Europa startet mit MARTE ein neues Rüstungszeitalter: Kampfpanzer der nächsten Generation mit Hybridantrieb und KI

Am 1. Juli 2025 wurde das europäische Panzerprojekt MARTE (Main ARmoured Tank of Europe) offiziell gestartet. Elf Mitgliedstaaten der Europäischen Union sowie Norwegen entwickeln unter deutscher Koordination einen Kampfpanzer der fünften Generation. Das Vorhaben wird mit einer Anschubfinanzierung von 20 Millionen Euro aus dem Europäischen Verteidigungsfonds (EDF) gefördert – darüber berichtet Renewz.de unter Berufung auf Rheinmetall und Heise Online.
Zielsetzung: Technologische Unabhängigkeit und strategische Führungsfähigkeit
MARTE gilt als Antwort Europas auf geopolitische Unsicherheiten, militärische Abhängigkeiten von Drittstaaten und den zunehmenden Bedarf an verteidigungspolitischer Souveränität. Der neue Panzer soll nicht nur die Anforderungen moderner Gefechtsfelder erfüllen, sondern auch als technologische Plattform dienen, auf der zukünftige Systeme aufbauen können. Ziel ist ein hochvernetztes, autonomiefähiges und widerstandsfähiges Waffensystem, das vollständig in europäischer Hand bleibt.
Projektstruktur: Breite Allianz unter deutscher Leitung
Die Gesamtkoordination des Projekts liegt beim Bundesministerium der Verteidigung. Die operative Verantwortung trägt die neu gegründete MARTE ARGE GbR, ein Zusammenschluss von KNDS Deutschland (Krauss-Maffei Wegmann) und Rheinmetall. Insgesamt sind 51 Unternehmen, Institute und Forschungseinrichtungen aus 12 Ländern beteiligt. Neben den deutschen Akteuren gehören auch internationale Partner wie Leonardo (Italien), Indra (Spanien) und SAAB (Schweden) zum Projektkonsortium.
Technisches Konzept: Vernetzung, KI und Hybridantrieb
Nach Angaben von Rheinmetall und Heise umfasst das Konzept des neuen Kampfpanzers folgende Schlüsselaspekte:
- Hybridantrieb mit elektrischem Antriebstrang zur Reduktion akustischer und thermischer Signaturen
- Künstliche Intelligenz zur Zielerfassung, Feuerleitunterstützung und Entscheidungsassistenz unter Gefechtsbelastung
- Integrierte Sensorik mit Radar-, Wärmebild- und akustischen Ortungssystemen
- Autonomiefunktionen, die teilautomatisiertes Fahren ermöglichen
- Drohnenabwehr- und Cyberresilienzkomponenten
- NATO-kompatible Gefechtsfeldvernetzung mit Hochgeschwindigkeits-Kommunikation
Diese Auslegung soll nicht nur die Einsatzfähigkeit verbessern, sondern auch die Sicherheit und Reaktionsgeschwindigkeit der Besatzung erhöhen.
Strategische Einordnung
Im Unterschied zu früheren Projekten, wie dem deutsch-französischen MGCS, setzt MARTE auf eine multipolare Struktur und eine offene Systemarchitektur. Dies erlaubt eine modulare Erweiterung, nationale Anpassungen und potenziellen Export. Auch mittelständische Unternehmen und spezialisierte Forschungseinrichtungen sind integraler Bestandteil des Projekts. Die EU strebt mit MARTE ein eigenständiges Gegengewicht zu den US-Systemen M1A2 Abrams oder israelischen Merkava-Varianten an.
Zeitplan und Ausblick
Die Konzeptions- und Vorentwicklungsphase ist auf mehrere Jahre angelegt. Eine erste Demonstrationsplattform könnte nach Einschätzung von Branchenexperten frühestens 2030 bis 2031 präsentiert werden. Die Gesamtkosten des Projekts werden langfristig im zweistelligen Milliardenbereich erwartet – inklusive Serienfertigung, Logistik und Infrastruktur.
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Bild: Rheinmetall AG
