Wie wurde der UAI-Coin zum größten Instagram-Krypto-Betrug Europas

Ein einziger Instagram-Account wurde zur Ausgangsbasis des milliardenschweren UAI-Coin-Krypto-Betrugs – ein internationaler Scam, der ganz Europa erschütterte. Ursprünglich gehörte das Profil der malaysischen Unternehmerin und Umweltaktivistin Abe Lim, deren Identität von Betrügern missbraucht wurde. Wie Renewz.de unter Berufung auf Business Insider berichtet, nutzten internationale Betrüger ihre öffentlich zugänglichen Fotos und Videos, um eine perfide Täuschungsmasche in Dutzenden Ländern zu orchestrieren.
Das Schadensausmaß ist enorm: Über 64 Milliarden Euro wurden laut Ermittlungen weltweit in den sogenannten UAI Coin investiert – eine vollständig gefälschte Kryptowährung. Tausende Einzelpersonen – meist Männer – verloren ihr gesamtes Vermögen.
Hintergrund: Wer ist Abe Lim und wie kam es zur Instrumentalisierung ihres Accounts
Abe Lim ist eine reale Person mit starker Onlinepräsenz. Als Gründerin eines Unternehmens für nachhaltige Verpackungen veröffentlichte sie Inhalte über Recycling, persönliche Entwicklung und Teezeremonien – stets zurückhaltend, professionell und vertrauenswürdig.
Genau diese mediale Ästhetik nutzten professionelle Betrüger aus. Ihre Bilder wurden geklont, ihr Stil kopiert und unter Dutzenden Fake-Profilen – unter Namen wie „Dora“, „Jasmine“ oder „Anna“ – auf Instagram, WhatsApp und Telegram verbreitet.
Lim selbst erklärte in einem Interview mit Business Insider, dass sie keinerlei Kenntnis von der Betrugsmasche hatteund inzwischen selbst zur Zielscheibe wurde: „Ich bekomme täglich Beschimpfungen, obwohl ich selbst betrogen wurde.“
Die Masche: Wie „Pig Butchering“ im digitalen Raum funktioniert
Der Begriff „Pig Butchering Scam“ bezeichnet eine strukturierte Betrugsform, bei der das Opfer (das „Schwein“) über Wochen oder Monate „gemästet“ – also psychologisch manipuliert und in Sicherheit gewogen – wird, bevor es durch eine fingierte Investition ausgenommen wird.
Phasen des UAI-Coin-Betrugs
Phase | Beschreibung |
---|---|
1. Kontaktaufnahme | Über Instagram wird eine emotionale Verbindung aufgebaut. |
2. Vertrauensbildung | Tägliche Kommunikation, angebliche Liebesgeständnisse, Videobotschaften. |
3. Investment-Versuch | „Freundin“ stellt lukratives Krypto-Investment (UAI Coin) vor. |
4. Plattformsimulation | Gefälschte Handelsplattform zeigt steigende Profite. |
5. Rückzahlungsverweigerung | Auszahlung scheitert – Opfer soll angeblich Gebühren oder Steuern zahlen. |
6. Eskalation | Opfer wird unter Druck gesetzt, weiteres Geld zu überweisen. |
Die Plattformen und Apps wurden so professionell gestaltet, dass sie sich kaum von echten Kryptoanwendungen unterschieden.
Internationale Dimension: Länder, Opfer, Strukturen
Der UAI-Coin-Betrug ist kein lokales Phänomen. Laut internen Auswertungen und Aussagen von Ermittlern hat die Masche weltweit Opfer gefunden – insbesondere in folgenden Regionen:
Land/Region | Anzahl dokumentierter Fälle | Durchschnittlicher Verlust |
---|---|---|
Deutschland | über 1.200 | 18.000 – 75.000 € |
Indien | > 3.500 | 8.000 – 45.000 € |
Kanada/USA | > 2.000 | 25.000 – 110.000 € |
Türkei | > 1.000 | 5.000 – 22.000 € |
Südostasien | unbekannt hoch | variabel |
Interpol und europäische Behörden gehen davon aus, dass die Steuerung der Operation durch organisierte Gruppen in China, Hongkong, Dubai und Vietnam erfolgt. Häufig werden Callcenter und „Love Scam“-Abteilungen getrennt betrieben.
Strafverfolgung: Erfolge und Herausforderungen
Obwohl mehrere Serverinfrastrukturen in Taiwan und Singapur identifiziert wurden, gilt die Koordination als hochmobil. Blockchain-Analysten verfolgen Transaktionen im Ethereum-Netzwerk, konnten aber bislang keine zentrale Walletsicherstellen.
Einige Tätergruppen nutzen sogenannte „Mule“-Bankkonten in der EU, was Ermittlungen erschwert. Der Fall zeigt eine massive Lücke in der internationalen Strafverfolgung digitaler Betrugsstrukturen.
Folgen für die Betroffenen
Die Schäden sind nicht nur finanziell:
- Viele Opfer berichten von psychischer Traumatisierung, Angstzuständen, Isolation.
- In mindestens zwei Fällen kam es laut Polizeiangaben zu Suizidversuchen nach dem Betrug.
- Opferorganisationen fordern mehr digitale Bildungsangebote und Frühwarnsysteme.
Stellungnahme der Plattformen: Instagram, Meta, Telegram
Meta (Instagram/WhatsApp) kündigte an, interne Prüfmechanismen für verifizierte Profile zu verschärfen. Doch laut interner Quellen waren viele der Fake-Profile nicht gemeldet – teils wegen perfekter Nachbildung, teils wegen fehlendem Bewusstsein.
Telegram verweigerte gegenüber Journalisten eine Stellungnahme und beruft sich auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
Was Nutzer tun können – Empfehlungen der Polizei und Cybersicherheitszentren
- Nie Geld aufgrund von Online-Bekanntschaften investieren.
- Plattformen immer auf ihre Legalität und BaFin-Lizenz prüfen.
- Videocalls fordern – und prüfen, ob Bewegung und Stimme zu Bildern passen.
- Bilder über Google Reverse Image Search überprüfen.
- Bei Verdacht: Anzeige bei Polizei oder Meldung an Verbraucherzentralen.
Der Fall rund um Abe Lim und den UAI Coin zeigt, wie Social Media, Fake-Kryptos und psychologische Manipulationen zu einer globalen Betrugsmaschinerie verschmelzen. Behörden fordern nun klarere Gesetzesgrundlagen zur Plattformverantwortung und internationale Kooperation gegen Finanzbetrug.
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