis von geschätzt bis zu 13 Millionen US-Dollar gehört der Ch-101 zu den teuersten Waffen im russischen Arsenal. Experten fanden in den Trümmern mehrfach westliche Elektronik, was Fragen nach der Wirksamkeit der Sanktionen aufwirft. Nach Schätzungen verfügt Russland über etwa 300 Ch-101, produziert jedoch monatlich zwischen 40 und 50 neue Einheiten. Viele dieser Raketen werden unmittelbar nach der Fertigung eingesetzt, was die Lagerbestände niedrig hält, aber die Angriffe kontinuierlich ermöglicht. Für die internationale Gemeinschaft steht der Ch-101 symbolisch für die Widersprüche der russischen Militärmaschinerie: technisch vom Westen abhängig, ökonomisch belastend und strategisch riskant.

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Quelle

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