Wann reformiert die Türkei ihr All-inclusive-System im Tourismus, um Lebensmittelverschwendung zu stoppen

In der Türkei stehen Reformen des All-inclusive-Systems in Hotels und Restaurants bevor, um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Am 14. August 2025 hat der Präsidialrat für Agrar- und Ernährungspolitik in Ankara offiziell bestätigt, dass er eine umfassende Gesetzesinitiative zur Eindämmung der Lebensmittelverschwendung ausarbeitet. Anlass sind alarmierende Daten der Türkei-Stiftung zur Vermeidung von Verschwendung (TİSVA), denen zufolge jährlich rund 23 Millionen Tonnen Lebensmittel im Land entsorgt werden – darunter etwa 35 Prozent der geernteten Obst- und Gemüsemenge, noch bevor sie überhaupt den Verbraucher erreichen. Besonders im Fokus der geplanten Reformen stehen offene Buffets in Hotels sowie die in der Türkei weit verbreiteten „Serpme Kahvaltı“ – reichhaltige Frühstückstafeln, die oft zu erheblichen Mengen ungenutzter Speisen führen. Über die geplanten Maßnahmen berichtet Renewz.de unter Berufung auf Sabah.

Die Initiative geht auf eine Arbeitsgruppe des Präsidialrats zurück, die seit Monaten Daten zum Umfang der Verschwendung in der Gastronomie sammelt. Laut Ramazan Bingöl, Ratsmitglied und Vorsitzender des Verbands aller Gastronomen und Tourismusbetreiber (TÜRES), sollen die Vorschläge innerhalb der nächsten zwei Monate zunächst Präsident Recep Tayyip Erdoğan vorgelegt und danach ins Parlament eingebracht werden.
Warum gerade jetzt gehandelt wird
Nach offiziellen Angaben treibt die Verschwendung nicht nur die Lebensmittelpreise weiter in die Höhe, sondern verschärft auch die Abhängigkeit von teuren Importen. Die Regierung sieht darin einen zentralen Faktor für die Lebensmittelinflation, die im Sommer 2025 ein neues Hoch erreicht hat. Hinzu kommt der Druck von Umweltorganisationen und Tourismusverbänden, die seit Langem auf den ökologischen Fußabdruck von All-inclusive-Angeboten und Massenfrühstücken hinweisen.
Geplante Kernänderungen im Detail
- Abschaffung der „Personenpflicht“: Restaurants und Cafés sollen Kunden nicht mehr zwingen dürfen, pro Person eine volle Frühstücksportion zu bestellen. Gruppen sollen auch kleinere Mengen ordern können, ohne Aufpreis oder Einschränkungen.
- Reform des Hotelbuffets: Statt unbegrenztem All-inclusive-Angebot sollen Hotels teilweise auf ein à-la-carte-System umstellen, bei dem Gäste gezielt das auswählen, was sie wirklich essen.
- Verbot der Essensentsorgung auf Straßen: Speisereste dürfen nicht mehr im öffentlichen Raum mit der Begründung verteilt werden, Straßentiere zu füttern. Stattdessen sollen sie gesammelt und kontrolliert an Tierheime weitergegeben werden.
- Brot-Rationierung in Gastronomie: Kostenlose Brotkörbe sollen reduziert und nur auf Nachfrage nachgereicht werden, um die jährliche Verschwendung von 4,38 Milliarden Broten zu senken.
Dimension des Problems
Die TİSVA-Daten zeigen, dass Lebensmittelverschwendung in der Türkei vor allem in Privathaushalten, im Dienstleistungssektor und in der Logistik entsteht. Fehler bei Ernte, Transport und Lagerung sowie Überproduktion in Buffets führen zu immensen Verlusten. Allein beim traditionellen „Serpme Kahvaltı“ werden laut TÜRES-Schätzungen bis zu 50 Prozent der Speisen unberührt weggeworfen.

Globale Dimension
Die Regierung verweist zudem auf die weltweite Ernährungskrise: Über 783 Millionen Menschen sind von Hunger betroffen, täglich sterben mehr als 25.000 Kinder an Unterernährung. Die geplanten Gesetze sollen nicht nur die nationale Verschwendung eindämmen, sondern auch einen Beitrag zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele leisten.
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