Cracker Barrel in der Krise: Logo-Reform löst Aktiensturz und Fan-Proteste aus

Der traditionsreiche US-Restaurantkonzern Cracker Barrel hat in dieser Woche einen radikalen Schritt vollzogen und sein über Jahrzehnte unverändertes Logo umgestaltet. Das Unternehmen verzichtet künftig sowohl auf das ikonische Fass als auch auf die markante Männerfigur, die seit 1977 ein Symbol für die Marke waren. Stattdessen präsentierte das Management eine neue, „stärker an die Form des Fasses angelehnte“ Version, die jedoch den zentralen Bestandteil der alten Bildsprache hinter sich lässt. Laut einer offiziellen Erklärung stand das Fass in der Vergangenheit symbolisch für den Treffpunkt der Menschen – als eine Art „Wasserspender jener Zeit“. Darüber berichtet Renewz unter Berufung auf CNN.
Die unmittelbare Reaktion an den Finanzmärkten fiel dramatisch aus: Die Aktie von Cracker Barrel (CBRL) verlor am Donnerstag mehr als zwölf Prozent und setzte damit ein deutliches Signal, wie sensibel Investoren auf den Bruch mit Tradition reagieren. Der Logowechsel ist Teil eines umfassenden Modernisierungspakets, das das Unternehmen mit einem Investitionsvolumen von rund 700 Millionen US-Dollar vorantreibt. Neben dem Rebranding umfasst die Initiative neue TV-Kampagnen, eine aktualisierte Speisekarte mit herbstlich inspirierten Gerichten sowie weitreichende Renovierungen in den Restaurants. Ziel sei es, ein jüngeres Publikum zu gewinnen und die Marke aus der verstaubten Nische des „nostalgischen Country-Stils“ herauszuführen.
Cracker-Barrel-Chefin Julie Felss Masino hatte bereits 2024 angekündigt, dass grundlegende Veränderungen notwendig seien, um „Relevanz zurückzugewinnen“. Nach ihren Worten habe die unternehmensinterne Forschung gezeigt, dass sowohl die Menügestaltung, die Kommunikation als auch das gesamte Raumgefühl der Filialen überarbeitet werden müssten, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.
Doch die Modernisierung stößt auf massiven Widerstand. Zahlreiche Stammkunden äußern in sozialen Netzwerken ihr Unverständnis. Ein Nutzer schrieb: „Das Logo zu ändern, fühlt sich an, als würde wieder ein Stück Kultur verschwinden.“ Auch konservative Stimmen reagierten empört. Unter anderem meldete sich der Sohn von Ex-Präsident Donald Trump öffentlich zu Wort und kritisierte den Schritt scharf. Parallel dazu sorgt die Umgestaltung der Restaurants für Diskussionen: In mehr als 660 Filialen wurden die früheren dunklen Holzinterieurs aufgehellt und viele der landestypischen Dekorationsstücke entfernt. In viralen TikTok-Videos beklagen Nutzer, dass damit das charakteristische Flair verloren gehe.
Masino selbst verteidigte die Maßnahmen gegenüber ABC News mit Nachdruck. Das Feedback der Gäste sei „überwiegend positiv“, viele Menschen würden die neuen, aufgeräumten Räume zu schätzen wissen. Dennoch warnen Experten vor einem gefährlichen Balanceakt. Anjali Bal, Marketingprofessorin am Babson College, betonte, dass Cracker Barrel mit der Änderung zwar Neugier bei neuen Kunden wecken könne, zugleich aber das Risiko eingehe, die emotionale Bindung langjähriger Gäste zu unterminieren. Besonders kritisch sei, dass das Unternehmen zwar seine Farbpalette beibehalten, aber das unverkennbare Logo stark verändert habe.
Bal erklärte weiter, dass das neue Erscheinungsbild die Marke weniger unverwechselbar wirken lasse und die Gefahr berge, die einzigartige Identität zu verwässern. Die eigentliche Herausforderung liege darin, Modernität und Wiedererkennungswert in Einklang zu bringen, ohne die Verbindung zu treuen Stammgästen zu kappen.
Finanziell steht Cracker Barrel ohnehin unter Druck. Bereits im Juni hatte die Kette einen ungewöhnlichen Geschäftsbericht veröffentlicht: Ein Zollaufschlag führte zu einem Verlust von fünf Millionen US-Dollar im Handelssegment, da viele der angebotenen Produkte aus dem Ausland stammen. Zwar konnten Restaurantumsätze und flächenbereinigte Verkäufe leicht zulegen und damit den Trend der Branche widerspiegeln, doch die aktuelle Debatte um Logo und Markenkern überschattet diese positiven Signale.
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