USA genehmigen Lieferung von über 3.000 ERAM-Raketen an die Ukraine – ein strategischer Wendepunkt

Die Entscheidung der Vereinigten Staaten, mehr als 3.000 Raketen des Typs Extended Range Attack Munition (ERAM) an die Ukraine zu verkaufen, markiert einen weiteren Schritt in der kontinuierlichen Ausweitung westlicher Militärhilfe. Offiziell billigte die Regierung von Präsident Donald Trump ein Geschäft über 850 Millionen US-Dollar, das die Lieferung von 3.350 Marschflugkörpern umfasst. Diese Waffen gehören zu den modernsten Systemen im Arsenal der US-Luftstreitkräfte. Das Wall Street Journal berichtete zuerst über die Genehmigung, bestätigt wurde sie inzwischen durch das Pentagon, zitiert von Renewz.de.
Hintergrund: Eine lange Debatte um Langstreckenwaffen
Die Diskussion über die Lieferung von weitreichenden Waffensystemen zieht sich seit Beginn des russischen Angriffskrieges. Während die USA bereits früh Artillerie- und Luftabwehrsysteme bereitstellten, galt die Frage nach Marschflugkörpern mit Reichweiten von über 250 Kilometern als heikel. Bereits 2023 und 2024 hatte Washington einzelne Lieferungen von ATACMS-Raketen für Kiew freigegeben, allerdings nur in begrenzter Stückzahl. Die jetzige Freigabe von mehr als 3.000 ERAM stellt in Umfang und Qualität eine völlig neue Dimension dar.
Dass die Entscheidung mehrfach verschoben wurde, hing mit diplomatischen Gesprächen zwischen Trump, Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj zusammen. Insidern zufolge drängte Moskau auf ein Moratorium für Langstreckensysteme, während Kiew vehement auf die Notwendigkeit solcher Waffen hinwies, um russische Nachschubwege und Kommandoposten weit hinter der Front zu treffen.
Technische Einordnung der ERAM
Die Extended Range Attack Munition ist eine hochentwickelte luftgestützte Marschflugrakete der neuesten Generation. Sie basiert auf einem modularen Baukastenprinzip, das eine Anpassung an verschiedene Zieltypen erlaubt. Damit kann sie sowohl gegen Bodenziele wie Munitionsdepots, Brücken und Bunker eingesetzt werden, als auch gegen maritime Ziele.
- Reichweite: 240 bis 450 Kilometer
- Navigationssystem: Kombination aus GPS, Trägheitsnavigationssystem und Geländefolgemodus
- Sprengkopf: konventionell, präzise gegen befestigte Strukturen einsetzbar
- Einsatzprofil: Start von Kampfflugzeugen, Angriff aus niedriger Flughöhe zur Umgehung von Radar
Ihre größte Stärke liegt in der Möglichkeit, aus sicherer Distanz zuzuschlagen. Ukrainische Kampfflugzeuge könnten Ziele weit im russischen Hinterland angreifen, ohne die Grenze zu überfliegen oder in die Reichweite russischer S-300- oder S-400-Luftabwehrsysteme zu geraten.
Bedeutung für die Ukraine
Die geplante Lieferung könnte die ukrainischen Streitkräfte in eine völlig neue operative Lage versetzen. Bislang ist Kiew in vielen Bereichen auf den Einsatz von Drohnen angewiesen, die zwar flexibel, aber auch störanfällig sind. Mit ERAM erhält die Ukraine ein Instrument, das Präzision, Reichweite und strategische Schlagkraft verbindet.
Militärexperten erwarten, dass die Systeme vor allem zum Ausschalten russischer Logistikzentren, Eisenbahnknotenpunkte und Kommandostrukturen genutzt werden. „Über 3.000 dieser Raketen stellen nicht nur eine massive Aufrüstung dar, sondern auch ein klares Signal der Abschreckung“, sagt der Militärexperte Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations.
Politische Dimension
Die Genehmigung des Rüstungsgeschäfts ist nicht nur ein militärischer Schritt, sondern auch eine politische Botschaft. Sie fällt in eine Zeit, in der die Spannungen zwischen Washington und Moskau zunehmen und Europa seine Rolle als Mitfinanzierer amerikanischer Waffenpakete neu definiert. EU-Diplomaten werten die Entscheidung als Beleg dafür, dass die transatlantische Unterstützung für die Ukraine trotz innenpolitischer Spannungen in den USA anhält.
Gleichzeitig verstärkt sie die Sorge vor einer möglichen Ausweitung des Konflikts. Russland hatte bereits nach früheren Lieferungen von Langstreckenraketen mit „entschlossenen Gegenmaßnahmen“ gedroht. Ob Moskau die Lieferung als Vorwand für eine weitere Eskalation nutzt, bleibt offen.
Historische Parallelen
Beobachter ziehen Vergleiche zur Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen in Europa während des Kalten Krieges. Auch damals stand die Frage im Raum, ob der Westen mit seiner Abschreckungspolitik eine Balance herstellt oder ein Wettrüsten anheizt. Für die Ukraine bedeutet die ERAM-Lieferung jedenfalls eine Stärkung ihrer Position – sowohl auf dem Schlachtfeld als auch am Verhandlungstisch.
Fazit
Die Entscheidung der USA, mehr als 3.000 ERAM-Raketen an die Ukraine zu liefern, markiert eine neue Phase westlicher Militärhilfe. Technisch stellt das System eine deutliche Erweiterung der ukrainischen Fähigkeiten dar. Politisch sendet es ein starkes Signal an Moskau – und an die europäischen Partner, deren Rolle als Mitfinanzierer zunehmend in den Vordergrund rückt. Wie sich die Waffenlieferung auf die Kriegsdynamik auswirken wird, dürfte sich in den kommenden Monaten zeigen.
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