Nasdaq 100 überflügelt Amazon 2025 deutlich – Investoren zweifeln am KI-Kurs des Tech-Riesen

Nasdaq 100 verzeichnet im Jahr 2025 einen beachtlichen Aufschwung von nahezu 13 Prozent – angetrieben vom wachsenden Interesse der Märkte an Künstlicher Intelligenz und datengetriebenen Technologien. Im direkten Vergleich dazu wirkt Amazon wie ein Ausreißer: Die Aktie des E-Commerce- und Cloud-Riesen legte lediglich um 5,5 % zu und liegt damit deutlich unter dem Durchschnitt des Index. Besonders auffällig ist die Performance seit Ende Juli. Renewz.de berichtet unter Berufung auf Cryptopolitan, dass sich die Lücke seit der Bekanntgabe schwacher Quartalsergebnisse rapide vergrößert hat.
Der Hauptgrund liegt in den enttäuschenden Wachstumszahlen von Amazon Web Services (AWS), dem Cloud-Segment, das lange Zeit als Cash-Cow des Konzerns galt. Zwar behauptet sich AWS weiterhin als Marktführer bei der Vermietung von Rechenleistung, doch mit einem Umsatzplus von lediglich 17 % im zweiten Quartal liegt es weit hinter der Konkurrenz: Microsoft Azure wuchs im gleichen Zeitraum um 39 %, Google Cloud um 32 %. Das wirft die Frage auf, ob Amazon Marktanteile verliert – oder ob der strategische Fokus in der KI-Ära nicht präzise genug gesetzt ist.
Diese Performance-Lücke ist nicht nur eine Zahl: Sie verändert die Wahrnehmung des Unternehmens fundamental. Während Wettbewerber wie Oracle und CoreWeave (unterstützt von Nvidia) stark in KI-Infrastruktur investieren – und dafür von Investoren mit Kursgewinnen von bis zu 50 % belohnt werden – wirkt Amazon in seiner Diversität fast antiquiert. Oracle etwa stellte im Juli zusätzliche 4,5 Gigawatt Rechenzentrumsleistung für OpenAI bereit – ein Deal, der strategisch und medial punktete.
Ein weiteres Signal für die strukturelle Neuordnung im Tech-Markt: Rami Sinno, einer der führenden Chip-Entwickler bei Amazon, wechselte kürzlich zu Arm Holdings. Er war maßgeblich an der Entwicklung der unternehmenseigenen KI-Chips Trainium und Inferentia beteiligt. Arm, traditionell Anbieter von Chiparchitekturen, hat angekündigt, künftig selbst Chips für datenintensive Anwendungen zu produzieren – ein Schritt, der den Paradigmenwechsel im Hardwaresektor unterstreicht.
Parallel dazu leidet Amazons Positionierung auch unter dem eigenen Geschäftsmodell. Über Jahre hinweg galt die Diversifizierung als Stärke – Onlinehandel, Werbung, Cloud, Supermärkte. Doch im Jahr 2025, das an der Börse klar im Zeichen von KI, Automatisierung und Rechenleistung steht, wirkt diese Vielseitigkeit wie eine strategische Zerfaserung.
„Amazon ist kein reiner KI-Play – und genau das suchen Anleger derzeit“, so Eric Clark, Portfoliomanager bei Rational Dynamic Brands Fund. Der Wunsch nach fokussierten Investments dominierte 2025 das Verhalten institutioneller Anleger.
Zwar kündigte Amazon kürzlich an, die Zahl der Städte mit taggleichen Lebensmittellieferungen zu verdoppeln – ein logistischer Kraftakt. Doch diese Art von Investition wirkt im aktuellen Börsenklima fast „off-topic“. Anleger erwarten sichtbare Fortschritte in der KI-Vermarktung – und diese bleiben bislang aus.
Amazon steht vor einer strategischen Zäsur. Die Innovationskraft des Unternehmens wird nicht in Frage gestellt, wohl aber dessen Fähigkeit, im entscheidenden Wachstumsfeld des Jahrzehnts – der Künstlichen Intelligenz – sichtbar und führend zu agieren. Wenn sich der Trend fortsetzt, könnte der Abstand zum Nasdaq 100 nicht nur temporär, sondern strukturell werden.
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